Antiepileptika bei Lumbalgien wirkungslos

Der Gebrauch von Antiepileptika zur Behandlung von Lumbalgien hat in den vergangenen Jahren dras­tisch zugenommen. Die Evidenz für diese Indikation ist aber limitiert. Mit der vorliegenden Meta-Analyse wurde der Therapieerfolg und die Verträglichkeit von Antiepileptika in der Behandlung ra­di­kulärer und nicht-radikulärer Lumbal­gien geprüft.

Fünf grosse Datenbanken wurden nach randomi­sierten kon­trollierten Studien durchsucht, in denen Antiepileptika bei ver­schiedenen Rückenschmerzformen mit Placebo ver­glichen worden waren. Ausgewertet wurden die Daten nach Schmerztyp und nach Beobachtungszeitpunkt. Neun Studien mit insgesamt 859 Teilnehmenden entsprachen den Ein­schluss­kriterien: ver­glichen wurden Gabapentin (Neurontin®), Pregabalin (Lyrica®) oder Topimarat (Topa­max®) mit Placebo.

Für undifferenzierte Lumbalgien erbrachte Gabapentin im Ver­gleich mit Placebo keinen Nutzen zur Schmerzlinderung oder für die kurzfristige Funktions­ver­bes­serung. Für Topi­marat ergab sich ein kleiner positi­ver Be­handlungseffekt für die kurz­fristige Schmerzlinderung. Bei radikulären Schmerzen wurde mit Gaba­pentin, Pregabalin und Topira­mat weder eine Schmerzlinderung noch eine Funktions­verbes­serung erzielt. Gabapentinoide waren mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Wirkungen behaftet, insbesondere Benommenheit, Müdig­keit, Schwindel und Übelkeit.

Anhand der erhobenen Daten konnte mit qualitativ mässiger bis hochstehender Evidenz gefolgert werden, dass Antiepilep­tika für die Behandlung von lumbalen Rückenschmerzen (mit oder ohne radikuläre Komponente) unwirksam sind.

Es ist lobenswert, den Graubereich des lukrativen «Off-label»-Ge­brauchs von Antiepileptika genauer zu untersuchen. Diese Meta-Analyse bestätigt, dass der Einsatz von Gabapentin und Pre­gabalin für radikuläre oder nicht-radikuläre Rücken­schmer­zen als klinisch fragwürdig anzusehen ist. Insgesamt ist die Da­tenlage zu diesem Thema bescheiden. Brisant bleibt die Tat­sache, dass gewisse Richtlinien Gabapentin weiterhin als The­ra­pieoption für die Be­handlung radikulärer Schmerzen ein­schliessen, dies basierend auf einer kleinen Studie aus dem Jahre 2003 bei 43 Personen mit einer Schmerzangabe auf einer 3-Punkte-Skala. Eine Studie aus dem Jahre 2017 mit Pregaba­lin, 100 Teilnehmenden und einer visuellen 10-Punkte-Ana­logskala wies keinen Nutzen auf radikuläre Schmer­zen nach. Eine hauch­dünne Evidenz für ein Millionen­geschäft.

Zusammengefast und kommentiert von Barbara Loeliger

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Antiepileptika bei Lumbalgien wirkungslos ( 2018)