HbA1c und kardiovaskuläres Risiko
- k -- Khaw KT, Wareham N, Bingham S et al. Association of hemoglobin A1c with cardiovascular disease and mortality in adults: the European prospective investigati-on into cancer in Norfolk. Ann Intern Med 2004 (21. September); 141: 413-20 [Link]
- Zusammenfassung: Urspeter Masche
- Kommentar: Peter Diem
- infomed screen Jahrgang 8 (2004)
, Nummer 11
Publikationsdatum: 1. November 2004 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die Konzentration des Hämoglobins A1c (HbA1c, Glykohä-moglobin) ist ein Mass für den durchschnittlichen Blutzu-ckerspiegel der zurückliegenden drei Monate. Der Blutzu-ckerspiegel scheint ein unabhängiger kardiovaskulärer Risi-kofaktor zu sein, was in dieser Studie anhand der HbA1c-Konzentration als Marker detaillierter überprüft wurde.
Methoden
Das Kollektiv dieser Studie wurde im Rahmen einer epide-miologischen Studie («European Prospective Investigation into Cancer in Norfolk») in Allgemeinpraxen rekrutiert und umfasste rund 10'000 Personen, die man durchschnittlich sechs Jahre lang beobachtet hatte. Es wurden sieben Grup-pen gebildet: eine Gruppe enthielt diejenigen Personen, bei denen ein Diabetes mellitus bekannt war. Die anderen sechs Gruppen umfassten die Personen ohne Diabetes-Diagnose, bei ihnen erfolgte die Einteilung gemäss Höhe der HbA1c-Konzentration. In jeder Gruppe wurden die Anzahl Hospitalisationen, die durch kardiovaskuläre Ereignisse be-dingt waren, sowie die Todesfälle und -ursachen zusam-mengestellt.
Ergebnisse
Sowohl bei Männern wie bei Frauen ergab sich mit zuneh-mender HbA1c-Konzentration ein stetiger und signifikanter Anstieg der kardiovaskulären Morbidität und Gesamtmortali-tät. Im Vergleich zu den Personen mit einer HbA1c-Konzentration unter 5% erlitten Diabeteskranke bzw. Perso-nen mit einem HbA1c-Spiegel von mindestens 7% bis zu 8-mal häufiger ein kardiovaskuläres Ereignis und wiesen eine bis zu 7-mal höhere Sterberate auf. Mit jedem Prozent, um das die HbA1c-Konzentration ansteigt, steigen das Risiko für eine koronare Herzkrankheit und für eine kardiovaskuläre Erkrankung sowie das Sterberisiko um jeweils ein 1,2- bis 1,4-faches.
Schlussfolgerungen
Das kardiovaskuläre Risiko steigt mit zunehmender HbA1c-Konzentration - diese Beobachtung gilt auch, wenn die Werte im Normbereich liegen und kein Diabetes mellitus zu diagnostizieren ist. Mit Interventionsstudien muss man nun untersuchen, ob sich mit einer Senkung des durchschnittli-chen Blutzuckerspiegels die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Krankheiten auch bei Nicht-Diabeteskranken vermindern lässt.
Zusammengefasst von Urspeter Masche
Dies sind zwei sorgfältig durchgeführte Untersuchun-gen: zum einen eine Metaanalyse von verschiedenen Beobachtungsstudien und zum anderen eine prospek-tive Populationsstudie. Sie erlauben folgende Rück-schlüsse: 1. Das HbA1c ist ein unabhängiger Risikofak-tor für kardiovaskuläre Ereignisse, und zwar sowohl für Personen mit einem Typ-1- oder Typ-2-Diabetes als auch für solche ohne manifesten Diabetes. 2. Dabei ist der Diabetes mellitus selber, wenn das HbA1c in die Berechnungen mit einfliesst, kein unabhängiger Prä-diktor für kardiovaskuläre Ereignisse. 3. Diese auf Be-obachtungsstudien basierenden Resultate rufen gerade nach kontrollierten Interventionsstudien, welche di-rekt untersuchen, wieweit sich das kardiovaskuläre Ri-siko durch Senkung des HbA1c reduzieren lässt. Erfreu-licherweise laufen solche Studien im sogenannten «prädiabetischen» Bereich («Navigator», «Origin» und weitere) und für Personen mit Typ-2-Diabetes («Accord») bereits.
Peter Diem
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