Pneumonien zu Hause oder im Spital behandeln?

  • r -- Carratala J, Fernandez-Sabe N, Ortega L et al. Outpatient care compared with hospitalization for community-acquired pneumonia. Ann Intern Med 2005 (1. Februar); 142: 165-72 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Markus Battaglia
  • infomed screen Jahrgang 9 (2005) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 1. April 2005
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Studienziele
«Ambulant» – ausserhalb des Spitals – erworbene Pneumonien sind ein häufiger Grund für eine Hospitalisation. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob die ambulante Behandlung von Pneumonie-Kranken, die einer Niedrig- Risiko-Gruppe angehören, genauso wirksam und verträglich ist wie eine stationäre Behandlung.

Methoden
Die offene randomisierte Studie wurde in zwei Spitälern in Barcelona durchgeführt. Personen, die mit einer «ambulant» erworbenen Pneumonie auf die Notfallstation gekommen waren, wurden in die Studie aufgenommen, wenn sie mindestens 18 Jahre alt waren und gemäss «pneumonia severity index» (PSI) ein relativ niedriges Risiko aufwiesen (PSIKlassen II und III; dabei werden Alter, vorbestehende Krankheiten, klinische Befunde und pathologische Laborwerte berücksichtigt). Ausgeschlossen wurden ausserdem diejenigen, die Zeichen einer Ateminsuffizienz aufwiesen. Nach dem Zufall wurden sie ambulant oder stationär behandelt. Als Antibiotikum wurde in beiden Gruppen primär Levofloxacin (Tavanic®, 500 mg täglich) verwendet. Primärer Endpunkt war der Anteil Personen mit einem günstigen Resultat nach 30 Tagen.

Ergebnisse
Von 998 untersuchten Personen wurden 224 randomisiert, die Daten von 91% konnten analysiert werden. Die Therapie war bei über 80% der Behandelten erfolgreich (84% ambulante Gruppe, 81% stationäre Gruppe). Auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität unterschied sich nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen. Die Zufriedenheit der ambulant Behandelten war mit 91% aber signifikant höher als diejenige der stationär Behandelten (79%).

Schlussfolgerungen
Personen mit einer «ambulant» erworbenen Pneumonie und einem niedrigen Risiko können ambulant ebenso sicher und effektiv behandelt werden wie stationär. Die Behandelten sind mit einer ambulanten Therapie häufiger zufrieden als mit einer Spitalbehandlung.

Zusammengefasst von Karin Huwiler

Diese schön gemachte randomisierte Studie aus Barcelona zeigt, dass eine «ambulant» erworbene Pneumonie bei Personen mit niedrigem Risiko ohne Nachteile ambulant behandelt werden kann. Der verwendete «pneumonia severity index» basiert auf dem Alter, der Komorbidität, den klinischen Befunden und Abweichungen bei der Blutuntersuchung (pH-Wert, Harnstoff und Natrium). Auffallend ist, dass von 427 Kranken in der Klasse II und III dieses Indexes noch einmal 158 zumeist wegen Ateminsuffizienz ausgeschlossen wurden. Damit ergab sich eine zusätzliche Senkung des Risikos. Für die Hausarztpraxis, wo in der Schweiz die Mehrzahl der Entscheide über eine Hospitalisation getroffen wird, wünschte man sich einen validen Index, welcher ohne aufwändiges Labor die gleiche Sicherheit zeigte. Auch ist bei uns die Therapie der ersten Wahl immer noch ein Betalaktam-Antibiotikum und noch kein Chinolon wie in Spanien.

Markus Battaglia

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infomed-screen 9 -- No. 4
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Pneumonien zu Hause oder im Spital behandeln? ( 2005)