• 5-α-Reduktasehemmer fördern «aggressive» Prostatakarzinome
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 29. Juni 2011

Die FDA hat – als Erinnerung zu verstehen – Zusammenfassungen von zwei grossen placebokontrollierten Studien publiziert, in denen untersucht worden war, ob die beiden 5-α-Reduktasehemmer Finasterid (Proscar® u.a.) und Dutasterid (Avodart®) vor einem Prostatakarzinom schützen (wir haben bereits vor einem Jahr im «infomed-screen» darüber berichtet). Diese Hypothese liess sich zwar bestätigen, indem man unter Finasterid und Dutasterid eine Abnahme des Prostatakarzinom-Risikos um etwa ein Viertel beobachtete. Gesenkt wurde jedoch nur die Inzidenz der «gutartigeren» Tumoren («Gleason-Score» ≤ 6), derweil bei den «bösartigeren» Tumoren («Gleason-Score» 8–10) sogar eine Zunahme des Risikos festzustellen war.

Mitteilung der FDA

Früherer BDN-Text zu Finasterid:
Brustkrebs unter Finasterid

«pharma-kritik»-Texte zu Finasterid und Dutasterid

Erwähnter Text aus dem «infomed-screen» (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich):
Weniger Prostatakrebs dank Dutasterid?

  • Hochdosierte Statine mit erhöhtem Diabetesrisiko verbunden
  • Verfasst von: Etzel Gysling
  • Datum: 23. Juni 2011

In einer Meta-Analyse wurden fünf grosse randomisierte Studien berücksichtigt, in denen eine intensive (hochdosierte) Statintherapie mit einer "durchschnittlichen" (niedriger dosierten) Statintherapie verglichen worden waren. Insgesamt trat bei 2749 von 32'752 Personen während des Studienverlaufs neu ein Diabetes auf, unter hohen Statindosen signifikant häufiger (auf 1000 Patientenjahre 2 zusätzliche Fälle). In der intensiv behandelten Gruppe waren anderseits kardiovaskuläre Ereignisse signifikant seltener. Die hochdosierte Statintherapie hatte jedoch - im Vergleich mit niedriger dosierten Statinen - keinen signifikanten Einfluss auf die gesamte oder auf die kardiovaskuläre Mortalität.
Lesen Sie das Original-Abstract dieser Meta-Analyse im JAMA.

  • Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko unter Vareniclin (Champix®)?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 22. Juni 2011

Gemäss einer von der FDA vorgestellten Studie erhöht das zur Rauchentwöhnung propagierte Vareniclin möglicherweise das kardiovaskuläre Risiko, wenn bereits entsprechende Vorerkrankungen vorhanden sind. Rund 700 Personen, rauchend und an einer Herz-Kreislauf-Krankheit leidend (wobei eine arterielle Hypertonie nicht zählte), hatten doppelblind Vareniclin oder Placebo erhalten. Dabei waren gewisse Ereignisse (nicht-tödlicher Herzinfarkt, Notwendigkeit einer koronaren Revaskularisation, Diagnose oder Verschlechterung einer peripher-arteriellen Verschlusskrankheit) in der Vareniclin-Gruppe häufiger aufgetreten als in der Kontrollgruppe.

Mitteilung der FDA

Früherer BDN-Text zu Vareniclin:
Neuropsychiatrische Nebenwirkungen unter Vareniclin (Champix®) beobachtet

«pharma-kritik»-Texte zu Vareniclin (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Synopsis (2006) und Nebenwirkungen aktuell (2007)

  • Neue Dosislimiten für Simvastatin (Zocor® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 15. Juni 2011

