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Steroide können Halsschmerzen lindern
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 22 (2018)
, Nummer 1
Publikationsdatum: 16. Januar 2018 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Halsweh ist eine der häufigsten Ursachen von Konsultationen in der Praxis. Da es sich meistens um virale Infekte handelt, sind Antibiotika unwirksam, und die Schmerzlinderung ist die wichtigste Behandlungsindikation. Oft sind weder Paracetamol (Dafalgan® u.a.) noch nicht-steroidale Entzündungshemmer voll wirksam, weshalb andere Therapiemöglichkeiten gesucht werden. Eine davon ist die Entzündungshemmung durch Steroide. Randomisierte Studien zeigten Wirksamkeit, doch wegen der Gefahr von Nebenwirkungen werden Steroide in dieser Situation eher selten angewandt. Das British Medical Journal initiierte daher diese systematische Übersicht und Metaanalyse.
Zehn randomisierte Studien mit einem Total von 1426 Untersuchten (Erwachsene und Kinder über 5 Jahre) konnten in die Analyse eingeschlossen werden. Das am häufigsten verwendete Steroid war Dexamethason (Fortecortin® u.a.) als Einmalgabe von 10 mg (oder 0,6 mg/kg für Kinder). In fünf Studien wurde über ein Verschwinden der Schmerzen nach 24 Stunden berichtet: auf 1000 Personen war dies nach Dexamethason-Gabe bei 224 der Fall, ohne Steroide bei 100 (NNT=8). Über eine vollständige Besserung nach 48 Stunden rapportierten vier Studien (bei 629/1000 nach Steroidgabe, 425/1000 nach Placebo, NNT=5). Nach den Resultaten von acht Studien begann die Schmerzbesserung unter Steroiden im Durchschnitt 4,8 Stunden früher (95%-Vertrauensintervall 1,7–7,8 Std.) und die Zeit bis zum kompletten Verschwinden der Schmerzen (in sechs Studien) war um 11,1 Stunden kürzer. Nebenwirkungen wie Peritonsillarabszesse waren selten und in den Vergleichsgruppen gleich häufig. Auch Schul- oder Arbeitsabsenzen wurden nur unwesentlich verbessert. Auf Grund dieser Metaanalyse wurde die in MAGICApp publizierte Guideline geändert.(1)
Ob es gerechtfertigt ist, eine selbstlimitierende ungefährliche Krankheit mit Steroiden zu behandeln – die immerhin ein grosses Nebenwirkungs-Potential enthalten (siehe infomed-screen 2017; 21: 29) – ist fraglich. Zwar sind die Ergebnisse statistisch signifikant, aber sind sie auch klinisch relevant? Die Autorenschaft der erwähnten Guidelines hat denn auch diese Guideline mit «weak recommendation» überschrieben. Sicher darf jedoch bei stärksten Halsschmerzen einmal eine 10-mg-Dosis Dexamethason verschrieben werden, besonders wenn sonst eine baldige Besserung wenig wahrscheinlich ist.
Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi
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