Ciprofloxacin verstärkt Tizanidinwirkung

Die Zahl der Medikamente, die das Zytochrom CYP1A2 hemmen, ist nicht sehr gross. Einige Psychopharmaka, Antiarrhythmika, Hormone sowie die meisten Chinolon-Antibiotika gehören dazu. In einer retrospektiven Analyse der individuellen Falldaten in der WHO-Datenbank wurde nach Berichten zu Interaktionen von Ciprofloxacin (Ciproxin® u.a.) mit Tizanidin (Sirdalud®), einem bekannten Substrat von CYP1A2, gesucht. Es ist bekannt, dass diese Interaktion einen Anstieg der Tizanidin-Plasmaspiegel auf ein Vielfaches zur Folge hat. Unter den 4192 Nebenwirkungsrapporten zu Tizanidin waren 91 (2%), die auf die Interaktion mit Ciprofloxacin zurückgingen. Fast zwei Drittel der Fälle betrafen Frauen. Die USA (mit 54 Fällen) und die Schweiz (16 Fälle) lieferten die meisten Berichte. Die Angaben zu den unerwünschten Konsequenzen der Interaktion sind oft nicht sehr präzis; am häufigsten werden hypotensive Reaktionen und eine Vielzahl von zentralnervösen Symptomen (Somnolenz, Schwäche, Bewusstseinsstörungen) genannt. Mehrere Fälle von Bewusstseinsverlust oder Koma sind registriert; zwei der Betroffenen sind gestorben. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass in diesen Fällen noch andere Medikamente mit im Spiel waren, insbesondere auch solche, die die Vigilanz beeinträchtigen.

Tizanidin-Plasmaspiegel sind individuell sehr unterschiedlich; das Medikament sollte deshalb generell sehr vorsichtig dosiert werden. Zudem besteht bei Tizanidin infolge der grossen Bedeutung von CYP1A2 für den Metabolismus ein Interaktionsrisiko, das nicht übersehen werden darf. Neben Ciprofloxacin, das in der vorliegenden Studie untersucht wurde, kann sich z.B. auch Fluvoxamin (Floxyfral®) sehr gefährlich auswirken. Diese Kombinationen sind daher zu Recht kontraindiziert.    

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Ciprofloxacin verstärkt Tizanidinwirkung (3. April 2021)
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pharma-kritik, 42/No. 6
PK1137
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