Die amerikanische FDA hat wegen des Risikos von muskulären Nebenwirkungen (Rhabdomyolyse u.a.) 40 mg/Tag als neue Simvastatin-Höchstdosis festgesetzt. Mit 80 mg/Tag sollen äusserstenfalls noch Personen weiterbehandelt werden, welche diese Dosis seit mindestens einem Jahr und ohne Hinweise auf eine muskuläre Nebenwirkung verwenden. Zu beachten sind auch Interaktionen, die einen Anstieg der Simvastatin-Spiegel bedeuten können. In Kombination mit starken CYP3A4-Hemmern ist Simvastatin kontraindiziert; in Kombination mit Amiodaron (Cordarone® u.a.), Verapamil (Isoptin® u.a.) oder Diltiazem (Dilzem® u.a.) sollen maximal 10 mg Simvastatin pro Tag verabreicht werden und in Kombination mit Amlodipin (Norvasc® u.a.) oder Ranolazin (Ranexa®) maximal 20 mg/Tag.

Mitteilung der FDA

  • Pioglitazon vor dem Ende
  • Verfasst von: Etzel Gysling
  • Datum: 10. Juni 2011

Am 9. Juni 2011 haben die französischen Arzneimittelbehörden die Anwendung von Pioglitazon (Actos®) untersagt. Sie finden das Communiqué (in französischer Sprache) mit dem folgenden Link. Der Grund für das Verbot liegt in einer erhöhten Inzidenz von Blasenkrebs unter Pioglitazon. Dieses Problem wurde neu auch in einer französischen Studie nachgewiesen, nachdem bereits eine kalifornische Studie entsprechende Hinweise ergeben hatte. Schon am 10. Juni haben auch die deutschen Behörden "vorläufig" von der Verschreibung von Pioglitazon abgeraten (Link). Es ist abzusehen, dass dieses Antidiabetikum, das noch einige andere Probleme verursacht, vom Markt verschwinden wird. 

  • Inhalierte Steroide begünstigen Diabetes
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 8. Juni 2011

In einer kanadischen Kohortenstudie wurde der Zusammenhang zwischen inhalierten Steroiden und Diabetesrisiko untersucht. Mit einer Fall-Kontroll-Analyse ergab sich Folgendes: Personen, bei denen neu ein Diabetes mellitus diagnostiziert worden war oder bei denen sich der Diabetes so verschlechtert hatte, dass mit Insulin behandelt werden musste, hatten signifikant häufiger ein inhaliertes Steroid verwendet als die Kontrollpersonen. Die Zunahme des relativen Risikos war dosisabhängig. Das Diabetesrisiko stieg um 18 % mit einer Äquivalenz-Tagesdosis von weniger als 500 µg Fluticason (Axotide®), um 30 % mit 500 bis 1000 µg und um 64 % mit 1000 µg oder mehr.

Studie aus dem «American Journal of Medicine»

«Infomed-Screen»-Telegramm zu diesem Problem

Frühere BDN-Texte zu inhalierten Steroiden:
Erhöhtes Katarakt-Risiko auch bei inhalierten Steroiden
Auch inhalierte Steroide können Nebennierenrinde unterdrücken



  • Aripiprazol (Abilify®): Rückfallprophylaxe bei bipolaren Störungen ist schlecht fundiert
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 1. Juni 2011

Bei bipolaren Störungen werden auch atypische Neuroleptika verwendet, nicht nur in der Akutphase, sondern auch zur längerfristigen Rückfallprophylaxe. Aripiprazol ist eines der atypischen Neuroleptika, das dafür freigegeben ist. Gemäss einer systematischen Übersicht zu Aripiprazol beruht die Zulassung für diese Indikation im Wesentlichen auf einer einzigen Studie. Diese Untersuchung sei aber in verschiedener Hinsicht mit Mängeln behaftet. Die Autoren der systematischen Übersicht kommen deshalb zum Schluss, dass die Daten ungenügend seien, um Aripiprazol für die Erhaltungstherapie bei bipolaren Störungen zu empfehlen.

Systematische Übersicht aus «PLOS Medicine»

«pharma-kritik»-Texte: Aripiprazol (2004), Pharmakotherapie bipolarer Störungen (2000) und Bipolare Störungen: Rückfallprophylaxe (2007, nur mit Abonnement/Passwort zugänglich)