pharma-kritik
Hoher Preis = hoher Nutzen?
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 45
, Nummer 1, PK1256
Redaktionsschluss: 22. Juni 2023
Wenn ich bei der Behandlung eines Typ-2-Diabetes jemandem zu einer Basistherapie mit Metformin (Glucophage® u.a.) zusätzlich eine wöchentliche Injektion von Semaglutid (Ozempic®) verschreibe, so steigen die Behandlungskosten etwa auf das Siebzehnfache an (von rund 8 auf 138 Franken pro Monat). Ich müsste 45 Personen so behandeln, um innerhalb von zwei Jahren 1 kardiovaskuläre Komplikation zu verhindern (NNT, aufgrund der «Sustain-6»-Studie). Eine «kardiovaskuläre Komplikation» – MACE = «major adverse cardiac event» – entspricht einem der folgenden Ereignisse: Herzinfarkt, Schlaganfall, kardiovaskulärer Tod. Wenn 5% der in der Schweiz wohnenden Personen mit einem Typ-2-Diabetes (etwa 25'000 Menschen) so mit Semaglutid behandelt würden (und es nicht wegen unerwünschten Wirkungen absetzten), liessen sich also innerhalb von zwei Jahren etwa 550 Fälle von MACE verhindern, zum Preis von rund 40 Millionen Franken pro Jahr.
Anhand dieses Beispiels lässt sich ermessen, wie problematisch pharmakoökonomische Überlegungen sind. Es gibt in dieser Rechnung so viele Variablen und so viele Unsicherheiten, dass man – je nach Interessenlage – zu vollständig unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen kann. So wäre unter anderem zu bedenken, dass wir uns in dieser Rechnung auf eine Studie stützen, in der nachgewiesen werden sollte, dass Semaglutid hinsichtlich kardiovaskulärer Folgen einem Placebo nicht-unterlegen wäre. Um auch festzustellen, dass Semaglutid überlegen ist, benötigen wir eine grössere Studie (mit mehr «Power») – eine solche ist zwar im Gange, aber noch nicht abgeschlossen. Für einen sekundären Endpunkt, nämlich die kardiovaskuläre Mortalität, fand sich in «Sustain-6» kein signifikanter Unterschied zwischen Semaglutid und Placebo, in einer analogen Studie mit oralem Semaglutid («Pioneer-6») ergab sich dagegen ein Vorteil für Semaglutid. Auch hier gilt aber, dass diese Studien für diese Aussage nicht genügend «Power» haben. Was die unerwün
Anhand dieses Beispiels lässt sich ermessen, wie problematisch pharmakoökonomische Überlegungen sind. Es gibt in dieser Rechnung so viele Variablen und so viele Unsicherheiten, dass man – je nach Interessenlage – zu vollständig unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen kann. So wäre unter anderem zu bedenken, dass wir uns in dieser Rechnung auf eine Studie stützen, in der nachgewiesen werden sollte, dass Semaglutid hinsichtlich kardiovaskulärer Folgen einem Placebo nicht-unterlegen wäre. Um auch festzustellen, dass Semaglutid überlegen ist, benötigen wir eine grössere Studie (mit mehr «Power») – eine solche ist zwar im Gange, aber noch nicht abgeschlossen. Für einen sekundären Endpunkt, nämlich die kardiovaskuläre Mortalität, fand sich in «Sustain-6» kein signifikanter Unterschied zwischen Semaglutid und Placebo, in einer analogen Studie mit oralem Semaglutid («Pioneer-6») ergab sich dagegen ein Vorteil für Semaglutid. Auch hier gilt aber, dass diese Studien für diese Aussage nicht genügend «Power» haben. Was die unerwün
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Hoher Preis = hoher Nutzen? (22. Juni 2023)
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
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pharma-kritik, 45/No. 1
PK1256
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