Thalidomid heilt Aphthen bei HIV-Patienten
- Kommentar: Manuel Battegay
- infomed screen Jahrgang 1 (1997)
, Nummer 7
Publikationsdatum: 1. August 1997 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Die meisten Therapien ulzeröser Aphthen der Mundhöhle bei Personen mit AIDS sind unbefriedigend. In Einzelfällen waren jedoch Erfahrungen mit Thalidomid ermutigend. In dieser Studie wurde die Wirksamkeit von Thalidomid bei Aphthen der Mundhöhle sowie der Einfluss des Medikaments auf die AIDS-Viruskonzentration (HIV-RNS) und den Tumor-Nekrose-Faktor a (TNF-a ) im Plasma untersucht.
Methoden
Zwischen Februar 1994 und Oktober 1995 wurden 57 an AIDS erkrankte Personen mit Aphthen der Mundhöhle an 19 amerikanischen Zentren nach dem Zufall während 4 Wochen entweder mit 2mal 100 mg Thalidomid täglich oder mit Placebo behandelt. Es wurden wöchentlich klinische Kontrollen durchgeführt und mittels eines Fragebogens unter anderem die Schmerzintensität und Schwierigkeiten beim Essen erfragt. Jede zweite Woche erfolgten Blutentnahmen.
Ergebnisse
Die Aphthen waren unter Thalidomid bei 16 Personen (55%) nach 4 Wochen vollständig abgeheilt, unter Placebo bei 2 Personen (7%). Verglichen mit Placebo verschwanden die Schmerzen und die Schwierigkeiten beim Essen rascher. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Somnolenz (unter Thalidomid 24%, unter Placebo 7%) und Hautausschläge (24% bzw. 4%). Sechs Personen brachen die aktive Behandlung ab, eine Person die Placebo-Behandlung. Gegenüber der Placebogruppe kam es unter Thalidomid zu einem statistisch signifikanten Anstieg der HIV-RNS und des TNF-a .
Schlussfolgerungen
Bei Personen mit einer AIDS-Erkrankung können ulzeröse Aphthen der Mundhöhle und des Rachens mit Thalidomid wirksam behandelt werden. In Anbetracht des HIV-RNS-Anstiegs raten die Studienautoren von einer längeren Thalidomidbehandlung ab.
Orale aphthöse Ulzera sind bei Personen mit fortgeschrittener AIDS-Erkrankung ein schwerwiegendes Problem. Die in Einzelfällen festgestellte günstige Wirkung von Thalidomid wird in dieser Studie bestätigt. Thalidomid ist wegen seiner bekannten teratogenen Effekte, die bereits nach einer einzigen Dosis auftreten können, nicht im Handel. Wenn eine Indikation zur Verwendung dieses Mittels vorliegt, muss deshalb bei Frauen folgendes beachtet werden: Strenge Kontraindikation bei Frauen im gebärfähigen Alter. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann das Mittel eingesetzt werden, wenn eine zuverlässige Kontrazeption, regelmässige Schwangerschaftstests und das schriftliche Einverständnis der Patientin vorliegt. Thalidomid wird wegen der schlafinduzierenden Wirkung am besten abends gegeben. Bei rezidivierenden Ulzera kann präventiv eine reduzierte Erhaltungsdosis verabreicht werden.
Manuel Battegay
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