Bei der Streptokokkenangina verkürzte oder gar keine Antibiotikabehandlung?
In dieser randomisierten schwedischen Studie mit 433 Teilnehmenden wurden zwei Therapieschemen mit Penicillin V verglichen, 3-mal 1000 mg während 10 Tagen oder 4-mal 800 mg während 5 Tagen. Die kürzere Therapie war der klassischen Behandlung nicht unterlegen.
- infomed screen Jahrgang 24 (2020)
Publikationsdatum: 9. März 2020 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Die durch Streptokokken der Gruppe A verursachte Pharyngitis oder Angina wurde wegen der Gefahr der autoimmunologischen Komplikationen (rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis) während Jahrzehnten für zehn Tage mit Penicillin V behandelt. Angesichts der Problematik jeder Antibiotikabehandlung (Resistenzentwicklung, Störung des Mikrobioms) wird diese Behandlung seit einigen Jahren in Frage gestellt, auch weil in Europa praktisch keine autoimmunologischen Komplikationen aufgetreten sind und weil die Häufigkeit der eitrigen Komplikationen durch eine primäre antibiotische Behandlung kaum beeinflusst wird. In dieser randomisierten schwedischen Studie mit 433 Teilnehmenden wurden zwei Therapieschemen mit Penicillin V verglichen, 3-mal 1000 mg während 10 Tagen oder 4-mal 800 mg während 5 Tagen. Die kürzere Therapie war der klassischen Behandlung nicht unterlegen.
Kommentar
Eine klinisch eindeutige Streptokokkenangina mit einem Centor score von 3 bis 4 und einem auf Streptokokken positiven Abstrich wird wahrscheinlich auch heute noch häufig antibiotisch behandelt, obwohl die Symptome höchstens minim verkürzt werden und Komplikationen mit und ohne Antibiotika sehr selten sind. Die Empfehlungen sind in den europäischen Ländern unterschiedlich; offenbar wird in Schweden noch behandelt. In der Guideline der Schweizerischen Gesellschaft für Infektiologie steht, man könne zuwarten und je nach Verlauf noch Penicillin einsetzen. In einem Übersichtsartikel im Swiss Medical Forum (Swiss Med Forum. 2019;19:481-8) wird von einer Antibiotikagabe abgeraten. Dies braucht wahrscheinlich oft viel Überzeugungskraft, da auch viele Laien der Meinung sind, dass eine bakterielle Mandelentzündung (oder gar Scharlach!) antibiotisch behandelt werden müsse.
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