Acetylsalicylsäure nützt bei Schlaganfall
- Kommentar: Ferenc Follath
- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 7
Publikationsdatum: 1. August 1997 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Acetylsalicylsäure (ASS) ist zur Behandlung eines akuten Herzinfarktes und zur Langzeitprävention von vaskulären Komplikationen nach einem Herzinfarkt oder einem zerebrovaskulären Insult gut dokumentiert. Hier sollte der Nutzen von ASS zur Behandlung eines akuten ischämischen zerebrovaskulären Insultes belegt werden.
Methoden
Zwischen November 1993 und April 1997 wurden in 413 chinesischen Spitälern 21'106 Personen innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten eines ischämischen zerebrovaskulären Insultes entweder mit 160 mg ASS täglich oder mit Placebo behandelt. Beurteilt wurden Mortalität und Rezidivrate während des vierwöchigen Spitalaufenthaltes sowie die weitere Mortalität und das Ausmass der Behinderung bei Spitalentlassung.
Ergebnisse
Die in diese Studie aufgenommenen Personen wurden zu je gleichen Anteilen den beiden Gruppen zugeordnet und erhielten im Mittel etwa 25 Stunden nach Spitaleintritt die Studienmedikation. Bei 87% der Betroffenen war vor der Randomisierung ein Computertomogramm durchgeführt worden. Unter der aktiven Behandlung kam es zu einer Reduktion der Mortalität während der Hospitalisation von 14% (343 gegenüber 398 Todesfällen). Verglichen mit der Placebogruppe kam es bei den aktiv Behandelten zu statistisch signifikant weniger Rezidiven (167 gegenüber 215), es traten jedoch mehr hämorrhagische Insulte auf (115 gegenüber 93). Die Raten von Mortalität und Pflegebedürftigkeit bei Spitalentlassung ergaben keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Von den Personen, die bei Entlassung nicht pflegebedürftig waren, waren 3840 Personen (53,8%) mit ASS behandelt worden und 3761 (52,9%) mit Placebo.
Schlussfolgerungen
Werden 1000 Personen mit zerebrovaskulärem Insult so früh wie möglich mit ASS behandelt, so können in den ersten 4 Wochen der Behandlung 7 Todesfälle oder Insultrezidive verhindert werden. Im weiteren Verlauf können in 11 Fällen Pflegebedürftigkeit oder Tod verhindert werden.
In zwei grossen multizentrischen Studien (International Stroke Trial (IST) und Chinese Acute Stroke Trial (CAST)) wurde der Effekt einer 14tägigen Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASS) mit Placebo verglichen und in der IST-Studie zusätzlich mit 2 verschiedenen Dosen von Heparin. In beiden Studien zeigte die Behandlung mit ASS eine geringgradige, aber statistisch signifikante protektive Wirkung: Reduktion der Todesfälle von 9,4% auf 9% in der IST-Studie und von 3,9% auf 3,3% in der CAST-Studie. In beiden Untersuchungen wurde auch die Zahl der ischämischen Rezidivinsulte signifikant vermindert, wogegen die Zahl der zerebralen Hämorrhagien nicht signifikant erhöht wurde und unter 1% blieb. In der IST-Studie wurden die Patienten bis zu 6 Monaten beobachtet, wobei sie nach der Spitalentlassung gemäss Empfehlung eine ASS-Dauertherapie erhielten. Nach dieser Periode war die Zahl der verstorbenen und hilfebedürftigen Patienten geringgradig von 63,5% auf 62,2% in der ASS-Gruppe reduziert.
Nimmt man beide Studien zusammen, so lassen sich durch eine sofort begonnene ASS-Therapie 9 bis 10 Todesfälle bzw. Rezidivinsulte pro 1000 Patienten verhindern. Dieser Vorteil ist relativ gering, andere wirksame Alternativen zur Verbesserung der Prognose bei Patienten nach ischämischen Insult stehen jedoch vorläufig nicht zur Verfügung. Aus diesem Grund kann eine niedrig-dosierte Therapie mit 100 bis 300 mg ASS täglich empfohlen werden.
Ferenc Follath
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