- Neuroleptika und Obstipation
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 30. November 2023
Die neuseeländische Arzneimittelbehörde erinnert daran, dass Neuroleptika häufig zu einer Verstopfung führen. Bei der Peristaltik spielen verschiedene Neurotransmitter eine Rolle – Acetylcholin, Serotonin und Histamin –, weshalb das Risiko, dass sich unter einem bestimmten Neuroleptikum eine Obstipation entwickelt, davon abhängt, in welchem Mass das Neuroleptikum diese Neurotransmitter beeinflusst. Am häufigsten tritt Verstopfung unter Clozapin (Leponex® u.a.) auf. Das Risiko hängt auch vom Lebensstil, Essverhalten und anderen eingenommenen Medikamenten ab. Nicht oder zu spät erkannt, kann eine durch Neuroleptika induzierte Verstopfung zu einem Ileus, einer Darmobstruktion oder weiteren gefährlichen Komplikationen führen. Deshalb ist bei einer Neuroleptika-Behandlung auf mögliche Zeichen einer Obstipation zu achten, namentlich Bauchschmerzen, Übelkeit, Appetitverminderung und paradoxe Diarrhoe. Bei einer Therapie mit Clozapin soll gegebenenfalls eine Prophylaxe mit Laxantien durchgeführt werden.
Bericht der neuseeländischen Arzneimittelbehörde: Antipsychotic-induced constipation – high impact for patients
Früherer BDN-Text: Clozapin (Leponex® u.a.): Gefährliche gastrointestinale Motilitätsstörungen
- Antibiotika-Prophylaxe bei alkoholbedingter Hepatitis ohne relevanten Nutzen
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 23. November 2023
Bei einer schweren alkoholbedingten Hepatitis wird zu einer Behandlung mit Prednisolon geraten, was zumindest kurzfristig einen Überlebensvorteil verspricht. Mit der Steroidgabe steigt aber das Infektionsrisiko. Deshalb wurde in einer Doppelblindstudie untersucht, ob die betroffenen Personen von einer Antibiotika-Prophylaxe profitieren. 284 Personen mit einer schweren alkoholbedingten Hepatitis erhielten während 30 Tagen Prednisolon (40 mg/Tag) sowie zusätzlich Amoxicillin/Clavulansäure (Augmentin® u.a., 3-mal 1 g/125 mg pro Tag) oder Placebo. Der primäre Endpunkt war die Gesamtmortalität nach 60 Tagen. In der Antibiotikum-Gruppe betrug sie 17% und in der Placebo-Gruppe 22%, was bei einer «Hazard Ratio» von 0,77 (0,45–1,31) keinen signifikanten Unterschied bedeutete.
Volltext der Studie aus dem JAMA: Effect of Prophylactic Antibiotics on Mortality in Severe Alcohol-Related Hepatitis
- Bupropion (Wellbutrin®, Zyban®): Vorsicht beim Brugada-Syndrom
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 16. November 2023
Das Brugada-Syndrom ist eine seltene, vererbte Herzerkrankung, bei der die kardialen Natriumionenkanäle betroffen sind und die bereits in jungem Alter einen plötzlichen Herztod verursachen kann. Charakteristische EKG-Veränderungen sind ein Rechtsschenkelblock sowie ST-Veränderungen über den rechtskardialen Brustwandableitungen.
Das Risiko eines Herzstillstandes oder plötzlichen Herztodes scheint bei Personen mit einem Brugada-Syndrom erhöht zu sein, wenn sie Bupropion einnehmen (einen Hemmer von Noradrenalin und Dopamin, der als Antidepressivum sowie als Medikament zur Nikotinentwöhnung eingesetzt wird). Bei Personen mit einem Brugada-Syndrom oder entsprechenden kardialen Ereignissen in der Familienanamnese ist deshalb Vorsicht geboten, wenn eine Bupropion-Behandlung geplant wird.
Mitteilung der ägyptischen Arzneimittelbehörde: Buproprion: unmasking of Brugada syndrome
- Beeinflussen Antibiotika frühkindliche Hirnentwicklung?
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 9. November 2023
Vor gut einem Jahr haben wir über eine schwedische Kohortenstudie berichtet, die sich mit möglichen Folgen einer Antibiotika-Einnahme bei schwangeren Frauen befasst hatte (Antibiotika und erhöhte Frühgeburtlichkeit). Mit Daten aus dieser Kohorte hat man nun in einer anderen Analyse gezeigt, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft ein Antibiotikum erhalten, und Kinder, die in den ersten zwei Lebensjahren selbst ein Antibiotikum bekommen, mit einem signifikant höheren Risiko aufwachsen, an einem ADHS oder an einer Störung aus dem Autismus-Spektrum zu erkranken. Ein möglicher Grund für diese Antibiotika-Nebenwirkung könnte sein, dass sich eine Veränderung des gastrointestinalen Mikrobioms ungünstig auf die Hirnentwicklung auswirkt.
Volltext der Studie aus «Drug Safety»: Maternal and Early-Life Exposure to Antibiotics and the Risk of Autism and Attention-Deficit Hyperactivity Disorder in Childhood: a Swedish Population-Based Cohort Study