Langzeitflüge verdoppeln Thromboserisiko

  • k -- Schwarz T, Siegert G, Oettler W et al. Venous thrombosis after long-haul flights. Arch Intern Med 2003 (8. Dezember); 163: 2759-64 [Link]
  • Zusammenfassung: Anne Witschi
  • Kommentar: Felix Mahler
  • infomed screen Jahrgang 8 (2004) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 1. Februar 2004
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Ziel dieser Kohortenstudie war es, das Risiko einer Venenthrombose bei Langzeitflügen zu eruieren. Bei der Studie konnten gesunde Erwachsene, die einen über 8 Stunden langen Flug planten, mitmachen. Eine Woche vor und innerhalb von 48 Stunden nach dem Flug wurde eine Ultra-schall-Untersuchung durchgeführt. 1'081 Flugpassagiere und 1'230 nicht-fliegende Personen wurden in die Studie eingeschlossen. Eine neue Beinvenenthrombose wurde bei 2,8% der Untersuchten nach einem Langzeitflug, aber nur bei 1,0% der Kontrollgruppe gefunden. Alle hatten mindestens einen bekannten Risikofaktor für eine tiefe Beinvenenthrombose (meistens Alter über 45 oder Übergewicht). Die meisten Thrombosen verursachten keine Symptome, meistens handelte es sich um isolierte Wadenmuskelthrombosen (bei 2,1% und 0,8% der Untersuchten). 7 Fliegende (0,7%) und 2 Nicht-Fliegende (0,2%) hatten einen Befall der tiefen Beinvenen, ein Flugreisender erlitt eine Lungenembolie.

Zusammengefasst von Anne Witschi

Die gewichtigste der referierten neueren Arbeiten über die Flugreisethrombose ist zweifellos diejenige von Schwarz et al. aus Dresden. Sie zeigt mit überzeugender Methodik und grossem Aufwand, dass Flugreisen (in Abhängigkeit von ihrer Dauer) tatsächlich das Risiko einer Beinvenenthrombose um den Faktor 2-3 erhöhen, aber nur wenn mindestens einer der bekannten zusätzlichen Risikofaktoren für eine Thrombose vorliegt. Allerdings ist die Inzidenz der klinisch relevanten tiefen Thrombosen mit Werten unter 1% sowohl bei Flugreisenden als auch bei den Kontrollpersonen sehr tief. Die als zusätzliche Marker beigezogenen Muskelvenenthrombosierungen in den Unterschenkeln, die bei 2% der Flugreisenden (gegenüber 1% bei den Kontrollpersonen) festgestellt wurden, sind in ihrer klinischen Wertigkeit noch unklar. Die weiteren Arbeiten mit Zahlen aus Madrid und aus Perth bestätigen die tiefe Inzidenz klinisch erfasster Flugreisethrombosen von 0,1 bis 0,4 Fällen pro Million Fluggäste. Die Wahrscheinlichkeit des Todes durch ein solches thromboembolisches Ereignis ist ungefähr gleich gross wie derjenige durch einen Blitzschlag oder 1'000mal geringer als derjenige durch einen Strassenverkehrsunfall.
Grössere Studien zur Wirksamkeit von prophylaktischen Massnahmen gibt es nicht; kleinere legen nahe, gefährdeten Personen niedrigmolekulare Heparine oder mindestens Kompressionsstrümpfe, hingegen allen Reisenden Fussgymnastik und Verzicht auf Alkohol und Schlafmittel zu empfehlen. Die Relevanz auch einer signifikanten relativen Risikoerhöhung ist gering, wenn das absolute Risiko sehr tief ist wie bei Flugreisen. Ich frage mich, ob weitere Forschungsarbeiten über Reisethrombose wirklich nötig sind, obwohl in den meisten Artikeln dazu aufgefordert wird.

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infomed-screen 8 -- No. 2
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Langzeitflüge verdoppeln Thromboserisiko ( 2004)