infomed-screen
Kardiovaskuläre Risiken von langwirkenden Bronchodilatantien
- Zusammenfassung: Peter Ritzmann
- infomed screen Jahrgang 22 (2018)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 3. April 2018 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Inhalierte langwirkende Beta-Agonisten (LABA) und Anticholinergika (LAMA) sind wichtige Mittel zur Symptomlinderung bei Kranken mit einer chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD). Das Risiko ihrer Anwendung bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse wird seit Jahren zum Teil kontrovers diskutiert. Die Studienergebnisse sind teilweise widersprüchlich, unter anderem auch, weil in randomisierten Studien häufig Personen mit einer bekannten kardiovaskulären Erkrankung ausgeschlossen wurden. In der aktuellen Fall-Kontroll-Studie aus Taiwan wurden 284‘220 Personen untersucht, die neu wegen einer COPD in Behandlung waren und vorgängig noch keine LABA- oder LAMA-Behandlung gehabt hatten.
Als Fälle dienten Personen aus dieser Gruppe, die innert zwei Jahren nach Diagnose der COPD wegen einer koronaren Herzkrankheit, einer Herzinsuffizienz, einer Arrhythmie, oder wegen eines ischämischen Schlaganfalls im Spital oder in der Notfallstation behandelt werden mussten (37‘719 Personen, 6,6 Fälle pro 100 Personenjahre). Im Vergleich mit jeweils vier möglichst passend ausgesuchten Kontrollen aus der gleichen Gruppe fand sich eine Erhöhung des Risikos für ein kardiovaskuläres Ereignis bei denjenigen, die neu ein LABA oder LAMA erhalten hatten um etwa 50% («Odds Ratio» OR von 1,50 bzw. 1,52) und eine Verdoppelung des Risikos bei denen, die neu LABA und LAMA kombiniert erhalten hatten (OR 2,03, alle Unterschiede statistisch signifikant). Bei denjenigen, denen die inhalativen Medikamente schon seit länger als 30 Tage verschrieben worden waren, war das Risiko hingegen nicht (mehr) erhöht.
Der Vorteil dieser Studie ist, dass sie die Situation im Praxisalltag besser abbildet als randomisierte Studien, wo häufig bis mehr als die Hälfte der möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Studie ausgeschlossen werden. Ihr Nachteil ist, dass die Zuteilung zu Behandlungs- und Kontrollgruppe eben nicht zufällig erfolgte. Mögliche Verzerrungen könnten die beobachteten Unterschiede deshalb nur vortäuschen. Dass inhalierte LABA und LAMA kardiovaskuläre Ereignisse auslösen bzw. eine vorher nicht bekannte kardiovaskuläre Krankheit demaskieren können, macht aber pathophysiologisch durchaus Sinn. Den symptomatischen Nutzen dieser Medikamente erkaufen wir wohl oder übel mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko zumindest in der Anfangsphase der Behandlung.
Zusammengefasst und kommentiert von Peter Ritzmann
Standpunkte und Meinungen
- Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 22 -- No. 2
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Kardiovaskuläre Risiken von langwirkenden Bronchodilatantien ( 2018)
Login
infomed-screen abonnieren
Aktueller infomed-screen-Jahrgang
pharma-kritik abonnieren
100 wichtige Medikamente
Passwort beantragen
infomed mailings
-
Jahrgang 2024
Jahrgang 2023
Jahrgang 2022
Jahrgang 2021
Jahrgang 2020
Jahrgang 2019
Jahrgang 2018
Jahrgang 2017
Jahrgang 2016
Jahrgang 2015
Jahrgang 2014
Jahrgang 2013
Jahrgang 2012
Jahrgang 2011
Jahrgang 2010
Jahrgang 2009
Jahrgang 2008
Jahrgang 2007
Jahrgang 2006
Jahrgang 2005
Jahrgang 2004
Jahrgang 2003
Jahrgang 2002
Jahrgang 2001
Jahrgang 2000
Jahrgang 1999
Jahrgang 1998
Jahrgang 1997