Benzodiazepin-Unfälle
- Kommentar: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 6
Publikationsdatum: 1. Juli 1997 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Benzodiazepine beeinträchtigen die Fähigkeit, ein Auto zu lenken und erhöhen so das Risiko von Unfällen. In einer Untersuchung wurde erfasst, wieweit die Einnahme kurz- und langwirkender Benzodiazepine bei älteren Leuten mit Autounfällen assoziiert sind.
Methoden
Die Daten stammen aus den staatlichen Registern der Fahrzeugkontrolle, der Polizei und der universellen Krankenversicherung der kanadischen Provinz Québec. Die Versicherungsdaten ermöglichen eine zuverlässige Zuordnung von ärztlich verschriebenen Medikamenten und behandelten Personen. «Fälle» waren 5579 Autofahrerinnen und –fahrer im Alter von 67 bis 84 Jahren, die in den Jahren 1990 bis 1993 an einem Unfall mit Körperverletzung beteiligt waren. Jedem Fall wurden je 10 zufällig ausgewählte Kontrollen der gleichen Altersklasse gegenübergestellt.
Ergebnisse
In der ersten Woche der Anwendung eines langwirkenden Benzodiazepins wie Diazepam (z.B. Valium®), Flurazepam (Dalmadorm®) u.ä. hatten die Behandelten im Vergleich mit den Kontrollen durchschnittlich ein um 45% erhöhtes Unfallrisiko. Bei längerem Gebrauch dieser Medikamente war das Unfallrisiko etwas kleiner, aber gegenüber den Kontrollen immer noch signifikant erhöht. Die Einnahme von kurzwirkenden Benzodiazepinen wie Alprazolam (Xanax®), Oxazepam (z.B. Seresta®) u.ä. war dagegen nicht mit einem erhöhten Unfallrisiko assoziiert.
Schlussfolgerungen
Eine kürzere oder längere Behandlung mit langwirkenden Benzodiazepinen ist bei älteren Leuten mit einem erhöhten Risiko eines Autounfalls mit Körperverletzung verbunden.
Ältere Leute nehmen auch in der Schweiz nicht selten Benzodiazepine ein. Die hier zusammengefasste Studie bestärkt mich in der Überzeugung, dass langwirkende Benzodiazepine nur mit grösster Zurückhaltung verschrieben werden sollten. Kurzwirkende Substanzen wie Alprazolam (Xanax®) oder Triazolam (Halcion®) sind allerdings keineswegs problemlos. Wenn ältere Leute ein Schlafmittel benötigen, rate ich konsequent von einer regelmässigen (allabendlichen) Einnahme ab.
Etzel Gysling
Standpunkte und Meinungen
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