PSA-Screening: Nutzen minim, unerwünschte Effekte beträchtlich

Die Früherkennung des Prostatakarzinoms durch Bestim­mung des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut ist um­stritten: Es werden damit wohl asymptomatische kleine Kar­zinome entdeckt, darunter aber auch indolente Tumoren, die im späteren Leben nie symptomatisch würden. Diese Über­diagnose führt zu unnötigen Operationen mit beträchtlichen nachfolgenden Problemen, am häufigsten zu erektiler Dys­funktion und/oder Urininkontinenz. Die Anzahl der Todes­fälle wird durch das Screening nicht vermindert. Mit einer Meta-Analyse aller verfügbaren randomisierten kontrollierten Studien fasste ein internationales Studienteam die verfügbare wissenschaft­liche Evidenz zu Nutzen und unerwünschten Wir­kungen des PSA-Screenings zusammen. Von 10'982 Pub­li­kationen zum Thema erfüllten fünf rando­misierte Studien mit insgesamt 721'718 Teilnehmern im Alter zwischen 40 und 80 Jahren die vorbestimmten Selektions­kriterien. Während Beobachtungszeiten von 10 bis 20 Jahren wurden mit PSA-Screening im Vergleich mit den jeweiligen Kontrollgruppen auf 1000 Teilnehmer 7 lokalisierte Karzi­nome mehr diagnos­tiziert; die Gesamtzahl der Todesfälle war aber mit und ohne PSA-Screening identisch. Das Screening hatte einen kleinen Einfluss auf die Prostatakarzinom-Morta­lität (ein Todesfall weniger auf 1000 unter­suchte Männer im Verlauf von 10 Jahren). Nach einer vom Screening ausgelösten Therapie lit­ten von 1000 Männern 3 unter Urininkontinenz und 25 unter erek­tiler Dysfunktion. Indikatoren der Lebens­qualität zeigten, wo erfasst, mit und ohne PSA-Screening ins­gesamt gleiche Werte.

Die Resultate dieser umfassenden Meta-Analyse sind deutlich: Das PSA-Screening senkt die Mortalität an Prostatakarzinom bestenfalls in geringem Mass, hat keinen Effekt auf die Gesamtzahl von Todesfällen und verursacht eine erhebliche Morbidi­tät, kurzzeitig durch Biopsie-Komplikationen bei falsch positi­ven PSA-Werten, langfristig durch erektile Dysfunktion und Urininkontinenz nach möglicher unnötiger Behandlung infolge Überdiagnose. Die Empfehlungen lauten deshalb zu Recht, dass ein PSA-Screening im Alter ab 70 Jahren gar nicht mehr und zwischen 55 und 70 nur mit ausführlicher Aufklärung über Nutzen und Risiken, insbesondere auch über die Möglichkeit der Überdiagnose, angeboten werden soll. Bei einem durch Screening erfassten Karzinom ist je nach histologischer Gradie­rung (Gleason-Score) die aktive Überwachung anstelle einer sofortigen Therapie eine validierte Variante, aber für viele Pati­enten schwierig zu akzeptieren.

Zusammengefasst und kommentiert von Markus Häusermann

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PSA-Screening: Nutzen minim, unerwünschte Effekte beträchtlich ( 2018)