Thromboembolische Ereignisse nach Flügen insgesamt selten
- a -- Kelman CW, Kortt MA, Becker NG et al. Deep vein thrombosis and air travel: record linkage study. BMJ 2003 (8. November); 327: 1072-6 [Link]
- Zusammenfassung:
- Kommentar: Felix Mahler
- infomed screen Jahrgang 8 (2004)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 1. Februar 2004 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
In dieser retrospektiven australischen Studie wurden die Daten von Flugreisenden, die in Westaustralien landeten, mit den Spitalaustrittsdaten der Region verknüpft. Berücksichtigt wurden die Jahre zwischen 1981 und 1999. Von 13'184 hospitalisierten Personen mit Thrombosen hatten 5'408 einen internationalen Flug hinter sich. Ein vierfach erhöhtes Risiko fand sich für die ersten beiden Wochen nach einem Flug, danach war das Risiko wieder mit der allgemeinen Bevölkerung vergleichbar. Für australische Staatsangehörige errechnete sich ein Risiko von 7,3 zusätzlichen Hospitalisationen wegen eines thromboembolischen Ereignisses auf 1 Million Flüge. Mit 33 pro 1 Million Flüge lag das Risiko für Reisende ausländischer Herkunft deutlich höher, was mit den längeren Flugzeiten erklärt wird. Insgesamt betrug das Risiko für eine tödliche Lungenembolie 1 bis 2 pro Million Flüge
Zusammengefasst von Bettina Wortmann
Die gewichtigste der referierten neueren Arbeiten über die Flugreisethrombose ist zweifellos diejenige von Schwarz et al. aus Dresden. Sie zeigt mit überzeugender Methodik und grossem Aufwand, dass Flugreisen (in Abhängigkeit von ihrer Dauer) tatsächlich das Risiko einer Beinvenenthrombose um den Faktor 2-3 erhöhen, aber nur wenn mindestens einer der bekannten zusätzlichen Risikofaktoren für eine Thrombose vorliegt. Allerdings ist die Inzidenz der klinisch relevanten tiefen Thrombosen mit Werten unter 1% sowohl bei Flugreisenden als auch bei den Kontrollpersonen sehr tief. Die als zusätzliche Marker beigezogenen Muskelvenenthrombosierungen in den Unterschenkeln, die bei 2% der Flugreisenden (gegenüber 1% bei den Kontrollpersonen) festgestellt wurden, sind in ihrer klinischen Wertigkeit noch unklar. Die weiteren Arbeiten mit Zahlen aus Madrid und aus Perth bestätigen die tiefe Inzidenz klinisch erfasster Flugreisethrombosen von 0,1 bis 0,4 Fällen pro Million Fluggäste. Die Wahrscheinlichkeit des Todes durch ein solches thromboembolisches Ereignis ist ungefähr gleich gross wie derjenige durch einen Blitzschlag oder 1'000mal geringer als derjenige durch einen Strassenverkehrsunfall.
Grössere Studien zur Wirksamkeit von prophylaktischen Massnahmen gibt es nicht; kleinere legen nahe, gefährdeten Personen niedrigmolekulare Heparine oder mindestens Kompressionsstrümpfe, hingegen allen Reisenden Fussgymnastik und Verzicht auf Alkohol und Schlafmittel zu empfehlen. Die Relevanz auch einer signifikanten relativen Risikoerhöhung ist gering, wenn das absolute Risiko sehr tief ist wie bei Flugreisen. Ich frage mich, ob weitere Forschungsarbeiten über Reisethrombose wirklich nötig sind, obwohl in den meisten Artikeln dazu aufgefordert wird.
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