Bild des Monats Januar 2019: Nikolaus Joseph von Jacquin (1727 – 1817)
Bild des Monats Februar 2019: Lorbeerwälder der Kanaren
Bild des Monats März 2019: Krokus – verwirrender Frühlingsbote
Bild des Monats April 2019: Österreichische Schwarzwurzel (Scorzonera austriaca)
Bild des Monats Mai 2019: Gemeine Kugelblume (Globularia bisnagarica)
Bild des Monats Juni 2019: Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum)
Bild des Monats Juli 2019: Alpen-Akelei (Aquilegia alpina)
Bild des Monats August 2019: Schweizer Meerträubel (Ephedra helvetica)
Bild des Monats September 2019: Ysop (Hyssopus officinalis)
Bild des Monats Oktober 2019: Lebensraum Rebberg
Bild des Monats November 2019: Südafrika: Knersvlakte - Wüste der Wunder
Bild des Monats Dezember 2019: Arve (Pinus cembra)
Ich staunte nicht schlecht, als ich letzten Winter dieses Bild im Schloss Belvedere in Wien fand:
https://digital.belvedere.at/objects/2449/huldigung-an-jacquin-jacquins-denkmal
Ein heute unbekannter Maler malte es 1821 zur Huldigung des verstorbenen Botanikers. Es zeigt Pflanzen, welche Jacquin im Laufe seines Lebens beschrieben hat.
Jacquin reiste in jungen Jahren nach Westindien, um interessante Pflanzen für die kaiserlichen Gärten in Schönbrunn zu finden. Er war auch Professor für Chemie und Mineralogie an der Universität in Wien und Direktor des Botanischen Gartens. Er stand in Briefkontakt mit Carl von Linné und setzte sich für dessen Ordnungssystem auf dem Gebiet der österreichischen Monarchie ein. Er schrieb mehrere botanische Werke, u.a. die 5bändige Florae Austriacae. Dieses Werk ist im Bibliothekskatalog NEBIS der ETH Zürich als Scan einsehbar:
Ihm zu Ehren wurde z.B. eine Gattung von Orchideen (Jacquiniella) benannt. Mein Bild zeigt den Berg-Spitzkiel (Oxytropis jacquinii), aufgenommen am Wissmeilenpass im St. Galler Oberland. Weitere nach ihm benannte Arten sind Juncus jacqinii (eine Binse), Anthyllis montanus ssp. jacquinii (Berg-Wundklee)....
Die Kanarischen Inseln befinden sich in der Zone der Passatwinde, welche das ganze Jahr über vor allem aus Nordost wehen. Bei allen Inseln ausser Lanzarote und Fuerteventura (diese haben keine nennenswerten Gebirge) staut sich die feuchte Luft und bildet in einer Höhe zwischen 200 und 1'400 Metern ü.M. eine Wolkenschicht. Der vorherrschende Waldtyp war vor den Eiszeiten auch in Europa vorhanden, starb aber mit der Klimaverschlechterung aus. Die Temperaturen liegen im Jahresschnitt bei 15 Grad , die Niederschlagsmenge bei 1'000 mm. Für sonnensuchende Touristen ist das defintiv keine Gegend zum Ferien machen. Doch die warmen und trockenen Gegenden liegen „gleich um die Ecke“ auf der anderen Seite der Inseln.
Der Namen gebende Baum ist der Azoren-Lorbeer (Laurus azorica), neben weiteren Bäumen aus der selben Familie der Lauraceae sind immergrüne Pflanzen dominierend wie z.B. Kanaren-Stechpalme (Ilex canariensis), Kanaren-Schneeball (Viburnum tinus rigidum), Kanaren-Erdbeerbaum (Arbutus canariensis). Auch die vor einem Jahr vorgestellte Kanaren-Glockenblume (Canarina canariensis) ist im Lorbeerwald verbreitet.
Mein Bild stammt von der Insel El Hierro, wo sich ein kleiner Bestand des Lorbeerwaldes erhalten hat.
