Pille bei Raucherinnen riskant

  • f -- WHO Collaborative Study of Cardiovascular Disease and Steroid Hormone Contraception. Acute myocardial infarction and combined oral contraceptives: results of an international multicentre case-control study. Lancet 1997 (26. April); 349: 1202-9 [Link]
  • Kommentar: Matthias Egger
  • infomed screen Jahrgang 1 (1997) , Nummer 6
    Publikationsdatum: 1. Juli 1997
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Studienziele

Studien älteren Datums zeigten einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Ovulationshemmern und dem Risiko eines Herzinfarkts. In der vorliegenden Fall-Kontroll-Studie wurde untersucht, ob dieser Zusammenhang auch bei Einnahme der neuen Kombinationspräparate mit niedriger Östrogendosis besteht.

Methoden

Als Fälle galten Patientinnen im Alter von 20 bis 44 Jahren, die 1989 bis 1995 wegen Herzinfarkts in einem von 21 teilnehmenden Spitälern in Europa, Afrika, Asien oder Lateinamerika behandelt wurden. Für jede Fall-Patientin wurden bis zu 3 Kontroll-Patientinnen rekrutiert, die im gleichen Spital aus anderen Gründen behandelt wurden. Alle Patientinnen wurden in standardisierter Weise über die Einnahme von Ovulationshemmern und das Vorliegen von kardiovaskulären Risikofaktoren befragt. Die statistische Auswertung erfolgte für Europa und die übrigen Länder getrennt.

Ergebnisse

368 Fälle wurden mit 941 Kontrollen verglichen. Die Einnahme von Ovulationshemmern ging vor allem bei Frauen, die kardiovaskuläre Risikofaktoren aufwiesen (Rauchen, Hypertonie, Diabetes, Hyperlipidämie), mit einem deutlich erhöhten Infarktrisiko einher. Bei Frauen, die mehr als 10 Zigaretten pro Tag rauchten, erhöhte die Pille die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts um den Faktor 87 (95% Vertrauensintervall 30 bis 254%). Bei Nichtraucherinnen betrug dieser Faktor 4 (95% Vertrauensintervall 1,5 bis 10%). Die Dauer der Pilleneinnahme hatte keinen Einfluss. Die Resultate waren für Europa und die übrigen Länder im wesentlichen vergleichbar.

Schlussfolgerungen

Auch die neueren Ovulationshemmer sind vor allem bei Frauen mit vorbestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren mit einem deutlich erhöhten Herzinfarktrisiko assoziiert.

Ovulationshemmer erhöhen sogar bei Nichtraucherinnen das Herzinfarktrisiko! Ist deshalb allgemein von der Pille abzuraten? Nein, weil der Herzinfarkt bei Frauen allgemein selten ist. 333’000 nicht-rauchende Frauen im Alter unter 35 Jahren müssen während einem Jahr die Pille einnehmen, bis ein Fall von Herzinfarkt auftritt («numbers needed to harm», NNH, siehe Seite 48). Die Pille ist in dieser Situation sicherer als regelmässiges Autofahren. Bei Raucherinnen im Alter über 35 Jahren beträgt die NNH allerdings nur noch 2500. Bei älteren Frauen, die rauchen und allgemein bei starken Raucherinnen sollte deshalb wenn möglich eine andere Verhütungsmethode zur Anwendung kommen.

Matthias Egger

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Pille bei Raucherinnen riskant ( 1997)