Diclofenac: hohes kardiovaskuläres Risiko

Seit man weiss, dass der COX-2-Hemmer Rofecoxib (Vioxx®, ausser Handel) vermehrt kardiovaskuläre Komplikationen verursacht, wurden diese unerwünschten Wirkungen auch bei den tra­ditionellen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) genauer untersucht. Diclofenac (Voltaren® u.a.) hat eine ähnlich hohe COX-2-Selektivität wie die COX-2-Hemmer und scheint die höchste Rate an kardiovaskulären Ereignissen zu induzieren, ein direkter Vergleich mit den an­deren NSAR mittels randomisierter Studien wäre ethisch aber nicht vertretbar. Eine Klärung ist jedoch sehr wünschenswert, da Diclofenac immer noch das am häufigsten eingenommene NSAR ist.

Die vorliegende Studie wurde von 1996 bis 2016 anhand der ausführ­lichen dä­nischen Gesundheitsregister durch­ge­führt. Aufgenommen wurden Patientinnen und Patienten, denen in einer Apotheke eine Packung eines Medi­ka­men­ts abgegeben wurde. Während der 21 Jahre wurden rund 1'370'000 Personen erfasst, die eine Behandlung mit Dic­lofenac er­hiel­ten. Diese Gruppe wurde verglichen mit 3'878'000 Per­sonen, die Ibuprofen (Brufen® u.a.) erhalten hatten, 291'000 mit Naproxen (Apranax® u.a.), 764'000 mit Para­cetamol (Dafalgan® u.a.) und 1'303'000 Personen, die eine medizini­sche Behandlung er­halten hatten, aber keines dieser Medi­kamente. Die kombi­nierten kardiovaskulären Er­eignisse bis 30 Tage nach Behand­lungsbeginn waren un­ter Diclofenac 1,5-mal häufiger als ohne Medikation, 1,2-mal häufiger als unter Paracetamol und Ibuprofen und 1,3-mal häufiger als unter Naproxen. Gegen­über den Personen ohne Medi­kamente war die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse mit normal und niedrig dosiertem Diclofenac erhöht: Vorhofflimmern 1,2-fach, Hirn­schlag 1,6-fach, Herz­insuf­fi­zienz 1,7-fach, Herzinfarkt 1,9-fach und Herztod 1,7-fach. Gastrointestinale Blutungen wa­ren mit Diclofenac 4,5-mal häufiger als ohne Medikamente und 2,5-mal häufiger als mit Paracetamol und Ibuprofen.

Zu den NSAR mit ihren Wirkungen und Nebenwirkungen wer­den immer wieder Studien publiziert, und zwar zu Recht, da wir diese Medikamente ja täglich abgeben oder verschreiben. Oft sind die Ergebnisse aber unterschiedlich oder gar wider­sprüchlich. Wie schon in früheren Studien scheint hier ge­sichert, dass mit Diclofenac, auch mit kleinen Dosen, häufi­ger kardiovaskuläre unerwünschten Wirkungen auftreten als mit anderen NSAR. Verglichen mit den häufigen gastrointestinalen sind die kardiovaskulären Probleme selten, weshalb sie weniger gegenwärtig sind. Da sie schwerwiegend sein können, sollte Diclofenac nicht mehr als primäres NSAR eingesetzt werden, sondern durch mögliche Alternativen wie Naproxen oder Ibu­profen ersetzt werden.

Zusammengefasst und kommentiert von Peter Koller

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Diclofenac: hohes kardiovaskuläres Risiko ( 2018)