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Welches Antibiotikum bei Chlamydieninfekt?
- r -- Geisler WM, Uniyal A, Lee JY et al. Azithromycin versus doxycycline for urogenital chlamydia trachomatis infection. N Engl J Med 2015 (24. Dezember); 373: 2512-21 [Link]
- Zusammenfassung: Alexandra Röllin
- infomed screen Jahrgang 20 (2016)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 4. April 2016 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Chlamydieninfekte sind weltweit die häufigste sexuell übertragbare Krankheit. Sie verlaufen häufig oligosymptomatisch, können unbehandelt aber zu Infertilität und ektopen Schwangerschaften führen. Die Behandlung kann mit Doxycyclin (Vibramycin® u.a.) während einer Woche oder einer Einmaldosis Azithromycin (Zithromax® u.a.) erfolgen. Gemäss einer Meta-Analyse aus dem Jahre 2002 ist Azithromycin in 97% und Doxycyclin in 98% der Fälle wirksam (1). Allerdings stützt sich diese Übersichtsarbeit hauptsächlich auf Studien, für welche noch nicht die modernen molekulargenetischen Testmethoden verwendet wurden. Für die hier präsentierte Studie wurden Jugendliche im Alter von 12 bis 21 Jahren untersucht, welche in einer nach Geschlechtern getrennten Erziehungsanstalt für straffällige Jugendliche in den USA untergebracht waren. Dieser Rahmen erlaubte zum einen die kontrollierte Abgabe der Medikamente, zum andern konnte die Gelegenheit für Re-Infektionen minimiert werden. Jugendliche, welche beim Eintrittsuntersuch einen positiven DNA-Amplifikationstest für Chlamydien im Urin aufwiesen, erhielten nach dem Zufall entweder eine Einmaldosis von 1 g Azithromycin oder zweimal täglich 100 mg Doxycyclin für 7 Tage. Primärer Endpunkt war die Rate von Therapieversagern nach 28 Tagen.
284 der Teilnehmenden erhielten Azithromycin und 283 Doxycyclin, 155 aus jeder Gruppe konnten ausgewertet werden (die grosse Anzahl Studienabbrüche ist auf eine Justizreform zurückzuführen, aufgrund derer viele der Betroffenen früher aus der Erziehungsanstalt entlassen wurden als ursprünglich geplant). In der Doxycyclin-Gruppe gab es keine Therapieversager. In der Azithromycin-Gruppe konnten in fünf Fällen nach 28 Tagen die genetisch gleichen Chlamydien wie beim Eintrittsuntersuch nachgewiesen werden, was als Therapieversagen gewertet wurde (3,2%; 95% CI 0,4-7,4%). Gemäss den im Voraus definierten Kriterien konnte so die Nicht-Unterlegenheit von Azithromycin nicht bestätigt werden.
Sollen wir nun alle Chlamydien-Infektionen nur noch mit Doxycyclin behandeln? Ich denke nein, denn in der Praxis können wir schwerlich die Antibiotikabehandlung so engmaschig überwachen, wie dies der Rahmen einer Institution des Justizvollzuges möglich ist. Somit sind die Resultate nur bedingt auf Alltagsbedingungen mit manchmal schlechter Compliance übertragbar. Hier hat Azithromycin den klaren Vorteil, dass es als Einmaldosis verabreicht werden kann. Diese ist möglicherweise immer noch wirksamer als eine nicht korrekt eingenommene Wochentherapie mit Doxycyclin. Warum Azithromycin nicht in allen Fällen wirkt, bleibt im Übrigen unklar, denn Resistenzen sind bei Chlamydien (im Gegensatz zu den Gonokokken, wo sie zunehmend ein Problem darstellen) nicht beschrieben. Eine Vermutung besteht darin, dass mit Azithromycin möglichweise nicht genügend hohe Schleimhautkonzentrationen erreicht werden.
Zusammengefasst und kommentiert von Alexandra Röllin
1 Lau CY, Qureshi AK. Azithromycin versus doxycycline for genital chlamydial infections: a meta-analysis of randomized clinical trials. Sex Transm Dis 2002 (September); 29: 497-502
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