Antibiotika bei Meningokokken- Verdacht?
- f -- Harnden A, Ninis N, Thompson M et al. Parenteral penicillin for children with meningococcal disease before hospital admission: case-control study. BMJ 2006 (3. Juni); 332: 1295-8 [Link]
- Zusammenfassung:
- Kommentar: David Nadal
- infomed screen Jahrgang 10 (2006)
, Nummer 8
Publikationsdatum: 1. August 2006 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Richtlinien empfehlen Praktizierenden in Grossbritannien, bei einer Meningokokkenerkrankung ein Penicillinpräparat noch auf dem Weg ins Spital intravenös zu verabreichen. Verschiedene Studien liessen Zweifel an diesem Verfahren aufkommen, da die Komplikations- wie Mortalitätsraten nach einer ambulanten Verabreichung höher erschienen.
Methoden
In die Fall-Kontroll-Studie wurden 158 Kinder aufgenommen, 26 tödlich verlaufene «Fälle» und 132 «Kontrollen», die überlebt hatten. Bei allen hatten die Zuweisenden die (Verdachts-) Diagnose einer Meningokokkenerkrankung bereits vor der Spitalzuweisung gestellt. Eruiert wurden unter anderem der Schweregrad der Krankheit bei Spitaleintritt und der folgende Krankheitsverlauf. Eine Krankheit wurde als schwer eingestuft, wenn ein Kreislaufkollaps oder ein Bewusstseinsverlust auftrat oder der Spitaleintritt mit Blaulicht erfolgte. Insbesondere interessierte die Komplikations- und Mortalitätsrate in Abhängigkeit vom Antibiotikaeinsatz durch die Zuweisenden.
Ergebnisse
105 Kinder hatten vor dem Spitaleintritt Penicillin intravenös erhalten, 47 nicht. Von den 132 Kindern, die überlebten, erlitten 57 Komplikationen wie Herz-, Nieren- oder respiratorisches Versagen. Bei Kindern mit einer schweren Erkrankung war die Komplikationsrate etwa doppelt so hoch wie bei den Übrigen. Kinder, die schon vor dem Spitaleintritt Antibiotika erhalten hatten, hatten ein siebenfach erhöhtes Sterberisiko und ein fünffach erhöhtes Komplikationsrisiko. Sie hatten aber auch schwerere Erkrankungen bei Spitaleintritt (Medianwert des «Glasgow Meningococcal Septicaemia Prognosis Score» 6,5 gegenüber 4,0). Die Zeit bis zum Eintreffen im Spital hatte hingegen keinen messbaren Einfluss auf die Schwere der Erkrankung bei Spitaleintritt.
Schlussfolgerungen
Kinder mit einer Meningokokkenerkrankung, die eine intravenöse Penicillingabe vor Spitaleintritt erhalten haben, haben ein höheres Sterbe- und Komplikationsrisiko. Auf Grund dieser Studie dürfte dies dadurch bedingt sein, dass vor allem schwerer erkrankte Kinder von den Zuweisenden anbehandelt werden.
Standpunkte und Meinungen
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