pharma-kritik
Tramadol postoperativ ähnlich riskant wie andere Opioide
- Autor(en): Stefan Weiler
- pharma-kritik-Jahrgang 45
, Nummer 6, PK1301
Redaktionsschluss: 3. Juni 2024 - Wer nach der Implantation einer Hüft- oder Knieprothese Tramadol als Schmerzmittel erhält, hat ein ähnlich hohes Risiko von unerwünschten Wirkungen wie Personen, die stattdessen mit anderen Opioiden (Hydrocodon, Oxycodon) behandelt werden.
Die postoperative Anwendung von Tramadol (Tramal® u.a.) erhöhte laut einer aktuellen Studie bei älteren Kranken das Risiko für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse innerhalb von 90 Tagen nach der Implantation einer Hüft- oder Knieprothese. Gemäss Daten aus der amerikanischen Medicare-Datenbank erhielten 28'769 Personen im Alter über 65 nach einer Prothesenoperation Tramadol (n=2’697), Oxycodon (Oxycontin® u.a., n=11’407) oder Hydrocodon (n=14’665).Analysiert wurde die Häufigkeit schwerer unerwünschter Ereignisse (erneute Hospitalisation oder Notfallkonsultation), wobei einerseits alle solchen Ereignisse, anderseits nur die «spezifischen» Ereignisse (die im Zusammenhang mit dem Eingriff oder der Opioidmedikation standen, z.B. Prothesen-Revision) erfasst wurden. In der Intention-to-Treat-Analyse erhöhte Tramadol das Risiko für die Gesamtheit der «schweren» Ereignisse im Vergleich zu Oxycodon (Hazard Ratio HR=1,19; 95%-Vertrauensintervall 1,02-1,41) und Hydrocodon (HR=1,40; 95%-Vertrauensintervall 1,10-1,76). Bei den «spezifischen» Komplikationen fand sich gegenüber den anderen Opioiden kein signifikanter Unterschied.
Swissmedic warnte kürzlich vor Opioid-Risiken: alle Opioide bergen Risiken für Arzneimittelabhängigkeit, Missbrauchspotenzial, Atemdepression auch in Kombination mit anderen zentral dämpfenden Substanzen. Diese Gefahren sind für die gesamte Arzneistoffklasse gegeben. Proklamierte Vorteile einzelner Opioide wurden in den USA gezielt als Marketinginstrumente eingesetzt und führten dort zur Opioidkrise. Tramadol ist nicht weniger riskant als andere Opioide. Gerade bei älteren Leuten sollte Tramadol nicht bevorzugt zur postoperativen Schmerzbehandlung verschrieben werden, sondern es sollten andere, Nicht-Opioid-Schmerzmittel in Betracht gezogen werden.
Swissmedic warnte kürzlich vor Opioid-Risiken: alle Opioide bergen Risiken für Arzneimittelabhängigkeit, Missbrauchspotenzial, Atemdepression auch in Kombination mit anderen zentral dämpfenden Substanzen. Diese Gefahren sind für die gesamte Arzneistoffklasse gegeben. Proklamierte Vorteile einzelner Opioide wurden in den USA gezielt als Marketinginstrumente eingesetzt und führten dort zur Opioidkrise. Tramadol ist nicht weniger riskant als andere Opioide. Gerade bei älteren Leuten sollte Tramadol nicht bevorzugt zur postoperativen Schmerzbehandlung verschrieben werden, sondern es sollten andere, Nicht-Opioid-Schmerzmittel in Betracht gezogen werden.
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Tramadol postoperativ ähnlich riskant wie andere Opioide (3. Juni 2024)
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
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pharma-kritik, 45/No. 6
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