Verhaltenstherapie bei chronischer Müdigkeit
- r -- Prins JB, Bleijenberg G, Bazelmans E et al. Cognitive behaviour therapy for chronic fatigue syndrome: a multicentre randomised ontrolled trial. Lancet 2001 (17. März); 357: 841-7 [Link]
- Kommentiert von: Dietrich Schneider-Helmert
- infomed screen Jahrgang 5 (2001)
, Nummer 5
Datum der Ausgabe: Mai 2001 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Das «Chronic Fatigue Syndrome» (CFS), charakterisiert durch eine unerklärte Müdigkeit von über 6 Monaten Dauer, lässt sich kaum wirksam behandeln. Eine kognitive Verhaltenstherapie scheint ein vielversprechender Ansatz zu sein. In 2 vorausgehenden Studien wurden die Fragen aufgeworfen, ob die Verhaltenstherapie auch wirksam ist, wenn die Therapie von verschiedenen Fachkräften durchgeführt wird und wenn die Müdigkeit (und nicht die funktionelle Beeinträchtigung) das Hauptsymptom darstellt. Diese Fragen sollten mit dieser Studie untersucht werden.
Methoden
An 3 holländischen Universitätskliniken wurden zwischen Oktober 1996 und Dezember 1998 278 Personen mit CFS in 3 Gruppen randomisiert. Die erste Gruppe (n=93) erhielt eine individuelle kognitive Verhaltenstherapie durch Fachleute aus verschiedenen Disziplinen. Die zweite Gruppe (n=94) wurde von einem einzelnen Sozialarbeiter betreut, wobei hier Selbsthilfe im Vordergrund stand und keine Verhaltenstherapie durchgeführt wurde. Die dritte Gruppe (n=91) diente als Kontrollgruppe ohne Intervention. Die kognitive Verhaltenstherapie bestand aus 16 einstündigen Sitzungen über 8 Monate. In der zweiten Gruppe wurden in Kleingruppen bis zu 8 Personen während 11 anderthalbstündigen Sitzungen beraten. Der Schweregrad des CFS und der Verlauf wurde vor der Randomisierung sowie nach 8 und 14 Monaten bestimmt, wobei neben der Müdigkeit und der funktionellen Einschränkung die Kriterien der amerikanischen «Centers for Disease Control and Prevention» zur Anwendung kamen. In der Gruppe mit Verhaltenstherapie beendeten 55 Personen die Studie gegenüber 61 bei den Kleingruppen und 70 in der Kontrollgruppe.
Ergebnisse
Im Vergleich mit den beiden anderen Gruppen fand sich unter der Verhaltenstherapie sowohl bezüglich Müdigkeit als auch bezüglich funktioneller Einschränkung eine bessere Wirkung. Bezüglich Müdigkeit zeigte sich nach 8 Monaten eine relative Verbesserung von 20% gegenüber beiden anderen Gruppen. Diese Verbesserung nahm nach Abschluss der Behandlung vom 8. Monat bis zum 14. Monat noch zu. Auch in Bezug auf sekundäre Endpunkte («Karnofsky Performance Status», psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität) zeigten sich deutliche Unterschiede zu Gunsten der kognitiven Verhaltenstherapie.
Schlussfolgerungen
Auch wenn eine kognitive Verhaltenstherapie nicht immer von den gleichen Fachkräften durchgeführt wird, erbringt sie in der Behandlung eines CFS mehr als eine «Selbsthilfebetreuung» in kleinen Gruppen und vermag die Symptome im Vergleich zum Spontanverlauf günstig zu beeinflussen.(FT)
Die sorgfältig durchgeführte Studie konnte zeigen, dass die kognitive Verhaltenstherapie beim CFS auch dann wirksam ist, wenn sie von nicht-CFS-spezialisierten, dafür aber von instruierten Therapeuten durchgeführt wird. Mit 16 Sitzungen konnten jedoch nur limitierte Verbesserungen erzielt werden. Wichtig: Besonders schwach reagierten Personen mit passivem Verhalten und mit starker Zuweisung ihrer Probleme auf körperliche Faktoren. Die Therapie des CFS bleibt ein schwieriges Problem.
Dietrich Schneider-Helmert
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