Längere Kontrollintervalle bei oraler Antikoagulation?

  • r -- Schulman S, Parpia S, Stewart C et al. Warfarin dose assessment every 4 weeks versus every 12 weeks in patients with stable international normalized ratios: a randomized trial. Ann Intern Med 2011 (15. November); 155: 653-9 [Link]
  • Zusammenfassung: Peter Ritzmann
  • infomed screen Jahrgang 16 (2012) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 19. April 2012
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Oral Antikoagulierte müssen regelmässig kontrolliert werden, da die Wirkung oraler Antikoagulantien von verschiedenen Faktoren abhängt und die therapeutische Breite gering ist. Auch bei gut eingestellten INR-Werten (INR = «International Normalized Ratio») empfehlen Guidelines in der Regel ein Kontrollintervall von höchstens vier Wochen. Auch die Herstellerfirma von Phenprocoumon (Marcoumar®) nennt vier Wochen als typisches Kontrollintervall. Erfahrene Hausärztinnen und Hausärzte lassen aber je nach Fall auch längere Kontrollintervalle zu. In dieser randomisierten Studie aus Kanada mit 250 längerfristig mit Warfarin Antikoagulierten wurde untersucht, ob die Behandelten bei einem 12-wöchigen Kontrollintervall schlechter eingestellt wären als bei einem 4-wöchigen. Dazu wurden zwar alle im 4-Wochen-Abstand kontrolliert, bei der Hälfte wurde aber den Betreuenden nur jeweils alle 12 Wochen der reale INR-Wert mitgeteilt.

Insgesamt fand sich nur ein minimaler Unterschied zwischen beiden Gruppen bezüglich der Zeitdauer, während der die Antikoagulation gut eingestellt war. Das längere Kontrollintervall erschien in dieser Hinsicht als nicht unterlegen. Auch bezüglich thromboembolischer Ereignisse oder Blutungen schnitten die beiden Gruppen vergleichbar ab. Nur in zwei Fällen mussten wegen INR-Werten von über 4,5 bei Zwischenkontrollen die Betreuenden informiert und so die Verblindung aufgehoben werden.

Die Fragestellung der Studie ist praxisrelevant und ihr Resultat ermutigend: Bei gut eingestellter oraler Antikoagulation scheint ein längeres Intervall bis zur nächsten INR-Kontrolle als 4 Wochen vertretbar. Einschränkend merken die Studienverantwortlichen selbst an, dass die Untersuchten in dieser Studie aus Gründen der Verblindung alle 4 Wochen von ihren Betreuenden gesehen wurden. Es wurde also lediglich gezeigt, dass INR-Bestimmungen alle 12 Wochen genügen können, nicht aber, dass auch die 4-wöchigen Kontrolltermine ohne Nachteil weggelassen werden können. Dass die Studie mit Warfarin und nicht mit dem bei uns gebräuchlichen Phenprocoumon (Marcoumar®) durchgeführt wurde, schränkt die Übertragbarkeit der Resultate zusätzlich ein. Trotzdem sind die Resultate eine Bestätigung für diejenigen, welche in bestimmten Fällen auch längere Kontrollintervalle bei oraler Antikoagulation akzeptieren.

Zusammengefasst von Peter Ritzmann

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Längere Kontrollintervalle bei oraler Antikoagulation? ( 2012)