Bleibt man dank Acetylsalicylsäure länger gesund?
- Zusammenfassung: Markus Häusermann
- infomed screen Jahrgang 23 (2019)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 21. Februar 2019 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Warum diese Studie?
In der ASPREE-Studie wurde das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin® u.a.) zur Primärprophylaxe tödlicher oder invalidisierender Erkrankungen bei älteren Menschen untersucht. 19'114 median 74-jährige Freiwillige erhielten nach dem Zufall täglich entweder 100 mg ASS oder eine Placebo-Tablette. Sie hatten alle keine bekannte kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Erkrankung und keine chronische Krankheit, welche die Lebenserwartung auf unter fünf Jahre eingeschränkt hätte. Die Teilnehmenden hatten jährliche Arzttermine und wurden dazwischen telefonisch kontaktiert. Die Studie war auf fünf Jahre geplant; primärer Endpunkt war das Überleben ohne Demenz und ohne bleibende schwere Behinderung.
Was hat man gefunden?
Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 4,7 Jahren wurde die Studie vorzeitig beendet, da sich bezüglich Erreichen des primären Endpunkts kein Unterschied zwischen ASS und Placebo abzeichnete (21,5 gegenüber 21,2 Ereignissen je 1000 Patientenjahre: Hazard Ratio [HR] 1,01, 95% CI 0,92-1,11). Endpunkt-Ereignisse waren in 50% der Tod (unter ASS etwas häufiger als unter Placebo), in 30% Demenz und in 20% schwere Behinderung. Klinisch bedeutsame Blutungen traten unter ASS bei 3,8% und unter Placebo bei 2,8% der Teilnehmenden auf (HR 1,38, 95% CI 1,18–1,62).
Wie wird es gedeutet?
Die Studie bestätigte frühere Erkenntnisse: in dieser relativ gesunden älteren Bevölkerungsgruppe, in der Personen mit vorbestehenden Erkrankungen ausgeschlossen waren, trug eine niedrige ASS-Dosis nicht zur Verlängerung eines gesunden, unabhängigen Lebens bei und verursachte vermehrt Blutungen.
Screen-Kommentar
Diese sehr überzeugend gemachte Studie bei einer Kohorte gesunder und gesundheitsbewusster älterer Leute mit einem niedrigen Erkrankungs- und Sterberisiko bringt zusätzliche Klarheit über Acetylsalicylsäure als Primärprophylaxe. Bemerkenswert finde ich, dass trotz fehlender Evidenz in den USA 36,7%, in Australien aber nur 7,2% der Teilnehmenden schon vor der Studie ASS eingenommen hatten. Die Ergebnisse früherer Studien wurden hier speziell für ältere Menschen bestätigt: ASS verhindert bei gesunden Personen weder Herz-Kreislauf-Krankheiten noch andere schwere chronische Krankheiten oder Todesfälle. Einziger signifikanter Effekt von ASS, auch wieder in Übereinstimmung mit den früheren Studien, war die grössere Gefahr schwerer Blutungen. Acetylsalicylsäure taugt also nicht zur Primärprophylaxe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dafür stehen andere Massnahmen im Vordergrund: nicht rauchen, regelmässige Bewegung, Blutdruckbehandlung, je nach Gesamtrisiko Cholesterinsenkung mit einem Statin. Im Gegensatz dazu bleibt bei bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung, also in der Sekundärprophylaxe, die Indikation für ASS weiter bestehen.
Zusammengefasst und kommentiert von Markus Häusermann
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