Anticholinergika helfen relativ wenigbei hyperaktiver Blase
- m -- Herbison P, Hay-Smith J, Ellis G et al. Effectiveness of anticholinergic drugs compared with placebo in the treatment of overactive bladder: systematic review. BMJ 2003 (19. April); 326: 841-4 [Link]
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- infomed screen Jahrgang 7 (2003)
, Nummer 7
Datum der Ausgabe: Juli 2003
Studienziele
Studienziele Häufig wird die hyperaktive Blase mit Anticholinergika behandelt, obwohl deren Wirksamkeit schlecht dokumentiert ist. In einer systematischen Übersicht über die randomisierten, placebokontrollierten Studien sollte versucht werden, die Wirksamkeit von Anticholinergika besser zu beurteilen.
Methoden
Die Metaanalyse wurde im Rahmen der «Cochrane Incontinence Group» durchgeführt, die kontrollierten Studien waren bereits in den Registern der «Cochrane Library» aufgeführt. Es wurden jene Studien aufgenommen, in welchen ein Anticholinergikum mit Placebo verglichen wurde. Studien mit andern Spasmolytika oder alpha-adrenergen Substanzen wurden nicht berücksichtigt. Primäre Endpunkte waren die Angaben der Kranken über Heilung oder Besserung der Symptome, die Miktionsfrequenz und die Anzahl der Inkontinenzepisoden.
Ergebnisse
Ergebnisse 32 Studien mit insgesamt 6'800 Personen, davon ungefähr 70% Frauen, konnten in die Analyse aufgenommen werden. In 12 Studien wurde Tolterodin (Detrusitol®), in 10 Oxybutynin (Ditropan®) und in 8 Trospium (Spasmo-Urgenin Neo®) untersucht, weitere Substanzen in einzelnen Studien. In 4 Studien wurden die Medikamente intravesikal verabreicht, in allen andern wurden sie geschluckt. Die Studien dauerten 12 Tage bis 12 Wochen. Die Anticholinergika waren in allen primären Endpunkten dem Placebo signifikant überlegen. Die Chance für eine Besserung war um 40% höher, die Zahl der täglichen Blasenentleerungen und Inkontinenzepisoden nahm um durchschnittlich 0,6 ab. Die Anticholinergika führten zu einer leichten Zunahme des Restharns (um 4 ml) und verursachten häufig Mundtrockenheit (relatives Risiko 2,56).
Schlussfolgerungen
Obwohl statistisch signifikant, sind die Unterschiede zwischen Anticholinergika und Placebo mit Ausnahme der häufigen Mundtrockenheit in den aktiv behandelten Gruppen klein und kaum von praktischer Bedeutung. In keiner der Studien wurde die Langzeitwirkung der Substanzen untersucht.
Die Studie zeigt, dass Anticholinergika die Miktionsfrequenz und die Zahl der Inkontinenzepisoden etwas verkleinern. Aber wahrscheinlich ist die Wirkung zu klein, als dass viele Kranke diese Medikamente über längere Zeit einnehmen würden, da die unerwünschten Wirkungen wie Mundtrockenheit häufig sind. Umso wichtiger ist, dass alle Frauen und Männer mit einer hyperaktiven Blase in einem – nebenwirkungsfreien –
Blasentraining instruiert werden.
Peter Koller
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