Guidelines für die Grund¬versorgung sind qualitativ unbefriedigend
- Zusammenfassung: Markus Gnädinger
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 31. Mai 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
Angesichts der Publikationsflut und des breiten Problemfelds sind Grundversorgerinnen und Grundversorger auf Leitlinien («clinical practice guidelines», CPG) angewiesen. In dieser Metaanalyse sollte die Qualität von Leitlinien zur pharmakologischen Therapie chronischer Erkrankungen in der medizinischen Grundversorgung überprüft werden.
Was hat man gefunden?
Aus über 18’000 Publikationen wurden 421 extrahiert und mit dem AGREE-II-Werkzeug («Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation Instrument») beurteilt. Die CPG betrafen Herz-Kreislauf, Asthma/COPD, Diabetes, Osteoporose, Arthrose, gastroösophagealen Reflux, Prostatahyperplasie, Depression und Demenz. Die medianen Wertungen für Qualität (max. 100 Punkte) waren: Fokus 61, Berücksichtigung aller Beteiligten («Stakeholders») 33, konsequente Methodik 33, Präsentation 70, Anwendbarkeit 22 und Unabhängigkeit 42. Insgesamt wurden 24% der CPG als qualitativ hochstehend bewertet. Mit einer guten Qualität assoziiert waren die Entwicklung durch eine Behörde, die Mitarbeit von mehr als 20 Autorinnen und Autoren, die Nennung der Finanzierung, die Anwendung eines expliziten Konsensus-Verfahrens und die Tatsache, dass es sich um eine Folgeversion und nicht um eine Erstausgabe handelte.
Wie wird es gedeutet?
Die Qualität von publizierten Leitlinien unterscheidet sich stark - weniger als ein Viertel ist vertrauenswürdig. Die Anwendbarkeit war der Bereich mit der niedrigsten medianen Punktezahl. Durch Behörden erstellte Leitlinien sind häufiger von guter Qualität, was damit zusammenhängt, dass die Entwicklung qualitativ hochstehender CPG beträchtliche Mittel verlangt, die den Universitäten und Fachgesellschaften oft nicht zur Verfügung stehen. Es wird empfohlen, weniger, aber qualitativ bessere CPG zu verfassen und diese dafür laufend aktuell zu halten.
screen-Kommentar
Uns ist kaum gedient mit einer Masse von Leitlinien minderer Qualität, die teilweise von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst worden sind. Leitlinien sollten aus vertrauenswürdiger Quelle stammen, methodisch konsequent erstellt und periodisch überarbeitet werden. Dies verlangt beträchtliche finanzielle Mittel, die idealerweise von staatlicher Seite verfügbar gemacht werden sollten. Wie bei den wissenschaftlichen Studien gilt zudem: Wo die Grundversorgung beforscht wird, sollten auch Leute aus der Grundversorgung prominent in der Studienleitung vertreten sein. Wo den Ärztinnen und Ärzten in der Praxis nahegelegt wird, was sie zu tun haben, sollten diese bei der Erstellung der Leitlinien aktiv beteiligt werden.
Zusammengefasst und kommentiert
von Markus Gnädinger
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