pharma-kritik
Gefahren der Neuroleptika bei Demenz
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 45
, Nummer 6, PK1299
Redaktionsschluss: 3. Juni 2024 - Eine neue Kohortenstudie zeigt auf, dass Neuroleptika bei Demenzkranken nicht nur zu Schlaganfällen und einer erhöhten Mortalität führen, sondern auch zu vielen anderen Problemen, sehr oft auch zu Pneumonien. Diese Komplikationen treten häufig bereits innerhalb einer Woche nach der Neuroleptika-Verordnung auf.
Wenn Neuroleptika bei Demenz-bedingten Verhaltensstörungen eingesetzt werden, kommt es bekanntermassen zu einer Häufung von Schlaganfällen und einer erhöhten Mortalität. In einer Kohortenstudie mit Daten aus einer grossen britischen Datenbank wurde nun noch genauer untersucht, welchen Risiken die so behandelten Kranken ausgesetzt sind. Aus den zwischen 1998 und 2018 erfassten Erwachsenen mit Demenz (n=173'910) wurden diejenigen, die Neuroleptika erhielten (n=35'339), mehreren Vergleichspersonen aus der gleichen Population gegenübergestellt. Dabei wurde auch darauf geachtet, ob unerwünschte Ereignisse während, kurz nach oder erst spät nach der Neuroleptika-Behandlung auftraten. Als wichtige Endpunkte waren definiert: Schlaganfälle, venöse Thromboembolien, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, ventrikuläre Arrhythmien, Frakturen, Pneumonien und akute Niereninsuffizienz. Mit Ausnahme der Kammerarrhythmien fand sich für alle diese Endpunkte während der Neuroleptika-Verabreichung eine signifikante Häufung. Nach Absetzen der Neuroleptika nahm dieses Risiko allmählich ab. Besonders auffällig war, dass alle Komplikationen am häufigsten in der ersten Woche nach Beginn der Neuroleptika-Therapie auftraten und dass das Risiko einer Pneumonie gegenüber Unbehandelten mehr als doppelt so hoch war (und auch längerfristig signifikant blieb). Gemäss dieser Studie sind die Gefahren der Neuroleptika bei diesen vulnerablen Kranken weit vielfältiger als bisher angenommen.
Die Behandlung von dementen Kranken mit schwierigen Verhaltensstörungen ist ein enormes Problem, da ausser den Neuroleptika kaum wirksame Medikamente zur Verfügung stehen und nicht-medikamentöse Therapien einen grossen Personaleinsatz erfordern. Manchmal hat man deshalb keine andere Wahl und muss – auch im Interesse der betroffenen Kranken – eines dieser riskanten Mittel einsetzen. Dieser Entscheid sollte aber sicher so zurückhaltend wie möglich getroffen werden.
Die Behandlung von dementen Kranken mit schwierigen Verhaltensstörungen ist ein enormes Problem, da ausser den Neuroleptika kaum wirksame Medikamente zur Verfügung stehen und nicht-medikamentöse Therapien einen grossen Personaleinsatz erfordern. Manchmal hat man deshalb keine andere Wahl und muss – auch im Interesse der betroffenen Kranken – eines dieser riskanten Mittel einsetzen. Dieser Entscheid sollte aber sicher so zurückhaltend wie möglich getroffen werden.
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Gefahren der Neuroleptika bei Demenz (3. Juni 2024)
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG
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pharma-kritik, 45/No. 6
PK1299
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