Homöopathie: Wirkungsnachweis fraglich
- Kommentar: Matthias Egger
- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 10
Publikationsdatum: 1. November 1997 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
In den westlichen Ländern vertrauen zwischen 30 % und 70% der Bevölkerung auf alternative Verfahren, insbesondere auf homöopathische Mittel. In einer Meta-Analyse wurden randomisierte, Placebo-kontrollierte Studien homöopathischer Behandlungen geprüft.
Methoden
186 zwischen 1943 und 1995 veröffentlichte randomisierte Studien wurden erfasst. Nur 89 Studien genügten den Kriterien einer echten Doppelblind-Untersuchung: das homöopathische Arzneimittel musste einer nach dem Zufall ausgewählten Gruppe von Kranken verabreicht werden. Parallel dazu musste einer anderen Gruppe Placebo verabreicht werden. Wenn zusätzliche Qualitätskriterien wie die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse, das «intention-to-treat»-Prinzip und die statistische Methodologie berücksichtigt wurden, waren es nur noch 26 (29%), die als qualitativ hochwertige Studien bezeichnet werden konnten. Alle 89 Studien wurden weiter nach Krankheitsbildern, der Art der Homöopathie (klassischer, klinischer, komplexer oder isopathischer) und der Verdünnungsklasse (Potenz) klassifiziert.
Ergebnisse
Die durchschnittliche Anzahl der Probanden betrug 118 pro Studie und 24 Krankheitsbilder waren vertreten. Die global berechnete «odds ratio», dass sich die Behandlung mit einem homöopathischen Arzneimittel positiv vom Placebo unterschied, betrug 2,45 (95% Vertrauensintervall: 2,05 - 2,93). Bei den 26 qualitativ hochwertigen Studien betrug die «odds ratio» 1,66. Wenn dagegen die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse geprüft wurde, das heisst, wenn die Wirksamkeit bestimmter Wirkstoffe über verschiedene Studien hinweg verglichen wurden, erreichten die Ergebnisse keine statistische Signifikanz.
Schlussfolgerungen
Die Studienergebnisse können eine klinische Wirksamkeit der Homöopathie nicht ausschliessen. Gleichzeitig können sie aber auch nicht bestätigen, dass ein gewisses homöopathisches Arzneimittel auf ein bestimmtes Krankheitsbild eine statistisch signifikante Wirkung ausübt.
«Die Resultate unserer Meta-Analyse sind nicht mit der Hypothese vereinbar, dass es sich bei der Homöopathie ausschliesslich um Placeboeffekte handelt». Diese Schlussfolgerung der Autoren ist mit Vorsicht zu geniessen. Die Wirksamkeit der homöopathischen Therapie war stark mit der Studienqualität und der Studiengrösse korreliert: je besser kontrolliert und grösser die Studie, desto kleiner fiel der Effekt aus. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass die Resultate der Meta-Analyse durch die selektive Publikation von kleinen positiven Studien («Publikationsbias»), und von nicht lege artis durchgeführten Studien, verfälscht wurde. Wenn die Analyse auf die wenigen grossen und qualitativ guten Doppelblindstudien beschränkt wird, verschwindet der Effekt vollständig. Das heisst nun aber nicht, dass der Placeboeffekt homöopathischer Therapien nicht sinnvoll und verantwortungsvoll eingesetzt werden kann.
Matthias Egger
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