Sozialstatus beeinflusst Gesundheit

  • k -- Davey Smith G, Hart C, Blane D et al. Lifetime socioeconomic position and mortality: prospective observational study. BMJ 1997 (22. Februar); 314: 547-52
  • Kommentar: Matthias Egger
  • infomed screen Jahrgang 1 (1997) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 1. April 1997
  • PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)

Studienziele

Der Zusammenhang zwischen einem niedrigen Sozialstatus im Erwachsenenalter und einer reduzierten Lebenserwartung wurde in zahlreichen Studien dokumentiert, ebenso der ungünstige Einfluss einer niedrigen sozialen Schicht während der Kindheit. In dieser prospektiven Studie wurde untersucht, wie das sozio-ökonomische Umfeld in verschiedenen Lebensabschnitten mit der Sterblichkeit korreliert.

Methoden

Die untersuchte Kohorte umfasste 5766 Männer, die von 1970 bis 1973 in Schottland für eine kardiovaskuläre Studie rekrutiert worden waren. Bei Studienbeginn waren die Männer im Mittel 48 Jahre alt. Folgende Untersuchungen wurden durchgeführt: Anamnese, klinischer Status, Cholesterinspiegel, Lungenfunktionsprüfung und EKG. Die soziale Schicht wurde aufgrund der Zugehörigkeit zu manuellen bzw. nicht-manuellen Berufen definiert. Dabei wurde (1) der Beruf des Vaters des Probanden, (2) der erste reguläre Beruf des Probanden und (3) der Beruf des Probanden zur Zeit des Studienbeginns berücksichtigt. Die Beobachtungszeit betrug 21 Jahre.

Ergebnisse

Insgesamt verstarben 1580 (28%) der Männer. Die höchste Sterblichkeit fand sich bei Männern, deren Väter einen manuellen Beruf hatten und die auch selbst im jungen wie im mittleren Alter einen manuellen Beruf ausübten. Die geringste Sterberate hatten Männer, die sich gerade in der entgegengesetzten sozialen Schicht (Proband und Vater ausschliesslich nicht-manuelle Berufe) befanden. Mit dieser Gruppe verglichen war die altersstandardisierte Sterblichkeitsrate bei Männern um 29% bis 71% erhöht, je nachdem, ob sie oder ihr Vater teilweise oder gar nicht nicht-manuell tätig waren. Dieser Zusammenhang lässt sich nur zum Teil mit Unterschieden in den klassischen Risikofaktoren erklären. Die soziale Schicht während der Kindheit (d.h. der Beruf des Vaters) hatte einen besonders starken Einfluss auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit. Die Krebsmortalität war dagegen besonders bei niedrigerem Sozialstatus im mittleren Alter erhöht.

Schlussfolgerungen

Gesundheit und Sterblichkeit sind stark abhängig von der sozialen Schicht, der ein Individuum zugehört.

Diese Studie zeigte, dass die Mortalität nicht nur vom Sozialstatus im Erwachsenenalter, sondern auch von der sozialen Umgebung in früheren Lebensphasen abhängt. Der Einfluss einer ungünstigen sozio-ökonomischen Situation auf die Gesundheit wirkt kumulativ über das ganze Leben. Andererseits hängt die Art des gesetzten Schadens offenbar vom Zeitpunkt ab: schlechte Bedingungen früh im Leben erhöhen vor allem das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen. Vermutlich ist auch die Schwangerschaft wichtig: verschiedene Untersuchungen zeigten einen Zusammenhang zwischen niedrigem Geburtsgewicht und erhöhtem kardiovaskulärem Risiko.1 Weitere Studien zu diesem faszinierenden Thema stehen zur Zeit in Grossbritannien vor dem Abschluss. Aus präventivmedizinischer Sicht könnte der Schutz von Mutter und Kind eine wirksame Massnahme auch für die Prävention der Herz-Kreislauferkrankungen darstellen.

Matthias Egger

1 Barker DJP. Mothers, babies, and disease in later life. BMJ Publishing Group:
London, 1994.

Standpunkte und Meinungen
  • Es gibt zu diesem Artikel keine Leserkommentare.
infomed-screen 1 -- No. 4
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
Sozialstatus beeinflusst Gesundheit ( 1997)