Alle kennen diese Pflanzengattung aus der Familie der Irisgewächse, aber bei den Fachleuten löst sie Verwirrung aus. Je nach Quelle werden 100 bis 240 Arten unterschieden, dazu kommen noch viele Hybriden als Züchtungen für Gärten und Parks. Unser einheimischer Frühlings-Krokus (Crocus vernus in der CH-Literatur Crocus albiflorus genannt) blüht je nach Höhenlage von März bis Juni, vor allem an Nordhängen in der montanen bis alpinen Höhenstufe. Ausser im Mittelland ist er im ganzen Alpengebiet und Jura auf eher fetten Wiesen und Weiden anzutreffen.
Das Verbreitungsgebiet der Gattung erstreckt sich über den gesamten Mittelmeerraum bis nach Westchina. Die meisten Arten sind Frühlingsblüher, aber es gibt Ausnahmen: die bekannteste ist der Safran (Crocus sativus), dessen Staubfäden bekanntlich für ein sehr begehrtes und teures Gewürz verwendet werden.
Mein Foto zeigt den mediterranen Crocus versicolor (Silberlack-Krokus), einer endemischen Art aus Südost-Frankreich und Nordwest-Italien. Die Pflanze hat grössere Blüten als unser Frühlings-Krokus, die Farbe ist ein helles Rosa, die Blütenblätter sind gestreift.
Die Garten-Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica) ist ein altes Wintergemüse, das in letzter Zeit wieder in Mode kommt (z.B. Sorte Campiuns von Pro Specie Rara). Sie wird auch als „Spargel des armen Mannes“ bezeichnet. Die Gattung Scorzonera aus der Familie der Korbblütler kommt in Europa und Asien vor und umfasst ca. 175 Arten.
Unsere Pflanze des Monats hat ihr Verbreitungszentrum in SO-Europa. In Österreich ist sie ein Element der „Pannonischen Flora“, in Deutschland ist sie fast ausgestorben. In der Schweiz beschränkt sich ihr Verbreitungsgebiet auf das Walliser Rhonetal und das Tessin. Gelbe Korbblütler sind bei den Botanikern nicht sehr beliebt, weil schwer bestimmbar. Scorzonera austriaca kann man sehr leicht an den gewelltrandigen Blättern erkennen. Der Lebensraum sind Trockenrasen, lichte Föhrenwälder und Kalkfelsen, die Blütezeit ist April bis Mai.
Die Gattung Globularia ist in der Flora Helvetica mit 3 Arten vertreten. Die gezeigte Gemeine Kugelblume blüht als erste (bereits ab April) und hat die grösste Höhenverbreitung (von der kollinen bis in die subalpine Stufe). Sie ist ein typischer Magerkeitszeiger, d.h. sie ist mit nährstoffarmen, oft sandigen oder felsigen Böden zufrieden. Im Mittelland ist die Pflanze sehr selten, die Verbreitungsschwerpunkte sind der Jura und die Kantone Wallis, Tessin und Graubünden.
Die 2 anderen Kugelblumen sind typische Alpenpflanzen: die Herzblättrige Kugelblume (G. cordifolia) und die Schaft-Kugelblume (G. nudicaulis). Früher wurden die Kugelblumen einer eigenen Familie zugerechnet, heute gehören sie zu den Wegerichgewächsen (Plantaginaceae).
Mein Bild stammt aus einer Kiesgrube bei Weiach ZH.
Im November 2009 habe ich die „Geranien“ Südafrikas vorgestellt, die botanisch eigentlich Pelargonium heissen. In unserer heimischen Flora kommt die Gattung Pelargonium nicht vor, wohl aber ca. 20 Arten von Geranium. Darunter befinden sich weit verbreitete Arten wie das Ruprechtskraut (Geranium robertianum), aber auch sehr seltene Arten wie der Böhmische Storchschnabel (Geranium bohemicum), der vor allem nach Bränden auftritt. Dieses Phänomen konnte man nach dem grossen Waldbrand oberhalb von Leuk VS im Hitzesommer 2003 feststellen.
Die Pflanze des Monats kommt in 2 Unterarten vor: Der eigentliche Braun-Storchschnabel blüht in einem dunklen Violett, sein Verbreitungsgebiet in der Schweiz ist verstreut in Wiesen der tiefen Lagen. Er ist eigentlich eine südeuropäische Pflanze, die Vorkommen sind vermutlich kultiviert und verwildert. Der Blassviolette Braun-Storchschnabel (ssp. lividum) hat sein Verbreitungszentrum im Unterwallis und in den Kantonen Freiburg und Waadt, und zwar auf Bergwiesen der subalpinen Stufe.
