Prazosin bei Alkoholkranken?
- Zusammenfassung: Christoph Quack
- infomed screen Jahrgang 22 (2018)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 12. Dezember 2018 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studien haben Hinweise darauf ergeben, dass eine erhöhte noradrenerge Aktivität im Gehirn in der Entstehung und Aufrechterhaltung der Alkoholkrankheit eine Rolle spielt. Prazosin, ein Alpha-1-Adrenozeptorantagonist, hatte in einer Pilotstudie einen positiven Einfluss gezeigt. In die vorliegende Studie wurden Männer und Frauen mit Alkoholkrankheit, aber ohne posttraumatische Belastungsstörung aufgenommen. Die Rekrutierung erfolgte über Zeitungsinserate und die Teilnehmenden wurden finanziell entschädigt. 540 Personen interessierten sich für die Teilnahme, 311 erfüllten die Einschlusskriterien nicht und 137 sind für den ersten Termin nicht erschienen. Von den verbleibenden 92 wurden 48 mit Prazosin behandelt und 44 mit einem Placebo. Sofern die unerwünschten Wirkungen (vor allem Schwindel) es erlaubten, wurde die Prazosin-Dosis bis auf 16 mg täglich gesteigert. Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen wurde empfohlen. Die Veränderung des Trinkverhaltens wurde über einen Zeitraum von 12 Wochen durch tägliche Telefoninterviews erhoben.
Unter Prazosin sank die Anzahl Drinks pro Woche und die Häufigkeit von Alkoholexzessen (≥4 Glas bei Frauen, ≥5 Glas bei Männern) pro Woche signifikant gegenüber der Kontrollgruppe, aber nicht die Anzahl Tage pro Woche, an denen getrunken wurde.
Suchterkrankungen liegt eine Vielzahl von biopsychosozialen Ursachen zugrunde, deren erfolgreiche Behandlung wahrscheinlich ebenso multifaktoriell erfolgen muss. Prazosin setzt an einer bisher vernachlässigten und eventuell vielversprechenden Stelle an. Ob es sich in grösseren Studien bewährt und in welchen Situationen es am sinnvollsten eingesetzt wird, bleibt abzuwarten.
Zusammengefasst und kommentiert von Christoph Quack
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