Alkoholkonsum ansprechen

  • m -- Kaner EF, Beyer F, Dickinson HO et al. Effectiveness of brief alcohol interventions in primary care populations (review). Cochrane Database Syst Rev 2007 (18. April), CD004148 [Link]
  • Zusammenfassung: Jan Gysi
  • Kommentar: Jan Gysi
  • infomed screen Jahrgang 11 (2007) , Nummer 5
    Publikationsdatum: 1. September 2007
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Studienziele
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass kurze Interventionen in der medizinischen Grundversorgung zu einem Rückgang des Alkoholkonsums in einer Risikopopulation führen können. Einige dieser Studien zeigten jedoch methodologische Schwachstellen. In der vorliegenden Meta-Analyse wurde untersucht, welchen Einfluss Kurzinterventionen in der Grundversorgung auf den Alkoholkonsum von Personen mit übermässigem Alkoholkonsum haben.

Methoden
In die Analyse wurden randomisierte Studien bei Personen mit übermässigem Alkoholkonsum eingeschlossen, in denen die Wirkung von Kurzinterventionen mit der Wirkung einer üblichen Behandlung, keiner Intervention oder alleiniger Erhebung des Alkoholkonsums verglichen wurde. Als Kurzinterventionen wurden bis zu vier kurze Gespräche definiert. Anlass für die Konsultationen war jeweils nicht das Alkoholproblem; dieses wurde anlässlich der Konsultation festgestellt.

Ergebnisse 
Insgesamt wurden 21 Studien mit total 7'286 Teilnehmenden analysiert. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 42 Jahre alt, 76% waren Männer. Kurzinterventionen führten bei Männern zu einem Rückgang des Alkoholkonsums um rund 6 Standardgetränke pro Woche. Bei Frauen gelang ein entsprechender Nachweis nicht; allerdings war dieses Resultat stark von einer Studie mit methodologischen Schwächen beeinflusst. Zudem lagen nur wenige Studien zu Interventionen bei Frauen vor.

Schlussfolgerungen
Kurzinterventionen zur Reduktion des Alkoholkonsums führten zu einem reduzierten Konsum bei Männern. Die Studienverantwortlichen empfehlen deshalb, diese Interventionen in der Grundversorgung durchzuführen.

Zusammengefasst von Jan Gysi

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass in der medizinischen Grundversorgung auch bei positivem Screening auf problematischen Alkoholkonsum häufig keine Interventionen durchgeführt werden. Als Gründe hierfür wurden bisher Zeitdruck, mangelnde Vorbereitung und Ausbildung, geringes Vertrauen in den Erfolg einer Intervention sowie Sorgen um eine mögliche Belastung der Arzt-Patient-Beziehung herausgearbeitet.

Die vorliegende Meta-Analyse bestätigt nun jedoch, dass bereits eine minimale Intervention zahlreiche männliche Patienten veranlassen kann, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Zukünftige Studien müssten den Fokus auf die Frage richten, ob bei Frauen ebenfalls eine entsprechende Wirkung nachgewiesen werden kann.

Jan Gysi

Standpunkte und Meinungen
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infomed-screen 11 -- No. 5
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Alkoholkonsum ansprechen ( 2007)