Storchschnabelgewächse sind an der typischen Frucht eindeutig erkennbar, für die genaue Bestimmung der Art müssen die sehr variablen Blattformen zu Hilfe genommen werden.
Meine beiden Fotos stammen aus Pfäfers im St. Galler Oberland, bzw. aus Derborence im Wallis.
Viele Alpenpflanzen sind wegen der harschen Umweltbedingungen (Wind, Temperaturgegensätze, Nährstoffmangel) kleiner als ihre Verwandten im Tiefland. Bei der Alpen-Akelei trifft das nicht zu: sie ist mit einem Blütendurchmesser von 6 – 9 cm deutlich grösser als die Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris) und die Dunkle Akelei (Aquilegia atrata). Sie ist eine Westalpen-Pflanze, die Verbreitungsgrenze im Osten liegt in Vorarlberg. Sie wächst auf Bergwiesen und Zwergstrauchheiden (meist zusammen mit Alpenrosen) in Höhenlagen von 1200 bis 2600 Metern. In der Schweiz ist die Pflanze in den Nord- und Südalpen verbreitet, aber überall selten und steht deshalb auf der Roten Liste.
Die Gattung Aquilegia aus der Familie der Hahnenfussgewächse weist unverwechselbare Blüten auf, welche von grossen Insekten (Hummeln) besucht werden. Dabei wählen diese oft den direkten Weg und beissen ein Loch in den Sporn, um rascher an der Nektar zu gelangen. Akeleien gibt es in ca. 70 Arten in Eurasien und Nordamerika. Dort erfolgt die Bestäubung auch durch Kolibris und Schwärmer.
Ausnahmsweise zeige ich kein Makro-Foto, sondern die Pflanze im Lebensraum: Es stammt vom Hinteren Lauterbrunnental im Berner Oberland.
Ephedra ist die einzige Gattung in der Familie der Meerträubelgewächse (Ephedraceae). Die ca. 70 Arten sind auf allen Kontinenten (ausser Australien) verstreut, aber nirgends häufig. Unsere Pflanze des Monats kommt in den Trockentälern der Alpen wie z.B. im Wallis, Aostatal, Vinschgau und in den französischen Alpen vor. Die Familie ist isoliert und sehr alt, eine Verwandte ist Welwitschia mirabilis (siehe auch Bild des Monats vom November 2011). Meerträubel gehören wie die Nadelbäume zu den Nacktsamern (Gymnospermen). Der Zwergstrauch wird 10 bis 25 cm hoch, blüht im Mai mit unscheinbar gelben Blüten, im Sommer erscheinen die roten Früchte.
Ephedra-Arten werden in der chinesischen Medizin unter dem Namen Ma Huang seit über 5000 Jahren verwendet. In der westlichen Medizin wird hauptsächlich der Reinstoff Ephedrin und verwandte Alkaloide eingesetzt, zum Beispiel gegen Schnupfen.
Mein Bild stammt vom Mont d’Orge bei Sion VS.
Die Familie der Lamiaceae (Lippenblütler) weist eine ganze Reihe von Gewürz- und Heilkräutern auf, wie z.B. Minze, Bohnenkraut, Majoran, Thymian, Rosmarin und Basilikum. Weniger bekannt ist der Ysop, der in der Schweiz wild nur im Walliser Rhonetal vorkommt. Die Pflanze wird aber als Gewürz- und Heilpflanze seit dem 16. Jahrhundert bei uns angebaut und verwildert leicht. Sie blüht spät im Jahr – von Juli bis September. Standorte sind warme Felsenhänge und Trockenrasen. Das ätherische Öl und die Gerbstoffe gelten als entzündungshemmend und krampflösend. In der Volksmedizin wird der Ysop bei Halsentzündungen, Husten und Verdauungsbeschwerden eingesetzt.
Es gibt eine Reihe von Volksnamen (Liste aus Wikipedia): Bienenkraut, Duftisoppe, Echter Ysop, Eisenkraut, Hyssop, Eisop, Esope, Gewürzysop, Heisop, Hisopo, Hizopf, Ibsche, Isop, Ispen, Essigkraut, Josefskraut oder Weinespenkraut. Der Name Ysop stammt aus dem Hebräischen, er wird in der Bibel mehrfach erwähnt. Allerdings handelt es sich dabei nicht unsere Pflanze, sondern um eine Majoran-Art.
