Bild des Monats Januar 2020: Horace-Bénédict und Nicolas Théodore de Saussure

Bild des Monats Februar 2020: Kanarischer Drachenbaum (Dracaena draco)

Bild des Monats März 2020: Grossblütiges Hirtentäschel (Capsella grandiflora)

Bild des Monats April 2020: Nickender Milchstern (Ornithogalum nutans)

Bild des Monats Mai 2020: Sommerglöckchen (Leucojum aestivum)

Bild des Monats Juni 2020: Alpen-Fettblatt (Pinguicula alpina)

Bild des Monats Juli 2020: Drüsenglocke (Adenophora liliifolia)

Bild des Monats August 2020: Nickender Steinbrech (Saxifraga cernua)

Bild des Monats September 2020: Gemeiner Feigenkaktus (Opuntia humifusa)

Bild des Monats Oktober 2020: Lebensraum Alpine Kalkschuttflur (Täschelkrautflur)

Bild des Monats November 2020: Südafrika: Hotspot Tafelberg

Bild des Monats Dezember 2020: Sefistrauch (Juniperus sabina)

Nach den beiden Genfer Naturforschern (Vater und Sohn) ist die Pflanzengattung Saussurea = Alpenscharte benannt.
Der Vater bestieg 1787 (ein Jahr nach der Erstbesteigung) den Mont Blanc und erforschte den Berg. Er gilt auch als Erstbesteiger des Kleinen Matterhorns. Er entwickelte eine Reihe von wissenschaftlichen Messgeräten, u.a. das Cyanometer zur Messung des Himmelsblau. Alexander von Humboldt verwendete dieses Gerät bei seinen Forschungsreisen in Südamerika.
Der Sohn war bei der Besteigung des Mont Blanc als Assistent mit dabei. Seine Verdienste in der Botanik liegen auf dem Gebiet der Pflanzenphysiologie (Wissenschaft der pflanzlichen Lebensvorgänge wie Photosynthese, Ernährung).
Die Alpenscharten sind eine Gattung aus der Familie der Korbblütler und kommen hauptsächlich in den Gebirgen Eurasiens vor (Alpen, Karpaten, Himalaya, China).
Mein Bild zeigt die Zwerg-Alpenscharte (Saussurea pygmaea), aufgenommen am Wiener Schneeberg in den Ostalpen. Das Denkmal von H.-B. de Saussure steht in Chamonix.
Mit diesem eindrücklichen Baum schliesse ich die Reihe der Kanaren-Pflanzen ab. Als Alexander von Humboldt 1799 auf seiner Reise nach Südamerika auf Teneriffa Station machte, sah er einen gewaltigen Drachenbaum, den es heute nicht mehr gibt. Der «Drago Milenario», der heute in Icod auf Teneriffa gezeigt wird, ist vermutlich nur 400 Jahre alt. Weil der Baum aus der Familie der Spargelgewächse (!) keine Jahresringe macht, kann sein genaues Alter nicht bestimmt werden. Der Baum kommt ausser auf den Kanaren auch auf Madeira, den Kapverdischen Inseln und in Nordafrika vor. Bei den Ureinwohnern der Kanaren wurde der Harzsaft («Drachenblut») als Heilmittel und zur Einbalsamierung der Toten verwendet. Heute kommt er für Lacke und Polituren zum Einsatz – die dunklen Balkone und Fenstereinfassungen auf den Kanaren sind so behandelt.
Mein Bild stammt von der Nordküste der Insel La Palma – der Wanderweg heisst Camino Real de la Costa. Dort finden sich viele kleine und mittelgrosse Drachenbäume, die neben den Siedlungen wachsen und sich auch natürlich vermehren.
Als ich im März 2012 die Pflanze in den Wiesen von Betlis am Walensee zum ersten Mal sah, dachte ich an ein Wiesen-Schaumkraut. Dieser Kreuzblütler blüht aber erst einen Monat später (in Appenzell Ende April - er wird deshalb «Landsgmeendblüemli» genannt). Als ich dann später die Früchte sah, war der Fall klar: es handelte sich um ein Hirtentäschel. Die Blüten waren aber viel grösser als beim Gemeinen Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) und sie dufteten.
Abklärungen mit anderen Botaniker*innen ergaben, dass die Pflanze auch an anderen Stellen in der Linthebene vorkommt. Im Internet wird für das Grossblütige Hirtentäschel als Herkunft der östliche Mittelmeerraum und Balkan angegeben. Wie die Pflanze in die Schweiz eingewandert ist, kann niemand sicher sagen.
Vor einem Monat habe ich den Neueinwanderer Capsella grandiflora vorgestellt.
Die Flora der Schweiz besteht zu fast 100% aus Einwanderern. Das Land war ja während der Eiszeiten mehrheitlich vom Eis bedeckt. Viele Einwanderer kamen aus dem warmen Süden – so auch der Nickende Milchstern. Die Pflanze aus der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) blüht im April in Rebbergen und Obstgärten. Sie kommt von Genf über den Jurasüdfuss bis Schaffhausen an geeigneten Standorten vor. Milchsterne sind Geophyten oder Zwiebelpflanzen, d.h. sie verbringen die kalte Jahreszeit im Boden. Mit dem Einsetzen der Frühlingswärme kommen Blätter und Blüten sehr rasch ans Tageslicht. Nach der Blüte ziehen die Pflanzen wieder ein und speichern die Nährstoffe in der Zwiebel. Im Unterschied zum häufigeren Doldigen Milchstern hat Ornithogalum nutans hängende weisse Blüten mit grünlichen Streifen.
