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Migräne: Angst als Ursache überflüssiger Untersuchungen
- Zusammenfassung: Alexandra Röllin
- infomed screen Jahrgang 22 (2018)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 3. April 2018 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Bei der Diagnose einer Migräne und unauffälliger klinisch-neurologischer Untersuchung sind strukturelle Hirnveränderungen selten, weswegen empfohlen wird, in dieser Situation nicht generell ein Kernspintomogramm (MRI) anzufertigen. Häufig ist aber die Angst der Betroffenen gross, weshalb sie Druck ausüben, trotzdem eine bildgebende Untersuchung durchzuführen. Im Rahmen der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, wie häufig (bzw. selten) krankhafte Veränderungen gefunden werden, wenn diesem Wunsch entsprochen wird. Dazu wurden 100 Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren untersucht, bei denen von 2010 bis 2012 in der neurologischen Abteilung einer amerikanischen Universitätsklinik eine Migräne diagnostiziert worden war und die auf der Durchführung eines MRI bestanden, obwohl dies vom beurteilenden Neurologen nicht als notwendig beurteilt worden war.
Die untersuchten Personen waren im Schnitt 31,5 Jahre alt, 86 davon waren Frauen. Die Dauer der Kopfschmerzanamnese variierte zwischen 4 Monaten und 40 Jahren. Gemäss den Diagnosekriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft litten 41 Personen an einer chronischen Migräne ohne Aura, 45 an einer einfachen Migräne ohne Aura und 14 an einer Migräne mit Aura. Bei 82 Personen fiel das MRI völlig normal aus; dies traf auch auf die beiden Personen mit den auffälligsten Auren – eine mit einer hemiplegischen Migräne, die andere mit Hirnstammsymptomen im Rahmen der Aura – zu. Bei 17 Personen wurden klinisch unbedeutende Läsionen gefunden, darunter bei 13 hyperintense Veränderungen der weissen Hirnsubstanz, ein Befund ohne klinische Bedeutung, der bei Migräne häufig gefunden wird. Bei einer einzigen Person schliesslich wurde ein Meningeom entdeckt, das in der Folge operiert und anschliessend bestrahlt wurde. Diese Prävalenz von 1% unterschied sich nicht von derjenigen, die anhand von zwei Studien bei der Allgemeinbevölkerung festgestellt wurde, in denen bei insgesamt 3000 beschwerdefreien Personen 35 Hirntumoren gefunden wurden.
Auch bei Personen mit neu diagnostizierter Migräne, welche kompromisslos ein Schädel-MRI fordern, ist das Risiko eines Hirntumors nicht höher als in der Normalbevölkerung. Die Betroffenen haben also nicht ein speziell feines Sensorium, mit dem sie ein spezifisch erhöhtes Risiko spüren würden, sondern ganz einfach Angst. Wenn wir also die Anzahl unnötiger Untersuchungen verringern möchten, dann kommen wir nicht darum herum, diese Angst zusammen mit den Betroffenen genauer anzuschauen. Und selbst dann, wenn wir so die Durchführung eines nutzlosen MRI nicht verhindern können, kann sich dies lohnen – denn erfahrungsgemäss lässt sich auch mit einem normalen Resultat der Bildgebung die Angst nicht immer spurlos zum Verschwinden bringen.
Zusammengefasst und kommentiert von Alexandra Röllin
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