Chlamydiainfektionen häufig ohne Symptome

  • a -- Miller WC, Ford CA, Morris M et al. Prevalence of chlamydial and gonococcal infections among young adults in the United States. JAMA 2004 (12. Mai); 291: 2229-36 [Link]
  • Zusammenfassung: Matthias Egger
  • Kommentar: Nicola Low
  • infomed screen Jahrgang 8 (2004) , Nummer 8
    Publikationsdatum: 1. August 2004
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Studienziele 
Durch Chlamydien hervorgerufene Infektionen zählen zu den häufigsten sexuell übertragenen, bakteriellen Krankheiten des Menschen. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und antibiotischen Therapie lassen sich die ernsthaften Folgeerscheinungen bei Frauen (Eileiterentzündungen, ektopische Schwangerschaften, Sterilität) verhindern. In der vorliegenden Studie wurde die Prävalenz einer Chlamydieninfektion und der Gonorrhoe in einer repräsentativen Stichprobe von jungen Erwachsenen in den USA ermittelt. 

Methode 
Es handelt sich um eine Querschnittstudie, die anlässlich der dritten Nachfolgeuntersuchung des «National Longitudinal Survey of Adolescent Health» («Add Health») durchgeführt wurde. Die 1994 begonnene «Add Health»-Studie basiert auf einer gewichteten Zufallsstichprobe von Schulen und Schülern bzw. Schülerinnen. Die Studienteilnehmerinnen und teilnehmer waren zur Zeit der vorliegenden Untersuchung 18 bis 26 Jahre alt. C. trachomatis und N. gonorrhoeae wurden in Urinproben mit Hilfe der Ligase-Kettenreaktion («Ligase Chain Reaction», LCR) unter Verwendung eines kommerziellen Tests nachgewiesen. Soziodemographische Daten und Angaben zum Sexualverhalten wurden mit einem Fragebogen erfasst. Die statistischen Analysen berücksichtigten die komplexe Stichprobenziehung. 

Ergebnisse 
Es konnten Urinproben von 12'548 jungen Erwachsenen untersucht werden (66% der Studienpopulation von «Add Health»). Das mittlere Alter betrug 22 Jahre, 53% der Studienpopulation waren Frauen, 21% waren Schwarze und 16% Latinos. Die Prävalenz der Chlamydieninfektionen betrug 4,2% (Frauen: 4,7%, Männer: 3,7%). Praktisch alle Personen mit Chlamydiainfektionen waren symptomfrei. Die Prävalenz betrug bei Weissen und Personen asiatischer Herkunft rund 2%, bei Schwarzen 12,5% und bei Latinos 5,9%. Eine Gonorrhoe lag bei 0,43% vor, wobei wiederum ausgeprägte ethnische Unterschiede gefunden wurden. Bei 70% der Patienten und Patientinnen mit Gonorrhoe bestand auch eine Chlamydieninfektion. 

Schlussfolgerungen 
Die Prävalenz von Chlamydieninfektionen ist in den USA bei jungen Männern und Frauen hoch. Sowohl für Chlamydien wie die Gonorrhoe waren Infektionen bei Schwarzen und Latinos häufiger als bei Weissen und Asiaten. 

Zusammengefasst von Matthias Egger

Die Anwendung von molekularen Tests in epidemiologischen Studien hat es an den Tag gebracht: die Chlamydieninfektion ist bei Männern ähnlich häufig wie bei Frauen, und bei beiden Geschlechtern meistens asymptomatisch. Die ausgezeichnete Arbeit der Add-Health-Studie bestätigt dies nun auch für die USA. Daten zur Prävalenz bei jungen Erwachsenen fehlen für die Schweiz. Die Infektionsraten in den bevölkerungsbasierten Studien aus Holland, USA, Grossbritannien, und Dänemark bewegten sich alle im Bereich von 2% bis 6%, so dass sich auch die Schweiz in diesem Bereich befinden dürfte. Rationale Empfehlungen für ein Screening von jungen Männern und Frauen ohne Symptome lassen sich jedoch nur aufgrund geeigneter Studien über Prävalenz und Akzeptanz in der Schweizer Bevölkerung erarbeiten. Auch ohne solche Studien sollten wir an Chlamydien denken und bei jungen Leuten einen Test erwägen.

Nicola Low

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Chlamydiainfektionen häufig ohne Symptome ( 2004)