Chloroquin: erstaunliche Wirkung beim Glioblastom
- r -- Sotelo J, Briceno E, Lopez-Gonzalez MA. Adding chloroquine to conventional treatment for glioblastoma multiforme: a randomized, double-blind, placebocontrolled trial. Ann Intern Med 2006 (7. März); 144: 337-43.
- Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
- Kommentar: Renato L. Galeazzi
- infomed screen Jahrgang 10 (2006)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 1. Mai 2006 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Für Patientinnen und Patienten mit Glioblastoma multiforme beträgt das mediane Überleben trotz moderner, aggressiver, kombinierter Behandlung (Chirurgie, Radio- und Chemotherapie) knapp ein Jahr. Ein bekannter Grund für diese schlechte Prognose ist das rasche Auftreten therapieresistenter Zellklone durch Mutagenese in schnell sich vermehrenden Zellpopulationen. Das Malariamittel Chloroquin (Nivaquine ® u.a.) kann diese Mutagenese reduzieren, ohne zytotoxische oder antimitotische Wirkungen zu haben. In einer Fallserie, von den Studienverantwortlichen schon früher veröffentlicht, schien das Medikament positive Wirkungen zu zeigen.
In der vorliegenden placebokontrollierten Studie wurden 15 von 30 Kranken unter 60 Jahren mit einem auf eine Hirnhälfte beschränkten Glioblatoma multiforme und ohne schwerere andere Erkrankungen zusätzlich zur Standard- Therapie mit 150 mg Chloroquin täglich behandelt (Beginn 5 Tage nach Operation für ein Jahr). Ohne dass unter der Chloroquin-Therapie schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten wären, betrug das mediane Überleben in der Verum-Gruppe 24 Monate, gegenüber 11 Monaten in der Kontrollgruppe (Unterschied statistisch nicht signifikant).
Wenn sich diese Resultate bestätigen sollten, kommt dies einer kleinen Sensation gleich. Beim Glioblastoma multiforme konnten ja in letzter Zeit kaum therapeutische Fortschritte erzielt werden, obwohl immer neue Medikamente und radiotherpeutische Massnahmen getestet worden sind. Aber es bleiben noch viele Fragen offen: beste Dosis, beste Therapiedauer, wann beginnen? Noch sind viele zusätzliche Untersuchungen nötig. Andererseits lässt sich fragen, ob dieses Therapieprinzip nicht auch bei anderen rasch therapieresistent werdenden Tumoren angewendet werden könnte.
Zusammengefasst von Renato L. Galeazzi
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