Mein Bild stammt von einem Rebberg bei Stein am Rhein SH.
Das Märzenglöckchen (Leucojum vernum) ist den meisten Leuten bekannt – aber es gibt auch noch das verwandte Sommerglöckchen. Der Name ist allerdings irreführend, die Pflanze blüht bereits ab Ende April und im Mai. Im Gegensatz zum einblütigen Märzenglöckchen weist der Blütenstand 3 bis 7 Glöckchen auf, und man findet die Pflanze nicht im Wald und in Obstgärten, sondern in feuchten Wiesen. Die Pflanze ist mit 30 bis 50 cm Höhe auch wesentlich grösser. Die Gattung Leucojum (Knotenblume) gehört zusammen mit Lauch (Allium), Narzisse (Narcissus) und Schneeglöckchen (Galanthus) zur Familie der Narzissengewächse (Amaryllidaceae).
Der grösste Unterschied ist aber der Seltenheitsgrad: Während das Märzenglöckchen in der kollinen und montanen Stufe weit verbreitet ist, kommt Leucojum aestivum in der Schweiz nur an einem Standort im Meienried bei Büren an der Aare vor. In Europa ist die Pflanze aber weit verbreitet: Von England und Irland im Nordwesten bis in die Ukraine im Osten, und vor allem in Südeuropa. Mein Bild stammt von einem Sumpfgebiet in Slowenien.
P.S.: Es gibt auch noch ein Herbstglöckchen (Leucojum autumnale) auf der Iberischen Halbinsel und einigen Inseln im Mittelmeer – und sogar ein Winterglöckchen (Leucojum hiemale) in Italien und Frankreich. Beide Pflanzen werden aber nach neuer Taxanomie zur Gattung Acis gezählt.
«Fleischfressende Pflanzen» gleichen den Mangel von Mineralstoffen an nährstoffarmen Standorten aus, indem sie kleinere Tiere wie Insekten mittels klebriger Blätter fangen und verdauen. In unserer Flora gehört der Sonnentau dazu (siehe Pflanze des Monats Juli 2006), aber auch das heute vorgestellte Fettblatt.
Das Alpen-Fettblatt blüht weiss, ausserdem kommen in der Schweiz noch 3 violette Fettblatt-Arten vor. Pinguicula alpina wächst im ganzen Alpengebiet auf nassen Felsen, in Mooren und feuchten Wiesen. Auf den gelbgrünen, in einer grundständigen Rosette angeordneten Blättern sieht man oft kleine Mücken kleben.
Die zugehörige Familie der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae) weist auf die 2. Gattung hin: der Wasserschlauch (Utricularia) ist ebenfalls fleischfressend, allerdings nicht an der Luft, sondern unter Wasser! Er frisst mittels untergetauchten Bläschen Planktonorganismen. In der Flora Helvetica sind 7 Utricularia-Arten verzeichnet, alle sind gelb blühend (und schwierig zu bestimmen).
Diese Rarität sieht auf den 1. Blick aus wie eine gewöhnliche Glockenblume. Den Unterschied zur Gattung Campanula entdeckt man erst mit der Lupe: der weit aus der Krone ragende Griffel ist am Grund von einem Drüsenring umgeben (> Name). Der einzige Standort in der Schweiz liegt am Monte San Giorgio oberhalb Meride im Sottoceneri, auf Waldwiesen direkt am Wanderweg zum Gipfel. Blütezeit ist Juli. Es ist wahrscheinlich der westlichste Standort der Drüsenglocke, das Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Osten bis zum Altaigebirge. In unserer Nachbarschaft sind Standorte in Norditalien, Bayern und Niederösterreich bekannt.
Der Monte San Giorgio ist vor allem wegen seiner Saurierversteinerungen berühmt, welche in einem kleinen Museum in Meride zu bewundern sind. Doch auch für den Botaniker bietet der Berg einige «Leckerbissen»: Schwarzer Germer (Veratrum nigrum), Grasblättrige Schwertlilie (Iris graminea), Busch-Gladiole (Gladiolus imbricatus), Knotiger Storchschnabel (Geranium nodosum), Montpellier-Nelke (Dianthus hyssopifolius), u.a.
Pflanzen mit dem Verbreitungsgebiet «arktisch-alpin» kommen einerseits in hohen Lagen der Alpen, andererseits im Hohen Norden vor. Die Erklärung für dieses Verbreitungsmuster liegt in den Eiszeiten. Zum Höchststand der Vergletscherung lag zwischen Nordeuropa und den Alpen ein schmaler Streifen mit einer Vegetation ähnlich der heutigen in Sibirien (Tundra). Mit der Erwärmung zogen sich die Pflanzen nach Norden, bzw. in die höheren Stufen der europäischen Gebirge zurück – und andere, wärmebedürftigere Pflanzen wanderten aus Süden ein.
