Geänderte Blutdruckbehandlung im Spital

  • k -- Anderson TS, Wray CM, Jing B et al. Intensification of older adults' outpatient blood pressure treatment at hospital discharge: national retrospective cohort study. BMJ. 2018 Sep 12;362:k3503. [Link]
  • Zusammenfassung: Renato L. Galeazzi
  • infomed screen Jahrgang 23 (2019) , Nummer 1
    Publikationsdatum: 1. Februar 2019
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Warum diese Studie?

Mehr als die Hälfte der hospitalisierten Erwachsenen wird mit einer veränderten ambulanten Arzneimittelbehand­lung aus dem Spital entlassen. In der vorliegenden Studie wurde die Häufigkeit und die Berechtigung von Anpassungen der Blut­druckbehandlung im Krankenhaus untersucht. Einge­schlos­sen wurden 14’915 Personen über 65 Jahre (97% Män­ner, medianes Alter 76 Jahre), die wegen Pneumonie, Urin­infekt oder thromboembolischer Erkrankung im «Veterans Af­fairs Health System» hospitalisiert wurden und schon vor dem Spi­talaufenthalt eine Hypertonie hatten.

Was hat man gefunden?

Bei 65% dieser Kranken war vor der Hospitalisation der Blut­druck gut eingestellt. Im Spital wurden dann bei 24% erhöhte bis stark erhöhte Blutdruckwerte gefunden - fast die Hälfte der Individuen mit erhöhten Werten im Spital (47%) war al­lerdings vor der Hospitalisation normoton gewesen. 14% aller Betroffenen wurden mit intensivierter antihyperten­siver The­rapie entlassen (4% mit erhöhter Dosis und 11% mit einem oder mehreren neuen oder zusätzlichen Medikamen­ten). Etwa die Hälfte der Leute, deren Therapie intensiviert wurde, hatten vor dem Spitalaufenthalt gut eingestellte Blut­druck­werte aufgewiesen. Innerhalb dieser Gruppe hatten 8% auch im Spital nur normotensive Werte, bei 21% war der Blut­druck im Spital mässig und bei 40% stark erhöht. Die Do­sis­erhöhung erfolgte ohne Rücksicht darauf, wie stark die Be­handelten voraussichtlich von der besseren Blutdruckeinstel­lung profitieren würden (bezogen auf Lebenserwartung, De­menz oder ein metastasierendes Karzinom bzw. hinsichtlich einer Vorgeschichte von Herzinfarkt, zerebrovaskulärer Er­krankung oder Nierenerkrankung).

Wie wird es gedeutet?

Im Spital sind höhere Blutdruckwerte häufig, wahrscheinlich aufgrund von Stress, Angst und «Weisskittel»-Hypertonie (und häufigen Blutdruckmessungen). Dies verleitet dazu, die Blut­druck-Medikation zu erhöhen, ohne Rücksicht auf die vor dem Spitalaufenthalt gemessenen Werte und obwohl die Guidelines sich auf ambulant gemessene Blutdruckwerte be­ziehen. Zu bedenken ist auch, dass gerade bei älteren Kran­ken zu niedrige Blutdruckwerte gefährlich werden könnten.

Screen-Kommentar

Hier werden interessante Daten ver­mittelt. Sie zeigen, dass auch in einem bestmöglich vernetzten Inpatient-Outpatient-System (nämlich im «US Veterans Admi­nistration Health Sys­tem») allgemein zugängliche elektroni­sche Patientendaten die Kommunikation zwischen Grundver­sorgern und Spital nicht ausreichend verbessern. Die Resultate dieser Studie belegen auch, dass häufig eher «gemessene Werte» als kranke Indivi­duen behandelt werden. Ob e-Health die Zusammenarbeit zwischen Spital und Hausärztinnen und Hausärzten verbes­sern kann, wird sich zeigen müssen.

Zusammengefasst und kommentiert von Renato L. Galeazzi

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infomed-screen 23 -- No. 1
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Geänderte Blutdruckbehandlung im Spital ( 2019)