Passivrauchen schadet wirklich
- Kommentar: Matthias Egger
- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 10
Publikationsdatum: 1. November 1997 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Mit dieser Untersuchung sollte herausgefunden werden, ob das Risiko einer ischämischen Herzerkrankung durch Passivrauchen erhöht ist. Auch der Einfluss der Ernährung auf das Herzinfarktrisiko wurde untersucht. Es ist bekannt, dass in Raucherhaushalten weniger Früchte und Gemüse gegessen werden.
Methoden
Publizierte Untersuchungen zu den oben erwähnten Zusammenhängen wurden in verschiedenen Meta-Analysen geprüft. 19 epidemiologische Studien wurden erfasst, die Leute betrafen, die in einem gemeinsamen Haushalt mit einem Raucher lebten und an einem Herzinfarkt erkrankt waren. Ferner wurden fünf Kohortenstudien im gleichen Sinne untersucht. Schliesslich wurden zusätzlich Studien analysiert, in denen Zusammenhänge zwischen dem Früchte- und Gemüsekonsum sowie Plättchenaggregation einerseits und Passivrauchen anderseits erfasst wurden.
Ergebnisse
Die Analysen zeigen, dass Nichtraucherinnen ein um 30% höheres Herzinfarktrisiko haben, wenn sie mit einem Raucher zusammenleben. Überraschenderweise ist das Infarktrisiko für eine Person, die täglich 20 Zigaretten raucht, nur gerade zweimal so gross wie für eine Passivraucherin, die nie selbst geraucht hat. In zwei getrennten Untersuchungen konnte auch gezeigt werden, dass die Ernährungsgewohnheiten (Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen) zum Teil für das höhere Herzinfarktrisiko verantwortlich sind.
Schlussfolgerungen
Es wird vermutet, dass die schädliche Wirkung des Passivrauchens auf einer erhöhten Plättchenaggregation beruht. Die Gefahr des Passivrauchens ist nicht eine geringfügige, wie oft behauptet wird, sondern eine ernst zu nehmende Gesundheitsgefährdung, die sich aber leicht vermeiden liesse, wenn öffentliche Gebäude und geschlossene Arbeitsplätze rauchfrei gehalten würden.
Diese beiden mit Akribie durchgeführten Übersichtsarbeiten sind mehr als nur Meta-Analysen der Studien von Nichtraucherinnen mit rauchenden oder nicht-rauchenden Lebenspartnern. Experimentelle Daten und Laborstudien werden ebenfalls berücksichtigt. Dass die vorhandene Evidenz stark für einen kausalen Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Lungenkrebs spricht, hat auch die Tabakindustrie vor kurzem indirekt zugegeben. Norma Broin, eine amerikanische Nichtraucherin und Flugbegleiterin, die an Lungenkrebs erkrankte, gewann ihren Prozess gegen fünf grosse amerikanische Tabakfirmen.
Eine konsequente Umsetzung dieser Daten in konkrete präventive Massnahmen bleibt jedoch schwierig, wie das erfolgreiche Lobbying des Formel-1-Rennsports in Grossbritannien zeigt. Trotzdem sind die Tage von uneingeschränkter Tabakwerbung und Sponsoring im EU-Raum gezählt. Man kann nur hoffen, dass dies auch in der Schweiz positive Auswirkungen haben wird.
Matthias Egger
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