Aus der Gattung Steinbrech (Saxifraga) kommen in der Schweiz 2 typische arktisch-alpine Vertreter vor: Der abgebildete Nickende Steinbrech wächst nur im Unterengadin (z.B. auf dem Piz Arina in 2'800 m Höhe) und an 2 Stellen im Wallis. Die Pflanze heisst auch noch Arktischer Knöllchen-Steinbrech – die rötlichen Brutknöllchen am Stengel sind gut erkennbar, die grundständigen Blätter weisen 5 – 7 Lappen auf. Die 2. Art ist der Moor-Steinbrech (Saxifraga hirculus) mit wenigen Standorten im Waadtländer Jura.
Auf Island sind beide Arten weit verbreitet – mein Foto stammt auch von dort.
Einen Kaktus in der Schweiz würde man nicht als Wildpflanze erwarten. Alle Kakteen stammen aus Amerika, unsere Pflanze des Monats ist also eindeutig ein Neophyt. Wie der Feigenkaktus hierher gekommen ist, habe ich nicht herausgefunden. Er gedeiht aber in den heissen Felsensteppen des Walliser Rhonetals sehr gut, ohne negativ aufzufallen (also keine invasive Pflanze, allerdings auf der «Watch List»).
Diese Opuntia blüht im Monat Juni gelb, im Hochsommer erscheinen die roten, fleischigen, feigenförmigen Früchte, welche erst im nächsten Sommer abfallen.
Die Früchte und jungen Triebe der verwandten Opuntia ficus-indica sind essbar und gehören zur mexikanischen Standardküche.
Mein Bild stammt vom Mont d’Orge bei Sion.
Die namensgebende Charakterart dieses faszinierenden Lebensraumes ist das Rundblättrige Täschelkraut (Thlaspi rotundifolium). Die Pflanzen dieses Lebensraumes sind an den instabilen Untergrund angepasst: ihre lang gezogenen, geschmeidigen unterirdischen Organe finden nach Verschüttungen immer wieder an die Oberfläche. Neben der Instabilität ist die Trockenheit im Kalkschutt ein Problem für die Pflanzen. Deshalb findet sich auf nordseitigen Hängen, die länger vom Schnee bedeckt sind, die grössere Vielfalt.
Weitere typische Arten sind: Breitblättriges Hornkraut (Cerastium latifolium), Gelber Alpen-Mohn (Papaver aurantiacum) *), Alpen-Leinkraut (Linaria alpina), Roter Steinbrech (Saxifraga oppositifolia), u.a.
Die 2. Pflanze auf dem Bild ist die Gämskresse (Pritzelago alpina), beide Pflanzen gehören zur Familie den Kreuzblütler (Brassicaceae).
Mein Bild stammt vom Säntis AI (auf ca. 2'300 m ü.M.).
*) siehe Pflanze des Monats Juli 2011
Seit 15 Jahren habe ich an dieser Stelle jeweils im November die Schönheiten der südafrikanischen Flora vorgestellt. Mit dem ungewöhnlichen Bild des Table Mountain bei Kapstadt möchte ich die Reihe abschliessen.
Die grandiose Kulisse von Kapstadt ist ein Naturwunder: in unmittelbarer Nähe der Millionenstadt breitet sich eine unberührte Natur aus. Die Flora umfasst ca. 1'400 Arten – mehr als in ganz Grossbritannien, und viele davon sind endemisch, kommen also nur hier vor. Die Pflanze im Vordergrund ist der Silberbaum (Leucadendron argenteum) aus der Familie der Proteagewächse. Er wächst nur am Tafelberg und Lion’s Head in einem schmalen Streifen bis zum berühmten Botanischen Garten Kirstenbosch.
Obwohl der höchste Punkt nur ca. 1'000 Meter ü.M. liegt, ist das Massiv oft von Wolken umhüllt – der Table Mountain trägt das typische «tablecloth».
Der Gewöhnliche Wacholder (Juniperus communis) ist allgemein bekannt, sein Verbreitungsgebiet sind lichte Wälder und trockene Hänge vor allem im Jura, Wallis und Graubünden. Seine Beeren werden als Gewürz für Wildgerichte verwendet, zum Einlegen von Sauerkraut, aber auch als Schnaps gebrannt.
Aber Achtung! Unsere Pflanze des Monats ist giftig, darum heisst sie auch Gift-Wacholder, Stink-Wacholder oder Sadebaum. Die Pflanze wächst nicht aufrecht wie der Gewöhnliche Wacholder, sondern kriecht meist auf Felsen und Berghängen. Die Blätter an jungen Pflanzen und Trieben sind nadelförmig, an älteren schuppenförmig, kreuzweise gegenständig, 1,5-2 mm lang, am Zweig herablaufend und sich dachziegelartig überdeckend. Das Verbreitungsgebiet in der Schweiz konzentriert sich auf das Wallis und Unterengadin, also die typischen inneralpinen Trockentäler.
Mein Bild stammt aus Törbel VS.