Mein Bild stammt aus dem Vispertal VS.
Dieser Lebensraum kann nicht nur für Weinliebhaber, sondern auch für BotanikerInnen spannend sein. Rebberge werden vom Mensch an sonnigen, eher trockenen, oft kalkreichen Böden angelegt. Sie werden mehrmals im Jahr bearbeitet und gedüngt. Die spezialisierte Flora besteht einerseits aus Frühlings-Geophyten (Zwiebelpflanzen), andererseits aus Sommerannuellen (einjährigen Pflanzen), die häufig mehrmals im Jahr blühen können.
Beispiele für die 1. Gruppe sind die auf dem Foto dominierende Weinberg-Traubenhyazinthe (Muscari neglectum), aber auch Milchstern (z.B. Ornithogalum nutans), Weinberg-Lauch (Allium vineale) oder sehr selten die Weinberg-Tulpe (Tulipa sylvestris). Zur 2. Gruppe gehören die abgebildeten Arten Gewöhnliches Greiskraut (Senecio vulgaris), Persischer Ehrenpreis (Veronica persica) und Sonnwend-Wolfsmilch (Euphorbia helioscopia), aber auch Erdrauch (Fumaria sp.), Acker-Ringelblume (Calendula arvensis), Taubnessel (Lamium sp.) und andere.
Natürlich sieht man auch total vergiftete Rebberge ohne Unterwuchs, doch das ist schade und kurzsichtig. Denn die pflanzliche Biodiversität im Rebberg fördert ein reiches Insektenleben mit vielen Nützlingen.
Mein Bild stammt aus Wartau im St. Galler Rheintal.
300 Kilometer nördlich von Kapstadt in der Gegend der Ortschaft Vanrhynsdorp liegt das Knersvlakte Nature Reserve. Es ist eine Halbwüste, die zu grossen Teilen mit kleinen weissen Quarzkieseln bedeckt ist. Als die Buren mit ihren Ochsengespannen durchzogen, knirschte es unter den Rädern, daher der Name – Knirschebene.
Erst auf den 2. Blick erschliesst sich die Vielfalt und Schönheit der Flora. Die sukkulenten Pflanzen sind kaum von den Steinen zu unterscheiden („Lebende Steine“) und auch die Tiere haben sich in totaler Mimikry an die Umgebung angepasst. Die weisse Heuschrecke sieht aus wie ein Quarzkiesel, das Dickblattgewächs daneben heisst Crassula columnaris (auf deutsch etwa mit Säulen-Dickblatt zu übersetzen). Seit 2014 ist das Gebiet als Nature Reserve geschützt, zum Teil ist der Zutritt wegen der sensiblen Pflanzen ganz verboten.
Die Knersvlakte liegt in der Zone der Süd-Winterregen, die grösste Vielfalt an blühenden Pflanzen ist daher in den Monaten Juli bis September zu erwarten.
Die Arve (in Deutschland und Österreich Zirbe oder Zirbel-Kiefer genannt) ist der Baum der Extreme in den Alpen: Sie steigt im Bergwald bis 2'400 Meter ü.M., so z.B. im berühmten Tamangur-Wald bei S-charl im Unterengadin. Sie kann bis 600 Jahre alt werden und wächst sehr langsam. Im Gegensatz zur Bergföhre mit der schlanken Spitze macht sie eine breite Krone. Die Nadeln wachsen in Büscheln zu 5 (Föhre 2).
In der Schweiz kommt die Arve vor allem im Wallis und in Graubünden vor, das feuchte Klima der Nordalpen behagt ihr weniger. Doch es gibt auch kleine Vorkommen in der Nordostschweiz (Murgsee, Wildhauser Gulmen im Kanton St. Gallen, Oberseetal im Kanton Glarus).
Bekannt ist die „Verbreitungsstrategie“ des Baumes: Der Tannenhäher legt Vorräte an Zirbelnüssen für den Winter an. Aus den nicht gefundenen Früchten keimen bei geeignetem Untergrund junge Arven. Noch vor 100 Jahren wurde der Tannenhäher bejagt, weil man meinte, er schade den Bäumen – das Gegenteil ist der Fall!