• Gabapentin (Neurontin® u.a.) und Pregabalin (Lyrica® u.a.) bei Rückenschmerzen fragwürdig
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 29. August 2017

Gabapentin und Pregabalin werden nicht nur bei neuropathischen Schmerzen, sondern zunehmend auch bei chronischen unspezifischen Rückenschmerzen verschrieben. Dass sich der Einsatz bei Rückenschmerzen nicht gut begründen lässt, zeigt eine aktuelle Metaanalyse. Zusammengefasst ergab sich, dass Gabapentin Rückenschmerzen etwas besser lindert als Placebo, der Unterschied aber nicht signifikant ist, und dass Pregabalin weniger gut hilft als «klassische» Schmerzmittel. Ausserdem waren bei beiden Mitteln mehr – zentralnervöse – Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit oder Sehstörungen zu verzeichnen als in den Vergleichsgruppen.

Volltext der Metaanalyse aus «PLoS Medicine»: Benefits and safety of gabapentinoids in chronic low back pain: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials

  • Erhöht Thyroxin bei Hypothyreose das Risiko eines Schilddrüsenkarzinoms?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 28. August 2017

In einer Fall-Kontroll-Studie zeigte sich, dass Personen mit der Diagnose eines Schilddrüsenkarzinoms signifikant häufiger auch eine mit Thyroxin behandelte Hypothyreose aufwiesen als die nicht an einem Schilddrüsenkarzinom erkrankte Kontrollgruppe (OR 8,68 [4,34–17,34]). Exakt erklären lässt sich diese Beobachtung nicht; es wird aber postuliert, dass Thyroxin als Karzinogen wirke bzw. das Wachstum von Schilddrüsenkarzinom-Zellen fördere.

Kurzform der Studie aus dem «Journal of Clinical Pharmacology»: Thyroxin Use Is Associated With Increased Risk of Thyroid Cancer in Patients With Hypothyroidism

  • Gesamtnutzen von Steroiden bei IgA-Nephropathie unklar
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 22. August 2017

In einer Doppelblindstudie wurden 260 Patienten und Patientinnen, bei denen eine IgA-Nephropathie diagnostiziert worden war, oral mit Methylprednisolon (Medrol®) oder mit Placebo behandelt. Die Dosis des Steroids lag während zwei Monaten bei 0,6 bis 0,8 mg/kg/Tag, danach wurde sie monatlich um 8 mg/Tag reduziert. Der primäre Endpunkt setzte sich aus folgenden Ereignissen zusammen: Abnahme der glomerulären Filtrationsrate um mindestens 40%, Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz oder Tod durch eine renale Ursache. In der Methylprednisolon-Gruppe waren 5,9% von einem solchen Geschehnis betroffen, in der Placebo-Gruppe 15,9% (HR 0,37 [95% CI 0,17–0,85]). Allerdings erlitten unter dem Steroid auch signifikant mehr Behandelte eine gravierende Nebenwirkung als unter Placebo (14,7 gegenüber 3,2%), wobei es sich hauptsächlich um Infektionen handelte.

Kurzform der Studie aus dem JAMA: Effect of Oral Methylprednisolone on Clinical Outcomes in Patients With IgA Nephropathy

  • Medikamente und Unfallrisiko bei Fussgängern
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 15. August 2017

Verschreibungspflichtige Medikamente erhöhen das Unfallrisiko nicht nur, wenn man mit dem Auto, sondern offenbar auch, wenn man zu Fuss unterwegs ist. In einer französischen Studie konnte bei Fussgängern und -innen, die in einen Unfall verwickelt gewesen waren, für 48 Medikamentengruppen ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Unfalldatum und Medikamentenanwendung nachgewiesen werden. Benzodiazepine, Analgetika (Opioide u.a.), Antihistaminika und ACE-Hemmer waren die Medikamente, die zum Zeitpunkt des Unfalls am häufigsten eingenommen worden waren.

Volltext der Studie aus «PLoS Medicine»: Prescription medicine use by pedestrians and the risk of injurious road traffic crashes: A case-crossover study

«pharma-kritik»-Nummer: Medikamente und Strassenverkehr

  • Erhöhen Protonenpumpenhemmer Sterblichkeit?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 14. August 2017

In einer Kohortenstudie – für die man Daten von US-Veteranen heranzog – ergab sich, dass die Anwendung von Protonenpumpenhemmern mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko einhergeht. Als «Hazard Ratio» errechnete sich ein Wert von 1,25 (95% CI 1,23–1,28), wenn man eine Behandlung mit H2-Blockern als Referenz nahm. Die signifikant höhere Sterblichkeit zeigte sich auch, wenn ein Protonenpumpenhemmer verwendet wurde, ohne dass eine als «klassische» Indikation dienende Ösophagus- oder Magenerkrankung vorlag.

Volltext der Studie aus «BMJ Open»: Risk of death among users of Proton Pump Inhibitors: a longitudinal observational cohort study of United States veterans

  • Hormone nach der Menopause: Schlaganfallrisiko bestätigt
  • Verfasst von: Etzel Gysling
  • Datum: 9. August 2017

In Dänemark wurden fünf verschiedene Register verwendet, um eine Kohorte von Frauen im Alter von 51 bis 70 Jahren zu bilden. Von knapp 1 Million Frauen hatten zwischen 1995 und 2010 etwa 20'000 einen Schlaganfall (in 78% ischämischer Natur). Frauen, die ein kombiniertes Östrogen-Gestagen-Präparat oder auch nur ein reines Östrogenpräparat einnahmen, hatten gegenüber Frauen, die keine Hormone erhielten, ein um 29% erhöhtes Schlaganfallrisiko. Das Risiko war nur mit oraler (nicht mit transdermaler) Hormongabe erhöht.



pharma-kritik-Text zum Thema (für Abonnenten und Abonnentinnen)

  • Inadäquate Therapie führt zu mehr Spitalaufenthalten
  • Verfasst von: Etzel Gysling
  • Datum: 5. August 2017

In der Region Emilia-Romagna wurde in einer retrospektiven Kohortenstudie überprüft, was die Konsequenzen einer Therapie mit möglicherweise ungeeigneten Medikamenten sind. "Ungeeignete Medikamente" wurden mit einer für Italien modifizierten Beers-Liste ("Maio-Kriterien") definiert. Für rund 1½ Millionen Personen im Alter über 65 wurden die Verschreibungsdaten von 2003 bis 2013 hinsichtlich solcher Medikamente überprüft und mit der Hospitalisations-Häufigkeit dieser Personen verglichen. Für Personen, die ungeeignete Medikamente erhielten, war die "Hazard Ratio" einer Hospitalisation um 16% erhöht. Ketorolac (Tora-Dol®) war der Wirkstoff mit dem höchsten Hospitalisations-Risiko.