Thiazide gegen Osteoporose
- r -- LaCroix AZ, Ott SM, Ichikawa L et al. Low-dose hydrochlorothiazide and preservation of bone mineral density in older adults. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Ann Intern Med 2000 (3. Oktober); 133: 516-26 [Link]
- Kommentar: Alex Flückiger
- infomed screen Jahrgang 5 (2001)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 1. Januar 2001 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Thiaziddiuretika hemmen die Kalziumausscheidung im Urin. In epidemiologischen Studien wurde festgestellt, dass Personen unter Thiazidtherapie etwa 30% weniger Schenkelhalsfrakturen erlitten als Kontrollpersonen, ein kausaler Zusammenhang mit dem Medikament ist aber nicht erwiesen. In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie wurde deshalb bei gesunden älteren Personen der Einfluss zweier verschiedener Dosen von Hydrochlorothiazid (Esidrex®) auf die Knochendichte untersucht.
Methoden
320 gesunde 60- bis 79jährige Personen (205 Frauen, 115 Männer) mit normaler Knochendichte und normalem Blutdruck erhielten täglich 25 mg oder 12,5 mg Hydrochlorothiazid oder Placebo; alle wurden instruiert, sich täglich 1’000 bis 1’500 mg Kalzium mit der Nahrung zuzuführen. Knochendichtemessungen am Schenkelhals, an der Lendenwirbelsäule und am ganzen Körper wurden bei Studienbeginn und dann alle 6 Monate durchgeführt.
Ergebnisse
Unter Hydrochlorothiazid nahm die Knochendichte tendenziell eher etwas zu, während sie sich unter Placebo kaum veränderte. Am Schenkelhals war die Knochendichte nach drei Jahren unter der höheren Thiaziddosis um 0,92% höher als unter Placebo. Auch die Wirbelsäulen- und Ganzkörper-Densitometrie ergab bei den Thiazidbehandelten bessere Werte als unter Placebo. Signifikant waren diese Unterschiede jedoch nur punktuell. Die höhere Thiaziddosis war wirksamer und bei Frauen wurde eine deutlichere Wirkung als bei Männern beobachtet. Im Verlauf der Studie traten 32 Frakturen auf, ohne signifikante Unterschiede zwischen den drei Therapiegruppen. Unter täglich 25 mg Hydrochlorothiazid hatten rund 20% der Behandelten Kaliumwerte unter 3,4 mmol/l.
Schlussfolgerungen
Die Verabreichung von Thiaziden wirkt sich bei gesunden älteren Personen mit genügender Kalziumeinnahme günstig auf die Knochendichte aus. Zum Nachweis einer Prävention von Frakturen war die Zahl der Teilnehmenden zu klein. Im Gegensatz zu den Bisphosphonaten ist diese Therapie billig und kann aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung als gut verträglich bezeichnet werden.(MH)
Angesichts der wachsenden Zahl von Medikamenten, die um einen Platz in der Osteoporose-Therapie konkurrieren, sollten wir nicht vergessen, dass eine günstige Beeinflussung der Frakturinzidenz – des einzigen klinisch relevanten Endpunktes – bisher nur für die Kombination Kalzium/Colecalciferol, für Alendronat (Fossamax®) und nicht zuletzt für nicht-medikamentöse Massnahmen (Verhinderung von Stürzen, Tragen eines Hüft-Protektors) ausreichend dokumentiert ist. Aus der vorliegenden Studie lässt sich immerhin ableiten, dass eine diuretische Behandlung bei Personen mit Osteoporose zugunsten der Kalziumbilanz besser mit einem Thiazid- als mit einem Schleifendiuretikum durchgeführt wird.
Alex Flückiger
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