Kompressionsstrümpfe verhindern postthrombotisches Syndrom
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Mai 1997 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die Inzidenz eines postthrombotischen Syndroms nach einer tiefen Venenthrombose ist nicht genau bekannt und auch der Nutzen der oft verschriebenen Kompressionsstrümpfe ist unklar. In der vorliegenden randomisierten Studie wurde beides untersucht.
Methoden
194 Personen mit einer erstmalig aufgetretenen, phlebographisch bestätigten tiefen Venenthrombose des Oberschenkels wurden in diese niederländische Studie aufgenommen (Durchschnittsalter 60 Jahre, 44% Frauen). 96 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Personen erhielten bis zu den Knien reichende, individuell angepasste Kompressionsstrümpfe, die sie während mindestens 2 Jahren tagsüber tragen mussten. Die anderen 98 bildeten die Kontrollgruppe, ohne Strümpfe. Die Beobachtungszeit betrug mehr als 5 Jahre (im Mittel 76 Monate). Klinische Kontrollen erfolgten in den ersten 2 Jahren alle 3 und anschliessend alle 6 Monate. Mittels klinischer Kriterien und Messungen wurde die kumulative Inzidenz eines leichten bis mässig starken postthrombotischen Syndroms erfasst.
Ergebnisse
20% der mit Kompressionsstrümpfen behandelten und 47% der unbehandelten Personen entwickelten ein leicht bis mässig ausgeprägtes postthrombotisches Syndrom (p<0,001, siehe Seite 40). Stärker ausgeprägte Symptome hatten 11% bzw. 23% der beiden Gruppen (p<0,001). Ein postthrombotisches Syndrom trat meistens innerhalb der ersten zwei Jahre nach der tiefen Venenthrombose auf. Ulzera waren allgemein selten. Zu Thromboserezidiven kam es in der behandelten und in der unbehandelten Gruppe gleich häufig (bei 13-15%).
Schlussfolgerungen
Nach einer ersten tiefen Venenthrombose des Oberschenkels entwickeln etwa 60% der Personen innerhalb von zwei Jahren ein postthrombotisches Syndrom. Kompressionsstrümpfe, die während mindestens zwei Jahren getragen wurden, verminderten die Inzidenz des postthrombotischen Syndroms um etwa die Hälfte, beeinflussten aber die Häufigkeit von Thromboserezidiven nicht.
Es ist also besser, nach einer tiefen Thrombophlebitis sogleich mit Kompressionsstrümpfen zu behandeln und nicht zu warten, bis allenfalls ein postthrombotisches Syndrom manifest wird. Ob eine solche Behandlung länger als zwei Jahre durchgeführt werden soll und ob sie auch später noch vorteilhafte Konsequenzen hat, kann allerdings nicht gesagt werden. Denkbar ist aber, dass eine frühe Behandlung (wie in dieser Studie) langfristig Kosten spart, sofern in späteren Jahren keine Kompressionsstrümpfe mehr notwendig sind.
Etzel Gysling
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