• Botulinumtoxin (Botox® u.a.): Nutzen bei Kopfschmerzen hält sich in Grenzen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 27. April 2012

In den USA ist Botulinumtoxin zur prophylaktischen Therapie von chronischen Kopfschmerzen zugelassen – eine Indikation, zu der nun eine Metaanalyse vorliegt. Kopfschmerzen, die an mindestens 15 Tagen pro Monat auftraten, wurden dabei als chronisch, solche, die sich weniger häufig manifestierten, als episodisch klassifiziert. Bei Personen mit chronischen Migränekopfschmerzen reduzierte Botulinumtoxin im Vergleich zu Placebo die Kopfschmerzepisoden um 2,3 pro Monat; ein ähnlicher Effekt ergab sich in Kollektiven, wo Leute mit chronischen Migräne- und Spannungskopfschmerzen gemischt vorkamen. Keine Wirkung dagegen zeigte Botulinumtoxin bei chronischen Spannungskopfschmerzen und bei episodischen Migränekopfschmerzen. Auch beim Vergleich mit anderen Substzanzen – Amitriptylin (Saroten® u.a.), Topiramat (Topamax® u.a.), Valproinsäure (Depakine® u.a.) oder Methylprednisolon (Depo-Medrol®) – war es einzig das Steroid, das weniger gut half als Botulinumtoxin.

Kurzbeschreibung der Metaanalyse aus dem JAMA

«pharma-kritik»-Übersicht (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Botulinumtoxin

  • Fentanyl-Pflaster (Durogesic® Matrix u.a.) werden zu leichtfertig verschrieben
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 20. April 2012

Ein Artikel im «Deutschen Ärzteblatt» weist darauf hin – was vor einigen Jahren an dieser Stelle auch schon Thema war –, dass Fentanyl-Pflaster häufig ohne korrekte Indikation und unter Inkaufnahme der zugehörigen Nebenwirkungen eingesetzt werden. Fentanyl-Pflaster seien vorgesehen zur Behandlung von chronischen Schmerzen bei opioidtoleranten Patienten und Patientinnen, das heisst Leuten, die mindestens eine Woche lang eine Opioid-Äquivalenzdosis von 60 mg Morphin pro Tag eingenommen hätten; insbesondere seien sie für Situationen vorgesehen, in denen Schmerzmittel nicht mehr oral eingenommen werden können. In Deutschland erhobene Daten zeigen, dass diese Voraussetzungen zuwenig beachtet werden. So war das Fentanyl-Pflaster zum Beispiel bei einem Viertel der Verordnungen das erste Analgetikum überhaupt, das rezeptiert worden war.

Artikel aus dem «Deutschen Ärzteblatt»

Früherer BDN-Text: Fentanyl-Pflaster (Durogesic® Matrix): Atemdepression und andere Gefahren

«pharma-kritik»-Übersicht: Fentanyl-Hautpflaster

  • Anticholinergika: Bescheidener Nutzen bei Urininkontinenz bestätigt
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 11. April 2012

Eine neue systematische Übersicht untermauert, dass Anticholinergika, die bei Dranginkontinenz oder Reizblasen-Beschwerden eingesetzt werden, einen relativ geringen Nutzen versprechen. Die Arbeit stützte sich auf Studien, die mit Darifenacin (Emselex®), Fesoterodin (Toviaz®), Oxybutynin (Ditropan® u.a.), Solifenacin (Vesicare®), Tolterodin (Detrusitol®) und Trospiumchlorid (Spasmo-Urgenin® Neo) durchgeführt worden waren. Es zeigte sich, dass bei allerhöchstens 20% der behandelten Personen die Inkontinenz verschwindet. Für die Gesamtbilanz sind auch die Nebenwirkungen zu berücksichtigen: häufigstes Problem ist die Mundtrockenheit, die bei 11 bis 35% der Behandelten auftrat; und in 1 bis 6% der Fälle wogen Nebenwirkungen so schwer, dass das Anticholinergikum abgesetzt wurde.

Volltext der systematischen Übersicht aus «Annals of Internal Medicine»

«pharma-kritik»-Texte zum Thema: Urin-Inkontinenz, Anticholinerge Medikamente bei Reizblase, Darifenacin, Fesoterodin und Tolterodin

  • Erhöhtes Herzinfarkt-Risiko bei atypischen Neuroleptika
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 6. April 2012

Das Ergebnis einer retrospektiven Kohortenstudie führt zum Schluss, dass atypische Neuroleptika bei älteren Leuten auch das Herzinfarkt-Risiko erhöhen. Die Studienpopulation umfasste über 20’000 demenzkranke und mit Cholinesterasehemmern behandelte Personen, von denen die eine Hälfte auch Neuroleptika erhalten hatte, während die andere als Kontrollgruppe diente; bei den verwendeten Neuroleptika hatte es sich in 98% der Fälle um die drei atypischen Substanzen Risperidon (Risperdal® u.a.), Quetiapin (Seroquel® u.a.) und Olanzapin (Zyprexa®) gehandelt. Dabei zeigte sich, dass das Herzinfarkt-Risiko vor allem in den ersten ein bis zwei Monaten der Neuroleptika-Behandlung erhöht war (um einen Faktor von 1,5 bis 2) und sich danach demjenigen der Kontrollgruppe annäherte.

Kurzfassung der Studie aus «Archives of Internal Medicine»

Auswahl von «pharma-kritik»- und «infomed-screen»-Texten: Atypische Neuroleptika, Nebenwirkungen aktuell: Atypische Neuroleptika, Atypische Neuroleptika bei Demenz und Atypische Neuroleptika und plötzlicher Herztod