• Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Mangel und Fluorouracil
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 29. April 2019

Ungefähr 5% der Allgemeinbevölkerung weisen einer verminderte Aktivität der Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) auf, wobei in 0,05 bis 0,1% der Fälle ein vollständiger Mangel besteht. Das Enzym katalysiert den Abbau der beiden Pyrimidine Uracil und Thymidin (Methyluracil); es ist auch verantwortlich für den Metabolismus von Fluorouracil, weshalb Personen mit einem DPD-Mangel gefährdeter gegenüber Fluorouracil-Nebenwirkungen sind (das Gleiche gilt für Capecitabin [Xeloda® u.a.], einem oral verabreichen Pro-Drug von Fluorouracil). In Frankreich müssen in Zukunft alle Patienten und Patientinnen, bei denen eine Behandlung  mit Fluorouracil oder Capecitabin geplant ist, auf einen DPD-Mangel untersucht werden.

Mitteilung der französischen Arzneimittelbehörde: Chimiothérapies à  base de 5-FU ou capécitabine: recherche obligatoire du déficit en DPD avant tout traitement

  • Hepatitis-C-Behandlung: Hypoglykämierisiko bei Diabeteskranken
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 24. April 2019

Bei Personen, die wegen einer Hepatitis C mit direkt wirkenden antiviralen Substanzen behandelt werden, steigt das Hypoglykämierisiko, wenn sie auch an einem Diabetes mellitus leiden und Antidiabetika erhalten. Der Grund liegt darin, dass ein gutes Ansprechen auf die antiviralen Substanzen mit einer Verbesserung der Blutzuckereinstellung einhergehen kann. Vor allem in den ersten drei Monaten nach Beginn einer antiviralen Hepatitis-C-Therapie bedarf es entsprechender Blutzucker-Kontrollen, damit die Dosierung von Antidiabetika allenfalls angepasst werden kann.

Mitteilung der britischen Arzneimittelbehörde: Direct-acting antivirals for chronic hepatitis C: risk of hypoglycaemia in patients with diabetes

  • Höherdosierte Neuroleptika bei Kindern: Zunahme der Sterblichkeit
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 16. April 2019

Das Ergebnis einer amerikanischen Kohortenstudie lässt schliessen, dass bei Kindern und Jugendlichen, die höherdosierte Neuroleptika erhalten (Äquivalenzdosis von über 50 mg Chlorpromazin pro Tag), vermehrt Todesfälle auftreten. Gegenüber der Kontrollgruppe, die aus Individuen bestand, die mit Psychostimulantien, Antidepressvia oder sogenannten Stimmungsstabilisatoren (Lithium, Antiepileptika) behandelt wurden, betrug die «Hazard Ratio» 1,80 (1,06–3,07). Es waren in erster Linie die als unerwartet bezeichneten Todesfälle, die signifikant häufiger zu beobachten waren.

Kurzform der Studie aus dem «JAMA Psychiatry»: Association of Antipsychotic Treatment With Risk of Unexpected Death Among Children and Youths

  • Häufiger Cholangiokarzinome unter Inkretinmimetika
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 10. April 2019

In einer britischen Kohortenstudie wurde untersucht, ob Inkretinmimetika, das heisst Dipeptidylpeptidase-4-Hemmer (Gliptine) sowie GLP-1-Rezeptor-Agonisten, das Risiko eines Cholangiokarzinoms erhöhen. Die ganze Kohorte umfasste über 150’000 Personen, bei denen neu eine antidiabetische Behandlung begonnen worden war. Es zeigte sich, dass unter Inkretinmimetika häufiger Cholangiokarzinome auftraten als unter anderen Antidiabetika. Für DPP-4-Hemmer errechnete sich eine «Odds Ratio» von 1,77 (1,04–3,01), für GLP-1-Rezeptor-Agonisten eine OR von 1,97 (0,83–4,66); bei den GLP-1-Rezeptor-Agonisten war die Risikoerhöhung nicht signifikant, möglicherweise weil die Zahl von Exponierten und Cholangiokarzinom-Fällen zu gering war.

Volltext der Studie aus dem BMJ: Incretin based drugs and risk of cholangiocarcinoma among patients with type 2 diabetes: population based cohort study

  • Arteriendissektionen und Schlaganfälle nach Verabreichung von Alemtuzumab (Lemtrada®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 5. April 2019

Gemäss der amerikanischen FDA sind bis anhin 13 Fälle von Dissektionen der Kopf- und Halsgefässe sowie von Schlaganfällen gemeldet worden, die man nach Verabeichung von Alemtuzumab beobachtet hatte. Mehrheitlich traten entsprechende Symptome innerhalb eines Tages nach der Infusion dieses monoklonalen Antikörpers auf, der zur Behandlung bei multipler Sklerose zugelassen ist.

FDA-Mitteilung: Rare but serious risks of stroke and blood vessel wall tears with multiple sclerosis drug alemtuzumab

«pharma-kritik»-Text zu Alemtuzumab (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Multiple Sklerose: drei «neue» Medikamente

  • Antiemetika: erhöhtes Missbildungsrisiko
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 2. April 2019

In einer kanadischen Kohortenstudie beobachtete man eine erhöhte Missbildungsrate bei Kindern, deren Mütter gegen Übelkeit im ersten Trimenon Metoclopramid (Paspertin® u.a.) oder ein Kombinationspräparat mit einem Antihistaminikum (Doxylamin) und Pyridoxin (Vitamin B6) verwendet hatten. (Die Kombination Doxylamin/Pyridoxin ist in der Schweiz nicht erhältlich, als analog lässt sich die Kombination Meclozin/Pyridoxin [Itinerol® B6] betrachten.) Bei Metoclopramid fand man eine Zunahme von Missbildungen der Genitalorgane (Hypospadien), bei Doxylamin/Pyridoxin eine Zunahme von Missbildungen des Nervensystems (inkl. Spina bifida) und des muskuloskelettalen Systems.
Keine vermehrten Missbildungen traten bei Ondansetron (Zofran® u.a.) auf; allerdings war die Zahl der exponierten Frauen sehr gering.

Posterpräsentation der Studie: Antiemetic use in pregnancy and the risk of major congenital malformations: a population-based cohort study