Blutlipidbestimmung braucht nicht nüchtern zu erfolgen
- Zusammenfassung: Markus Häusermann
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Oktober 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Dass die Blutlipide nüchtern bestimmt werden müssten, wird gegenwärtig hinterfragt; es gab aber bisher keine direkten Vergleiche, wie nüchtern oder nicht nüchtern bestimmte Blutlipidwerte mit den arteriosklerotischen kardiovaskulären Krankheiten korrelieren. Um darauf eine Antwort zu finden, verwendeten die Studienverantwortlichen die Daten der ASCOT-LLA-Studie («Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial – Lipid Lowering Arm»), in der von 1998 bis 2002 10'305 40- bis 79-jährige Personen mit einer Hypertonie und mindestens drei kardiovaskulären Risikofaktoren, aber einem Gesamtcholesterin von unter 6,5 mmol/l, nach dem Zufall entweder mit Atorvastatin (Sortis® u.a.) oder mit Placebo behandelt worden waren. Nachträglich ausgewertet wurden nun die Daten derjenigen 8'270 Studienteilnehmenden, bei denen die Blutlipide zuerst ohne Vorbereitung und 4 Wochen später nach 8-stündiger Nahrungskarenz bestimmt worden waren.
Was hat man gefunden?
Die Originalstudie wurde wegen massiver Überlegenheit der Statintherapie vorzeitig abgebrochen. Bis dahin hatten 212 Personen einen tödlichen oder nicht-tödlichen Myokardinfarkt (den primären Endpunkt) erlitten. Verglichen mit den Nüchternwerten waren bei den unvorbereiteten Blutentnahmen die Triglyzeridwerte mässig höher, während sich Gesamt-, LDL- und HDL-Cholesterinwerte kaum unterschieden. Alle Lipidwerte zu Studienbeginn korrelierten gleichartig mit der Inzidenz koronarer Ereignisse, egal ob das Blut nüchtern oder nicht nüchtern entnommen worden war oder ob die Betroffenen mit Atorvastatin oder mit Placebo behandelt worden waren. Nur bei etwa 1% aller Studienteilnehmenden führte die Nüchtern-Lipidmessung zur Klassierung in eine andere Risikokategorie als die Messung nach Blutentnahme in nicht-nüchternem Zustand.
Wie wird es gedeutet?
Die Studienverantwortlichen sehen eine grosse Aussagekraft der Studie darin, dass die nüchternen und die nicht-nüchternen Blutlipidbestimmungen jeweils bei denselben Individuen erfolgten, und folgern, dass es für die Einschätzung des kardiovaskulären Risikos unnötig ist, das Blut zur Lipidbestimmung nüchtern abzunehmen.
Screen-Kommentar
Wieder einmal kommt aus einer Studie eine wichtige gute Nachricht für die hausärztliche Praxis. Sie bestätigt die neuen europäischen Richtlinien, dass die Patientinnen und Patienten zur Blutentnahme für die Lipidbestimmung nicht nüchtern zu erscheinen brauchen. Dies verbessert ihren Komfort und erleichtert zugleich unsere Arbeit, ohne dadurch die Aussagekraft der Lipidwerte für das vaskuläre Risiko zu schmälern. Für einen Therapieentscheid sind die Werte bei weitem genügend zuverlässig.
Zusammengefasst und kommentiert
von Markus Häusermann
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