Listeriose nach Milchkonsum

  • a -- Dalton CB, Austin CC, Sobel J et al. An outbreak of gastroenteritis and fever due to Listeria monocytogenes in milk. N Engl J Med 1997 (9. Januar); 336: 100-5
  • Kommentar: Manuel Battegay
  • infomed screen Jahrgang 1 (1997) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 1. April 1997
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Studienziele

Besucher eines Picknicks während einer Viehschau im Staate Illinois (USA) erkrankten im Juli 1994 an Fieber und Durchfall. Das Krankheitsbild war mit einer Listeriose vereinbar. Es wurde nach dem Krankheitsherd dieser kleinen Epidemie gesucht, der in listerienkontaminierter Schokolademilch gefunden wurde. Daneben wurden weitere Erkrankungen von Personen verfolgt, die nicht an der Viehschau teilgenommen hatten.

Methoden

58 von den 92 Teilnehmern des Picknicks hatten von der fraglichen Milch getrunken und in der folgenden Woche über Symptome wie Durchfälle, Erschöpfung, Fieber und Schüttelfrost geklagt. Von allen Teilnehmern waren 82 für die Studie verfügbar. Diese wurden genau über ihr Essen und Trinken beim Picknick sowie über allfällige Krankheitssymptome befragt. Stuhl- und Milchproben wurden auf Listeria monocytogenes, Blutproben auf Antikörper gegen Listeriolysin O untersucht. In benachbarten Bundesstaaten, die von der gleichen Molkerei mit Milch versorgt wurden, wurden Ärzte und Behörden speziell darauf hingewiesen, an Listeriose zu denken und diese gegebenenfalls zu melden.

Ergebnisse

45 von 60 Leuten, die während des Messebesuches Schokolademilch getrunken hatten, erkrankten an Listeriose. Die Hauptsymptome waren Durchfall (79%) und Fieber (72%). Vier Personen mussten hospitalisiert werden. Die mittlere Inkubationszeit betrug durchschnittlich 20 Stunden. In Stuhlkulturen konnte bei 11 Erkrankten Listeria monoytogenes nachgewiesen werden. Bei den Listeriosekranken fanden 30 infomed-screen / April 1997 sich erhöhte Anti-Listeriolysin-Titer und die Titerhöhe korrelierte mit dem Schweregrad des Krankheitsbildes. Die Listerienkontamination der Milch war auf ungenügende Hygieneverhältnisse in der Molkerei zurückzuführen; zudem fanden sich längere Lücken in der Kühlkette beim Transport. Die in den Stuhl-, Schokolademilch- und anderen Proben enthaltenen Listerien gehörten alle dem gleichen Serotyp (1/2b) an. In den benachbarten Staaten konnten drei Fälle von Listeriose vom Serotyp 1/2b ausgemacht werden. Betroffen waren ein Kleinkind und zwei alte Männer, die alle ebenfalls Schokolademilch aus der gleichen Molkerei getrunken hatten.

Schlussfolgerungen

Listeria monocytogenes ist eine mögliche Ursache von Gastroenteritis. Einzelfälle von invasiven Listeriosen sollten den Verdacht auf unerkannte Epidemien erwecken. Wenn eine solche früh erkannt wird und die entsprechenden Produkte aus dem Handel gezogen werden, lassen sich weitere Krankheitsfälle verhindern.

Diese Studie untersucht elegant interdisziplinär (epidemiologisch, infektiologisch und molekularbiologisch) eine Gastroenteritisepidemie. Minutiös wurde die Quelle (Schokolademilch) und das verursachende Agens (hohe Konzentration von L. monocytogenes) gesucht und gefunden und serologisch wie molekular untersucht. Die Autoren argumentieren, dass aufgrund der hinsichtlich L. monocytogenes ungenügenden Stuhl-Routineuntersuchungen dieser Keim häufiger bei febriler Gastroenteritis gefunden werden müsste, insbesondere, wenn zusätzlich Kopfschmerzen und grippeartige Beschwerden wie Myalgien und Kopfschmerzen vorhanden sind. L. monocytogenes verursacht bekannterweise Septikämien und Meningitiden sowie metastatische Infekte (Abszesse). Bis zu dieser Studie war aber die Gastroenteritis als Manifestation einer L. monocytogenes-Infektion weniger bekannt.

Manuel Battegay

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