• Thiazide: Keine effiziente Nierensteinprophylaxe
  • Verfasst von:
  • Datum: 30. Mai 2023

Die meisten Nierensteine bestehen aus Kalziumsalzen und sind von einer Hyperkalziurie begleitet. Zur Rezidivprophylaxe von kalziumhaltigen Steinen hat man deshalb seit langem Thiaziddiuretika eingesetzt, weil sie die Kalzium-Urinausscheidung vermindern. Die prophylaktische Wirkung von Thiaziden war bislang aber nicht definitiv geklärt, weshalb sich eine Schweizer Multizenterstudie nochmals damit befasst hat.
416 Patienten und Patientinnen mit einem Nierensteinleiden erhielten doppelblind Hydrochlorothiazid (Esidrex®, 12,5, 25 oder 50 mg/Tag) oder Placebo. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 2,9 Jahren (Median) war unter Placebo bei 59% erneut ein Nierenstein aufgetreten; unter Hydrochlorothiazid lag die Häufigkeit bei 59% mit der 12,5-mg-Dosis, bei 56% mit der 25-mg-Dosis und bei 49% mit der 50-mg-Dosis; selbst mit der höchsten Hydrochlorothiazid-Dosis war der Unterschied gegenüber Placebo nicht signifikant.

Kurzform der Studie aus dem «New England Journal of Medicine»: Hydrochlorothiazide and Prevention of Kidney-Stone Recurrence

  • Anticholinergika bei benigner Prostatahyperplasie: Zusatznutzen fraglich
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 23. Mai 2023

In einer Metaanalyse wurden 12 placebokontrollierte Studien zusammengestellt, in denen man sich mit der Behandlung von sogenannten Blasenspeichersymptomen (Pollakisurie, Nykturie, Dranginkontinenz) bei Männern mit einer benignen Prostatahyperplasie befasst hatte. Im Detail wurde untersucht, ob Männer unter einer «Basistherapie» mit Alphablockern von einer zusätzlichen Behandlung mit Anticholinergika profitieren. Durch Anticholinergika wurde die Häufigkeit von Drangepisoden um 0 bis 1,4 pro 24 Stunden reduziert, die Miktionshäufigkeit um 0,2 bis 1,1 pro 24 Stunden. Ein überzeugender Nutzen lässt sich daraus nicht ableiten, umso mehr als die Anticholinergika auch signifikant mehr Nebenwirkungen wie Harnretention, Mundtrockenheit und Obstipation hervorriefen.

Volltext der Metaanalyse aus dem «Journal of Urology»: Role of Antimuscarinics Combined With Alpha-blockers in the Management of Urinary Storage Symptoms in Patients With Benign Prostatic Hyperplasia: An Updated Systematic Review and Meta-analysis

«pharma-kritik»-Text (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Miktionsbeschwerden bei alternden Männern

  • Nicotinamid schützt Transplantierte nicht vor Hautkrebs
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 11. Mai 2023

Es gibt Daten, wonach Nicotinamid (Niacin, Vitamin B3) die schädigende Wirkung von UV-Licht vermindern und das Risiko von nichtmelanotischen Hauttumoren senken kann. Solche Hauttumoren treten bei Organtransplantierten wegen der Immunsuppression gehäuft auf. In einer randomisierten Studie wurden deshalb 157 Organtransplantierte, die schon mindestens zwei Mal an einem Hautkrebs erkrankt waren, entweder mit Nicotinamid (2-mal 500 mg/Tag) oder mit Placebo behandelt. Nach 1 Jahr fand sich beim primären Endpunkt – der Anzahl neuer Basalzell- oder Plattenepithelkarzinome – kein signifikanter Unterschied. Wenngleich die Studie «underpowered» blieb, weil nicht die geplante Patientenzahl rekrutiert werden konnte, wird das Ergebnis als valide betrachtet, da bei Nicotinamid kein Signal einer Wirksamkeit erkennbar war.

Kurzform der Studie aus dem «New England Journal of Medicine»: Nicotinamide for Skin-Cancer Chemoprevention in Transplant Recipients

  • Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse: Antibiotika sind häufigste Ursache
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 4. Mai 2023

Das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und – als Maximalvariante – die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) sind schwere, potentiell lebensbedrohliche Hautreaktionen. In einer aktuellen Metaanalyse bestätigte sich, dass Medikamente, insbesondere Antibiotika, die hauptsächlichen Auslöser sind. In 86% der SJS/TEN-Fälle war es ein (einzelnes) Medikament, das verantwortlich schien; in den restlichen Fällen waren mehrere Medikamente, eine Infektion oder eine nicht identifizierbare Ursache zu vermuten. 28% der SJS/TEN-Fälle wurden durch ein Antibiotikum hervorgerufen; am häufigsten handelte es sich um ein Sulfonamid (32% der antibiotikabedingten Fälle), ein Penicillin (22%) oder ein Cephalosporin (11%). Bei einem SJS/TEN-Verdacht ist es essentiell, die in Frage kommenden Medikamente sofort zu stoppen.

Kurzform der Metaanalyse aus dem «JAMA Dermatology»: Worldwide Prevalence of Antibiotic-Associated Stevens-Johnson Syndrome and Toxic Epidermal Necrolysis – A Systematic Review and Metaanalysis

Allgemeine Übersicht zum SJS und zur TEN: Stevens-Johnson Syndrome and Toxic Epidermal Necrolysis: A Review of Diagnosis and Management