Finasterid für Suizide bei jungen Männern verantwortlich?
- Autor(en): Etzel Gysling
- pharma-kritik-Jahrgang 42
, Nummer 5, PK1131
Redaktionsschluss: 31. Januar 2021
DOI: https://doi.org/10.37667/pk.2020.1131 - PDF-Download der Printversion dieses Artikels
In den letzten Jahren ist wiederholt über psychische Auswirkungen von Finasterid (Proscar®, Propecia® u.a.) berichtet worden. Im Rahmen eines sogen. Post-Finasteridsyndroms werden unter anderem Störungen der Sexualfunktion, Depressionen sowie kognitive und körperliche Beeinträchtigungen beschrieben – ein sicherer Zusammenhang ist jedoch umstritten. Nun liegt eine Studie vor, in der die Finasterid-Daten aus der globalen Nebenwirkungs-Datenbank der WHO (VigiBase) untersucht wurden. 356 Berichte zu Suizidalität sowie 2026 Berichte zu Depressionen und Angstzuständen – mehr als drei Viertel davon aus den Jahren 2015 bis 2019 – wurden berücksichtigt. Die grosse Mehrheit betraf Männer bis zu 44 Jahren, d.h. zur Indikation Alopezie. Genaue Altersangaben waren allerdings nur gerade für rund einen Drittel aller Fälle verfügbar. Analysiert wurde, ob Berichte zu diesen Nebenwirkungen unverhältnismässig häufig waren («reporting odds ratio», ROR). Diese ROR war sowohl für die Suizidalität (mit einem Wert von 1,63) als auch für Depressionen und Angstzustände (mit 3,47) erhöht. Verschiedene Sensitivitätsanalysen wurden durchgeführt; diese lassen unter anderem darauf schliessen, dass nur wegen einer Alopezie behandelte junge Männer gefährdet wären. Für andere Medikamente, z.B. Minoxidil (Regaine® u.a.) bei Alopezie, fand sich keine unverhältnismässige Häufung von Meldungen.
Die Resultate sind mit Vorbehalt zu sehen. So muss insbesondere vermutet werden, dass Publikationen in den verschiedensten Medien zu einem «reporting bias» geführt haben und die Risiken von Finasterid deshalb möglicherweise überschätzt werden.
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