• Kardiovaskuläre Risiken unter COX-2-Hemmern bzw. nicht-steroidalen Entzündungshemmern - der aktuelle Informationsstand
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 28. Dezember 2004

Kürzlich ist Rofecoxib (Vioxx®) wegen eines möglicherweise erhöhten Risikos kardiovaskulärer Ereignisse zurückgezogen worden. Unterdessen haben Arzneimittelbehörden auch Informationen zu Celecoxib (Celebrex®) und Valdecoxib/Parecoxib (Bextra®), den anderen COX-2-Hemmern, publiziert, wobei sich zeigt, dass noch keine klaren Daten existieren.
In einer Studie mit Celecoxib, bei der es um die Prävention von Kolonpolypen ging, zählte man nach rund einem Jahr mehr schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (mit 400 mg/Tag 2,2%, mit 800 mg/Tag 3,0%) als mit Placebo (0,9%). Eine zweite, ähnliche Studie ergab dagegen unter der Dosis von 400 mg/Tag kein erhöhtes Risiko. So muss aber auch für Celecoxib ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vermutet werden, besonders wenn eine Dosis von mindestens 400 mg/Tag über längere Zeit verabreicht wird.
Bei Personen, die nach aortokoronarer Bypassoperation zur Schmerzbehandlung Valdecoxib/Parecoxib erhalten hatten, betrug die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen zwischen 1 und 2%, unter Placebo indessen nur etwa 0,5%. Dieser Unterschied liess sich in einem anderen, allgemeinchirurgischen Kollektiv nicht beobachten.
Des Weiteren hat die amerikanische FDA soeben kurz über eine Studie berichtet, bei welcher sich für den nicht-selektiven COX-Hemmer Naproxen (Apranax® u.a.) ebenfalls Hinweise für ein erhöhtes Risiko kardiovaskulärer Ereignisse fanden. Vorsicht ist hier vor allem geboten, weil das Mittel auch rezeptfrei erhältlich ist (in der Schweiz unter dem Namen Aleve®).

Informationen der kanadischen und europäischen Arzneimittelbehörde sowie von Swissmedic zu Celecoxib und Valdecoxib/Parecoxib:

http://www.hc-sc.gc.ca/english/protection/warnings/2004/2004_69_e.html
http://www.emea.eu.int/pdfs/human/press/pus/20480204en.pdf
http://www.swissmedic.ch/de/fach/overall.asp?theme=0.00081.00002&theme_id=477&news_id=4398&page=2

FDA-Mitteilung zu Naproxen: http://www.fda.gov/bbs/topics/news/2004/NEW01148.html

  • Weder Antibiotika noch Alphablocker waren hilfreich bei chronischen Prostatitis-Beschwerden
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 17. Dezember 2004

Die häufigste Form der chronischen Prostatitis, die auch als "chronic pelvic pain syndrome" bezeichnet wird, ist charakterisiert durch Schmerzen und andere Symptome im Bereich der unteren Harnwege und des Beckens. Obschon die Ursache nicht geklärt ist, werden viele Patienten mit Antibiotika oder mit Alphablockern behandelt. Nun zeigte eine Doppelblindstudie bei 196 Männern mit Prostatitis-Symptomen (bei denen die Suche nach einem bakteriellen Infekt ergebnislos verlaufen war), dass eine 6-wöchige Behandlung mit Ciprofloxacin (Ciproxin® u.a., 2-mal 500 mg/Tag) oder mit Tamsulosin (Omix®, Pradif®, 1-mal 0,4 mg/Tag) bei diesem Syndrom nichts nützt; weder in den Gruppen, welche die beiden Substanzen jeweils alleine nahmen, noch in derjenigen, welche die beiden Mittel kombiniert verwendete, gingen die Beschwerden signifikant stärker zurück als bei den Placebobehandelten. Volltexte der Studie und des begleitenden Editorials aus der Zeitschrift "Annals of Internal Medicine":
http://www.annals.org/cgi/content/full/141/8/581
http://www.annals.org/cgi/content/full/141/8/639

  • Anaphylaktische Reaktionen nach Lepirudin (Refludan®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 12. Dezember 2004

Lepirudin (rekombinantes Hirudin) wird zur Thromboembolie-Prophylaxe und Therapie empfohlen bei Leuten, die von einer heparininduzierten Thrombozytopenie betroffen sind. Das Mittel kann, wie anhand von zehn Fällen gezeigt wird, schwere anaphylaktische Reaktionen auslösen. Bei den Betroffenen traten innerhalb weniger Minuten, nachdem sie Lepirudin erhalten hatten, typische Symptome wie Blutdruckabfall, Hautreaktionen, Übelkeit, Bronchospasmus oder Fieber auf. In vier Fällen führte die anaphylaktische Reaktion zum Tod, wobei es sich um Personen handelte, die bereits einmal mit Lepirudin behandelt worden waren. Daraus wurde abgeleitet, dass das Risiko bei Reexposition höher liegt. Bei der einzigen Patientin, bei der es untersucht wurde, konnten Antikörper vom IgG-Typ gegen Lepirudin nachgewiesen werden.

Abstract der Fallserie:
http://circ.ahajournals.org/cgi/content/abstract/108/17/2062

Übersicht zu Lepirudin:
http://circ.ahajournals.org/cgi/content/full/103/10/1479

  • Erhöhen Angiotensin-Rezeptorblocker das Herzinfarktrisiko?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 3. Dezember 2004

In einem Editorial im "British Medical Journal" wird die Frage aufgeworfen, ob Angiotensin-Rezeptorblocker (Sartane) das Herzinfarktrisiko erhöhen würden. So führten in mehreren grossen Studien die Angiotensin-Rezeptorblocker zwar zu einer Senkung des Blutdrucks, zeigten aber keinen Einfluss auf das Herzinfarktrisiko oder auf die kardiovaskuläre Mortalität; in einzelnen Studien erlitten unter Angiotensin-Rezeptorblockern sogar mehr Leute einen Myokardinfarkt als in der Kontrollgruppe – ganz im Gegensatz zu den ACE-Hemmern, für die bei Personen mit Risikofaktoren (Hypertonie, Diabetes mellitus) eine rund 20%ige Senkung des Herzinfarktrisikos gut dokumentiert ist. Bis weitere Resultate von grossen Studien vorliegen, sei es etwas gutgläubig, Angiotensin-Rezeptorenblocker als "ACE-Hemmer ohne Husten" betrachten. Volltext des Editorials (nur mit Passwort zugänglich):
http://bmj.bmjjournals.com/cgi/content/full/329/7477/1248