Sonnenschutzmittel erhöhen Melanom-Risiko nicht

  • m -- Dennis LK, Beane Freeman LE, VanBeek MJ. Sunscreen use and the risk for melanoma: a quantitative review. Ann Intern Med 2003 (16. Dezember); 139: 966-78 [Link]
  • Zusammenfassung:
  • Kommentar: Renato G. Panizzon
  • infomed screen Jahrgang 8 (2004) , Nummer 3
    Publikationsdatum: 1. März 2004
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Studienziele

Obwohl angenommen wird, dass Sonnenschutzmittel vor Melanomen schützen, berichteten einige neuere Studien über eine positive Assoziation zwischen der Anwendung von Sonnenschutzmitteln und der Melanominzidenz. Mit der vorliegenden Metaanalyse sollte die Frage nach einem solchen Zusammenhang geklärt werden.

Methoden

In Medline und einer weiteren Datenbank wurde nach Kohorten-, Fall-Kontroll- und Querschnittsstudien gesucht, die der Frage nach dem Zusammenhang von Melanomhäufigkeit und Anwendung von Sonnenschutzmitteln nachgingen. Die Studien wurden nach ihrer Qualität bewertet, wobei das Hauptaugenmerk auf die Auswahl der Kontrollgruppen und die Kontrolle von verzerrenden Faktoren wie Empfindlichkeit für Sonnenbrand, Hauttyp und Art und Häufigkeit der Anwendung von Sonnenschutzmitteln gelegt wurde.

Ergebnisse

Von 138 gefundenen Studien erfüllten nur 20 Fall-Kontroll-Studien die Einschlusskriterien. 18 wurden in einer Metaanalyse zusammengefasst, obwohl auch sie Heterogenität bezüglich ihrer Resultate zeigten. Insgesamt fand sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anwendung von Sonnenschutzmitteln und der Melanomhäufigkeit («Odds Ratio» 1,0). Ob die Sonnenempfindlichkeit der Untersuchten bei der Auswertung mit berücksichtigt wurde, hatte einen Einfluss auf die Resultate. Bei der Zusammenfassung der 5 Studien, welche die Sonnenempfindlichkeit und die Anzahl der erlittenen Sonnenbrandepisoden berücksichtigten, zeigte sich eine knapp signifikante Schutzwirkung der Sonnenschutzmittel (OR 0,8, 95%-CI 0,6-1,0).

Schlussfolgerungen

Diese Metaanalyse von Fall-Kontroll-Studien zeigte kein erhöhtes Melanomrisiko durch den Gebrauch von Sonnenschutzmitteln. Dass aber in einzelnen Studien ein solcher Zusammenhang beobachtet wurde, scheint durch eine ungenügende Kontrolle verzerrender Faktoren wie der Sonnenempfindlichkeit der Untersuchten bedingt zu sein. Für zuverlässigere Aussagen über die Schutzwirkung von Sonnenschutzcrèmes bezüglich Melanomen müssten neue Studien besserer Qualität durchgeführt werden.

Zusammengefasst von Paul Germann

Vorerst die gute Nachricht: Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Verwendung von Sonnenschutzmitteln und einer Melanomentwicklung festgestellt werden. Die fehlende Kontrolle über mehrere komplexe Faktoren bei der Auswertung führte zu Berichten über einen positiven Zusammenhang zwischen Melanomentstehung und dem Gebrauch von Sonnenschutzmitteln. Die Studienverantwortlichen gaben sich die Mühe, Artikel betreffend dieses Themas in Medline der Jahre 1966-2000 zu eruieren. Zwei unabhängige Reviewer analysierten die Daten in diesen Arbeiten, bei Zweifel über die eventuellen Konklusionen entschied eine Drittperson. Die «Odds Ratios» von 18 Arbeiten wurden unter Verwendung metaanalytischer Standardmethoden zusammengefasst. Unterschiede in den «Odds Ratios» erklärten sich aus den verschiedenen Einflussfaktoren der Sonnenempfindlichkeit, die nicht oder nicht richtig angepasst waren. Es konnte deshalb keine Dosisabhängigkeit von der Häufigkeit oder der Jahre der Anwendung festgestellt werden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis eine Schutzwirkung durch die neueren Sonnenschutzmitteln auf eine Melanomentstehung aufgezeigt werden kann!

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Sonnenschutzmittel erhöhen Melanom-Risiko nicht ( 2004)