Vermindert die Procalcitonin-Bestimmung den Einsatz von Antibiotika?

Die Procalcitonin-Konzentration im Plasma widerspiegelt die klinische Bedeutung einer Infektion und ist bei bakteriellen Infekten (die eine antibiotische Therapie benötigen) höher als bei viralen. In mehreren Studien wurde gezeigt, dass die Procalcitonin-Bestimmung den Einsatz von Antibiotika limitieren kann. 

Eine amerikanische Gruppe untersuchte in einer multizentrischen, randomisierten Doppelblindstudie in Notfallstationen grösserer Spitäler, ob die Procalcitonin-geleitete Entscheidung für oder gegen Antibiotika deren Verschreibung gegenüber einem Entscheid auf Grund von klinischen Guidelines wirklich reduziert. Eingeschlossen wurden 1664 Kranke mit Verdacht auf einen Infekt der unteren Luftwege, von denen schliesslich 1'656 ausgewertet werden konnten. Die Behandelnden erhielten Procalcitonin-Testergebnisse für 792 von 826 Erkrankten (95,9%) in der «Procalcitonin-Gruppe» und für 18 von 830 Erkrankten (2,2%) in der «Guidelines-Gruppe». Sowohl in der «Intention-to-treat»- als auch in der «Per protocol»-Analyse wurde kein Unterschied in der Antibiotikaverschreibung gefunden. Auch Todesfälle, Rehospitalisationen oder andere Komplikationen waren nicht signifikant unterschiedlich.

Nicht unerwartet konnte hier gezeigt werden, dass der Procalcitonin-Wert gegenüber den klinischen (hier amerikanischen) Guidelines nicht zu weniger Antibiotika-Verschreibungen führt – vorausgesetzt, dass die Ärztinnen und Ärzte in deren Verständnis und Anwendung gut unterrichtet sind. Diesem Umstand wurde in der vorliegenden Studie besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die beteiligten Ärztegruppen wurden intensiv geschult. Ein Hinweis auch, dass Guidelines ohne Schulung wohl nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi

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infomed-screen 22 -- No. 5
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Vermindert die Procalcitonin-Bestimmung den Einsatz von Antibiotika? ( 2018)